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LANDKREIS HASSBERGE
Fünf Säulen für bessere Bildungschancen
Nach dem einstimmigen Votum des Dialogforums, das in der Ganztagesstätte am Schulzentrum in Haßfurt stattfand, bewirbt sich jetzt der Landkreis Haßberge um das Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“. Unser Bild zeigt (von links) Landrat Rudolf Handwerker, Bernhard Butz, Leitender Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Regierungsvizepräsident Dr. Andreas Metschke, Jugendamtsleiterin Adelinde Friedrich, Horst Karch, Vorsitzender der Konferenz der Schulaufsicht, Oskar Ebert, Vorsitzender  des Kreisverbands Haßberge des Bayerischen Gemeindetags, und Bertram Odoj von der Regierung von Unterfranken, Koordinator der Bildungsregionen in Bayern.
Foto: Langer | Nach dem einstimmigen Votum des Dialogforums, das in der Ganztagesstätte am Schulzentrum in Haßfurt stattfand, bewirbt sich jetzt der Landkreis Haßberge um das Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:28 Uhr

Der Landkreis Haßberge ist auf dem besten Weg zur „Bildungsregion in Bayern“. Nach dem einstimmigen Votum des Dialogforums, das in der Ganztagesstätte am Schulzentrum in Haßfurt stattfand, wird er sich als erster Landkreis in Unterfranken nun um das Gütesiegel bewerben.

„Nach dem PISA-Schock 2001/ 2002 waren wir überzeugt, dass wir vor Ort einen Beitrag zu einer besseren Qualifizierung unserer Kinder leisten müssen“, sagte Landrat Handwerker zu Beginn des Dialogforums. „Schon 2002 hatten wir alle Bildungsträger eingeladen und den Arbeitskreis Schulentwicklung Landkreis Haßberge gebildet, der in der Folge wichtige Beiträge zur Entstehung einer kommunalen Bildungslandschaft geleistet hat.“ Im Wesentlichen habe der Arbeitskreis die Ziele verfolgt, dass alle Kinder die Schulen mit einem Abschluss verlassen und dass die Kinder so weit qualifiziert werden, wie sie qualifizierbar sind.

Die vielfältigen und umfangreichen Ergebnisse hätten bereits viele Verbesserungen in der Bildungslandschaft bewirkt und insbesondere durch das breite Angebot von Jugendsozialarbeit an Schulen zur Verbesserung der Situation der Schüler und des Schulklimas beigetragen. Die Leistungsfähigkeit des Landkreises auf dem Bildungssektor sei auch im Deutschen Lernatlas 2011 der Bertelsmannstiftung dokumentiert. So habe der Landkreis im Bereich des sozialen Lernens den 1. Rang unter den ländlichen Regionen erreicht. „Dennoch schien es uns wichtig, dass wir uns am Prozess der Bildungsregionen Bayern beteiligen und anhand der fünf Säulen analysieren, wo wir denn konkret stehen“, erklärte der Landrat. „Ich freue mich, dass wir die intensive Vernetzung aller am Prozess beteiligter Kooperationspartner wie Kommunen, Schulen, Jugendhilfe, Arbeitsverwaltung und Wirtschaft weiter vertiefen konnten.“ Eine Zertifizierung der intensiven Arbeit als Bildungsregion in Bayern würde dieses gemeinsame Bemühen nochmals besonders würdigen. „Ich danke Ihnen allen für Ihr Engagement, ihre tatkräftige Unterstützung und Begleitung des Landkreises Haßberge auf dem Weg zur Bildungsregion Haßberge“, betonte Handwerker.

Die Initiative „Bildungsregionen in Bayern“ hat zum Ziel, die Zukunft der jungen Menschen in der Region mit einem passgenauen Bildungsangebot zu sichern, das ihnen die Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Teilhabechancen ermöglicht. Sie basiert auf fünf Säulen, zu denen Ende 2012 Arbeitskreise gebildet wurden. Der erste Arbeitskreis, dessen Ergebnisse und Projekte Stephan Bauer mitteilte, beschäftigte sich damit, wie die Übergänge der Kinder vom Kindergarten in die verschiedenen Schularten bis hin zum Beruf organisiert und begleitet werden können. Unter der Leitung von Schulamtsdirektorin Ulrike Brech befasste sich der zweite Arbeitskreis damit, wie die Schulen durch Kooperation insbesondere auch mit der Jugendhilfe in die Region geöffnet werden können. Beispielsweise durch die Koordination der Berufsinformationsmessen, wie Matthias Weinberger als Geschäftsführer des Arbeitskreises Arbeit/Wirtschaft mitteilte. Oder durch die Institutionalisierung der Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Jugendhilfe, wie die Schulpsychologin Sabine Kröner erläuterte. Aber auch durch die Einrichtung einer „Bildungs-Homepage“, die die Rektorin der Mittelschule, Gabriele Förster, vorstellte, und durch einen ständigen Kontakt zwischen dem Landkreis, den Kommunen, Schulabgängern und Studenten mithilfe eines E-Mail-News-Letters „Hast scho g’hörd..?“, den der Geschäftsführer der Vhs Landkreis Haßberge, Holger Weininger, präsentierte. Wie man jungen Menschen in besonderen Lebenslagen helfen kann, war das Thema des dritten Arbeitskreises unter der Leitung des Geschäftsführers des Bayerischen Roten Kreuzes Haßberge, Dieter Greger. Er berichtete, welche Angebote in den Bereichen Integration, Inklusion, Schule und Jugendhilfe sowie „Arbeitsbezogene Jugendsozialarbeit“ entwickelt wurden. Ebenfalls sehr umfangreich stellte sich das Thema des vierten Arbeitskreises, „die Bürgergesellschaft stärken und entwickeln“ dar. Dessen Leiterin, Oberregierungsrätin Caroline Mehringer-Räth, ging vor allem auf den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung und einer flächendeckenden Ferienbetreuung, die Weiterentwicklung des gebundenen Ganztagesangebotes und der Ehrenamtskultur sowie die Einrichtung einer internetbasierten Freiwilligenbörse ein. Der fünfte Arbeitskreis unter Leitung des Geschäftsführers des Schulzweckverbandes und geschäftsleitenden Beamten des Landratsamtes, Horst Hofmann, stellte sich der Frage, wie der demografische Wandel angenommen werden kann. Dabei ging es um die Sicherung der Bildungsangebote, ein zukunftsweisendes Schulgebäudemanagement und um die Bedeutung der Bildung für den Standort Haßberge.

