Zum Thema „Frauen in die Politik“ diskutierten Teilnehmerinnen aus der kommunalen und Bundespolitik. Mit reger Beteiligung aus dem Publikum wurde rund um die Fragen debattiert, warum sich wenige Frauen an Politik beteiligen und warum diese unterdurchschnittlich oft in politische Ämter gewählt und besetzt werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Volkshochschule (Vhs) Haßberge, die die Podiumsdiskussion veranstaltet hat.
„Die gesellschaftlich gewachsene Akzeptanz von männlichen Politikern“ müsse durchbrochen werden. Diese Erkenntnis fasste eine Dame aus dem Publikum während der Podiumsdiskussion "Frauen in die Politik" zusammen und bekam dafür viel Zustimmung von allen Anwesenden. Vorausgegangen war dieser Feststellung bereits eine angeregte Diskussion rund um die Erfahrungen der Teilnehmerinnen in der Politik und die Suche nach Lösungsansätzen für die geringe Repräsentanz von Frauen in Gremien, Führungspositionen und Parlamenten auf Bundes- und kommunalpolitischer Ebene.
Moderiert wurde die Vhs-Veranstaltung von der Journalistin Brigitte Krause vom Fränkischen Tag. Diese freute sich, gleich sechs Politikerinnen auf dem Podium begrüßen zu dürfen: die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (Bündnis 90/die Grünen), die Vorsitzende im Kreisverband der FDP Katrin Hiernickel (FDP), die Dritte Bürgermeisterin der Stadt Königsberg Stefanie Hümpfner (CSU), die Stadträtin aus Eltmann Julia Müller (CSU), die Breitbrunner Bürgermeisterin Ruth Frank (parteilos) und die Zeiler Stadträtin Petra Hohenberger (ÜZL).
Akzeptanz erhöhen
Bereits der Einstieg in die Diskussion hatte es in sich. Der Blick wurde auf die Frauenquote geworfen, die einige Parteien bereits eingeführt haben. Für Manuela Rottmann eine gute Entscheidung, denn oft sei der Frauenmangel durch die Frauen selbst bedingt, die sich den Schritt in die Politik nicht zutrauten. Aus gutem Grund, wie auch einige der anderen Politikerinnen bestätigen. Denn die Vorherrschaft von männlichen Kollegen in den Gremien bedinge leider oft noch einen Kampf darum, mit der eigenen Meinung gehört zu werden und nicht durch das eigene Aussehen zu punkten. Eine Frauenquote könnte dabei helfen, den Anteil auszugleichen und die Akzeptanz des weiblichen Geschlechts zu erhöhen, so Rottmann. Zustimmung gab es dafür nur teilweise.
Nach Meinung von Julia Müller liege es vor allem auch an den Frauen selbst, sich durchzusetzen und sich gleichwertig gegenüber den Männern zu sehen. Diese müssten gegen die immer noch vorherrschende Auffassung ankämpfen, eine Frau gehöre in den Sozialausschuss, obwohl sie als Wirtschaftsingenieurin dafür keinerlei Kompetenzen aufzuweisen hat. Eine Erfahrung, die Julia Müller selbst gemacht hat. Das Wort "kämpfen" sah Ruth Frank in diesem Zusammenhang kritisch, denn es impliziere automatisch, einen Gegner vor sich zu haben. Vielmehr sieht sie das Ziel darin, durch gegenseitiges Verständnis und Austausch eine Gleichbehandlung zu erzielen.
Neue Formate entwickeln
Doch nicht nur Frauen spielten bei der Diskussion eine Rolle. Früh schon zeigte sich während des Abends Einigkeit bei den Politikerinnen, dass Politik auch für junge Menschen attraktiver werden müsse. Unabhängig vom Geschlecht, dürfe nicht „die Herrschaft des Sitzfleisches und Totlaberns“ regieren, wie Manuela Rottmann es zusammenfasste. Bei Sitzungen von mehreren Stunden bis in die Nacht hinein und zu Zeiten, die sich nicht mit dem Arbeitsleben kaum in Einklang bringen ließen, blieben junge Frauen und Männer auf der Strecke in der Politik. Um Politik attraktiv zu machen, müssten neue (Zeit-) Formate entwickelt werden, wie z.B. Online-Sitzungen oder die Aufteilung von Ämtern, die politisches Engagement erleichterten, wie Katrin Hiernickel es zusammenfasste.
Was am Ende mehr Frauen in die Politik bewegen könnte, fasste Stefanie Hümpfner für sich zum Abschluss zusammen: Die Vernetzung von Frauen untereinander sei ein entscheidender Faktor. Frauen müssten Frauen fördern über Parteigrenzen hinweg. Auf breite Zustimmung stieß diesbezüglich auch der Vorschlag aus dem Publikum, junge Politikerinnen in ihren Anfängen eine Art Onboarding oder Coaching zu bieten, welches ihnen eine Einführung in ihr neues Amt bot. Ein Vorschlag, der auch jungen Politikern eine Hilfe wäre.
Dabei vergessen werden dürfte allerdings nicht, dass dies nicht nur innerhalb der Politik geschehen dürfe. Wie Petra Hohenberger anmerkte, sei oft nicht das Problem von zu wenigen Frauen, die zur Wahl antreten würden. Vielmehr, dass diese nicht gewählt werden würden. Frauen außerhalb der Politik müssten auch Frauen in der Politik mit ihrer Stimme fördern. Doch warum dies bisher oft nicht geschieht, ließ sich für die anwesenden Frauen nur schwer ergründen. Das bleibt wohl weiteren Veranstaltungen in der Reihe „Frauen in die Politik“ der Vhs Haßberge vorbehalten, endet die Mitteilung.