
"Die Sprache spielt im täglichen Leben in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle, sowohl im Betrieb, im Hofladen als auch in der Familie. Jedes Wort wirkt und mit unserer Sprache schaffen wir eine Atmosphäre." Mit diesen Worten stieg Sprachwissenschaftlerin Mechtild von Scheurl-Defersdorf vor über 100 Frauen in den 35. Unterfränkischen Frauentag des "Verbandes für Landwirtschaftliche Fachbildung" (VfL) in Haßfurt ein. Sie präsentierte in ihrem interaktiven Vortrag auch praxisnahe Anregungen für die Sprache im Alltag, in die alle mit einbezogen wurden.
Mechtild von Scherl-Defersdorf, auch Kommunikationstrainerin und Autorin zahlreicher Bücher, verwies eingangs darauf, dass Sprachentwicklung etwas mit Kultur zu tun habe und wie wir miteinander umgehen. Deswegen sei es auch wichtig, zu spüren, dass Sprache eine Wirkung habe.
Das zu wissen, sei schon bei der Kontaktaufnahme wichtig, "wo die drei A wahre Wunder wirken: das A für Ansprechen (mit Namen), das A für Anschauen und das A für einen Atemzug Pause, bevor das Gespräch weitergeht." Dazu lagen Kärtchen auf den Tischen bereit, die zu Gesprächen anregen sollten. "Behalten Sie die Möglichkeit im Hinterkopf", erinnerte Scherl-Defersdorf. Weiter erklärte sie: "Wir merken uns Bilder. Wenn aber die Botschaft und ihre Bilder nicht zusammenkommen, ist es nicht gut."

Viele Menschen würden aber unter dem Druck leiden, etwas schnell machen zu müssen. So gebrauchten sie "schnell" oder auch "müssen" schon gewohnheitsmäßig, wie zum Beispiel im Hofladen. Ein Beispiel: die Forderung "Geben Sie mir schnell ein Kilo Karotten". "Immer, wenn wir das Wort 'schnell' sagen, bringen wir eine emotionale Schräglage rein, welche die Beziehung stört." Auch der anerzogene Gedanke, etwas zwingen tun zu müssen, führe zu Stress.
Viele Füllwörter wie "quasi", "ehrlich" oder das fränkische "gell" seien zudem oft unpassend und erzeugten nicht die richtigen Bilder. Auch, ob in einem Satz etwas bejaht oder verneint werde, verändere, wie er ankommt. "Immer, wenn wir die Verneinung gebrauchen, malen wir ein falsches Bild. Vergiss den Schlüssel nicht – heißt einfach: Denk an den Schlüssel!"
Schließlich erklärte sie noch die Wirkung von Personalpronomen. "Bei Whatsapp-Gesprächen werden oft keine Personalpronomen mehr verwendet und deswegen laufen sie unpersönlich ab."
Mit dem Berufskollegen und Haselnussbauer Fritz Stiegler war ein Mundartautor zu Gast, der auch schon mit dem "Frankenwürfel" ausgezeichnet wurde. Seit Jahren betreibt er den Anbau von Haselnüssen, woraus fränkische Nougatcreme gemacht wird.

Stiegler erzählte davon, wie er vom Schreiben kleiner Mundartgedichte zum Musical-Autor für die Festspiele auf Bad Cadolzburg und schließlich zum Schreiben von Romanen gekommen ist. Bei seiner Lesung kam er auf seinen Roman "Heiner" (2021) zu sprechen, der auf einen Mann zurückgehe, der in seiner Nachbarschaft lebte.
Schonungslos ließ Stiegler darin die bäuerliche Lebenswelt dieser Zeit lebendig werden und verwob diese mit eigenen Kindheitserlebnissen. Damit fesselte er das Publikum, weil wohl viele Zuhörerinnen und Zuhörer ähnliche Erlebnisse aus Erzählungen der eigenen Großeltern noch gekannt haben dürften.