„In einer Bildungsregion arbeiten die Kindertagesstätten, Schulen und Kommunen, die Jugendhilfe, die Arbeitsverwaltung, die Wirtschaft, die Erwachsenenbildung und weitere außerschulische Organisationen zusammen, um die Bildungsqualität in ihrer Region zu verbessern“, sagte Bernhard Butz, Leitender Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Nicht nur im Landkreis Haßberge, sondern in ganz Bayern hätten sich in 51 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte viele Menschen Arbeitsgruppen formiert und überlegt, wie sie ihren Landkreis in ausgewählten Themenfeldern weiterentwickeln und wie sie konkrete Verbesserungen für die jungen Menschen in der Region erzielen könnten. Das Bildungsministerium verleihe in Abstimmung mit dem Sozialministerium das Qualitätssiegel „Bildungsregion in Bayern“ Landkreisen und kreisfreien Städten, wenn sie ein regionales Konzept unter Mitwirkung des örtlichen Jugendhilfeausschusses erarbeiteten und umsetzten, das den Zielen einer Bildungsregion entspreche.

„Bildung und lebenslanges Lernen sind für jeden Bürger notwendig, aber auch ein wesentlicher Standortfaktor“, betonte Regierungsvizepräsident Dr. Andreas Metschke. Daher sei es auch weiterhin unerlässlich, Optimierungsprozesse anzustreben, Lösungen aus der Region für die Region zu entwickeln und die bestehenden Bildungsangebote zu vernetzen. Im Landkreis Haßberge seien motivierte Mitstreiter gefunden worden, die in ihrer Freizeit wohl durchdachte Lösungsvorschläge erarbeitet und dabei auch auf Initiativen hingewiesen hätten, die das Kultusministerium beziehungsweise die Regierung auf den Weg gebracht worden seien. „Ihnen allen möchte ich danken, dass Sie sich eingebracht haben und dies hoffentlich auch weiterhin tun werden.“ Diesem Dank schloss sich auch Oskar Ebert an. Der Vorsitzende des Kreisverbands Haßberge des Bayerischen Gemeindetags verzichtete auf eine Rede, da mitten in der Veranstaltung die Heizungsanlage im Saal komplett ausgefallen war und sich neben der Euphorie langsam Kälte breitgemacht hatte.

Nach dem Votum des Dialogforums in Haßfurt wird sich der Landkreis jetzt um das Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“ bewerben. Die Konferenz der Schulaufsicht in Unterfranken wird die Bewerbung schulartübergreifend prüfen, das Bayerische Landesjugendamt und den Bayerischen Jugendring um Stellungnahme bitten und schließlich einen Entscheidungsvorschlag vorlegen. Auf dieser Grundlage entscheidet das Bildungsministerium mit dem Sozialministerium über die Verleihung des Gütesiegels. Weil aber kein „Strohfeuer“ gewünscht, sondern auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, geht es auch nach der Auszeichnung weiter. So sollen die in der Bewerbung aufgeführten Projekte umgesetzt werden. Die Konferenz der Schulaufsicht wird diesen Prozess gegebenenfalls qualitätssichernd begleiten. Die Bewerbungsbroschüre wird nach Fertigstellung auf der Internetseite des Landratsamtes zu finden sein.

Das Sprachförderprojekt in Haßfurt für Grundschüler mit Migrationshintergrund des Staatlichen Schulamtes mit dem Rotary Club Haßfurt und dem Bayerischen Roten Kreuz Haßberge, soll auf Schüler ohne Migrationshintergrund und weitere Schulen ausgedehnt werden. Wie eine Unterrichtsstunde aussehen kann, zeigten Stefanie Mitscher (links) und Gioia Kestler-Lazzarin.
Foto: Langer | Das Sprachförderprojekt in Haßfurt für Grundschüler mit Migrationshintergrund des Staatlichen Schulamtes mit dem Rotary Club Haßfurt und dem Bayerischen Roten Kreuz Haßberge, soll auf Schüler ohne ...
 
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