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HASSFURT
„Französischer Wein reift in Haßfurter Eichen“
Gute Einblicke in die Waldbewirtschaftung erhielt der Stadtrat Haßfurt bei der Besichtigung des Stadtwaldes „Eichenbühl“ bei Buch vor allem durch Forstdirektor Hans Stark (zweiter von links) vom Universitätsforstamt Sailershausen.
Foto: Ulrike Langer | Gute Einblicke in die Waldbewirtschaftung erhielt der Stadtrat Haßfurt bei der Besichtigung des Stadtwaldes „Eichenbühl“ bei Buch vor allem durch Forstdirektor Hans Stark (zweiter von links) vom ...
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:25 Uhr

Den Wald der Stadt Haßfurt charakterisieren nicht nur Zahlen wie die Fläche, die Ausgaben und der Ertrag. Vielmehr besteht der Wald aus lebendigen Bäumen, die einen Erholungsraum für die Bürger und einen Rückzugsraum für Fauna und Flora bieten. Um den Stadträten, vor allem den neugewählten, einmal einen Eindruck von „ihrem“ Wald zu vermitteln, waren sie zu einer Besichtigung des Stadtwalds „Eichenbühl“ bei Buch eingeladen.

Wie Bürgermeister Günther Werner eingangs mitteilte, hat der Stadtwald Haßfurt eine Fläche von 379 Hektar und besteht aus 234 Festmetern pro Hektar. Zum Stadtwald gehörten der Seidenhäuser Wald bei Hofstetten und der „Eichenbühl“ bei Buch sowie Waldanteile in Prappach, Unterhohenried, Uchenhofen, Wülflingen, Sylbach und unterhalb der Hohen Wann. „Unser Wald wurde vor drei Jahren begutachtet und hat demnach einen Wert von sieben Millionen Euro“, so der Bürgermeister. Er dankte Forstdirektor Hans Stark vom Universitätsforstamt Sailershausen, der für die Bewirtschaftung des „Eichenbühl“ und des Stadtwalds bei Wülflingen zuständig ist, und Forstoberrat Franz Eder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, das die Waldbewirtschaftung der anderen Wälder übernimmt, aber auch ehemaligem Förster Franz Götz, Jagdpächter Gernot Flierl und Jagdbegeher Toni Schenk.

Hans Stark, der die Gruppe durch einen Teil des Waldes führte, berichtete, dass im gesamten Stadtwald jährlich 6,7 Festmeter pro Hektar nachwachsen, während derzeit nur 5,3 Festmeter pro Hektar und Jahr geschlagen werden. Zum Bestand zählen Eichen (29 Prozent), Buchen (24 Prozent), Edellaubbäume (12 Prozent), seltene Laubbäume (11 Prozent), Fichten (12 Prozent), Kiefern (8 Prozent) und Lärchen (4 Prozent).

„Der Eichenbühl ist ein sehr schöner Wald“, betonte er und erklärte den Stadträten im Lauf der zweistündigen Führung viel Wissenswertes über die Bestände und die Bewirtschaftung. Franz Eder wiederum teilte mit, dass mit der Forstreform im Jahr 2005 die Forstämter aufgelöst wurden und das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für den kompletten Wald zuständig ist. „Sie sollten sich eines merken: wenn’s um den Wald geht, wenden Sie sich vertrauensvoll an uns“, sagte er, denn seine Behörde berate alle privaten und kommunalen Waldbesitzer kostenlos und umfassend und übernehme die Bewirtschaftung des Kommunalwaldes. „Im Landkreis Haßberge mit seinen fünf Forstrevieren liegt der Waldanteil bei 40 Prozent“, erklärte Franz Eder. „Die rund 38 900 Hektar Wald gehören zu 23 Prozent den Kommunen, 36 Prozent sind Staatsflächen und 41 Prozent nimmt der Privatwald ein.“

Auf dem Rundweg durch den „Eichenbühl“ traf die Gruppe auf Spuren von Wildschweinen, die sich an der starken Eichel- und Buchenmast gütlich tun. Stark verwies darauf, dass die Wildschweine bejagt werden müssten. Weil aber die Preise für Wildschweinbraten derzeit im Keller liegen und ein Jäger nur 80 Cent für das Kilogramm erzielen kann, sagte er: „Leute, esst Wildschweinbraten, damit sich das Jagen für Gernot Flierl rentiert.“ Der Forstdirektor zeigte den Stadträten einen Eichen- und Buchenbestand, in dem die Bäume zwischen 100 und über 180 Jahre alt sind und in 40 Jahren rund zehn Festmeter zu erwarten sind.

„Bäume, die mit einem roten Punkt markiert sind, werden gefällt. Wertvolle Bäume wie beispielsweise Elsbeeren, sind mit einem roten Ring gekennzeichnet, und Bäume mit Zahlen wurden als Biotopbäume ausgewiesen“, teilte er mit. Gemäß dem Vertragsnaturschutzprogramm erhält die Stadt, wenn sie sechs solcher Biotopbäume pro Hektar stehen lässt, 80 Euro pro Jahr und Hektar an Förderung. Biotopbäume sind geschädigte Bäume, die für Fauna und Flora überaus wichtig sind; unter anderem für Spechte, Hirschkäfer, Hornissen, Fledermäuse, Flechten, Moose oder Pilze. Stark verwies auch auf Natur-Verjüngungsbestände, in denen sich aus der selbstständigen Saat umstehender Bäume ein neuer Jungbestand an Rotbuchen, Bergahorne, Kirschbäume, Eichen und Hainbuchen entwickelt hat. „Wollte man eine solche Fläche per Hand anpflanzen, würde dies 20 000 Euro pro Hektar kosten“, erläuterte Stark. Weil Gernot Flierl nicht nur Jäger sei, sondern auch den Wald sehr schätze und den Wildbestand ausreichend reduziere, könne man auch auf Zäune um die Verjüngung verzichten. Die Naturverjüngung werde vom Staat mit bis zu 1300 Euro pro Hektar gefördert.

An anderer Stelle berichtete Stark, dass Naturverjüngungsbestände auch durchforstet werden müssten. Denn sonst setzten sich vor allem die Buchen durch. Auch die Jungbestandspflege werde bezuschusst.

Anhand einer Buche erklärte der Forstdirektor, dass sich für die rund fünf Kubikmeter Holz rund 400 Euro für das Stammholz und 100 Euro für das Brennholz erzielen ließen. Eine Eiche brächte aber einen zehn- bis fünfzehnmal so hohen Ertrag. Dazu merkte Dietmar Will von der Stadtverwaltung an: „Eichen aus unserem Eichenbühl wurden schon nach Frankreich zur Herstellung von Fässern für französischen Rotwein verkauft!“

Zur Holzernte merkte Stark an, dass sich der Einsatz von Holzvollerntern, so genannten Harvestern, in bestimmten Fällen lohne. „Das sieht zwar nicht ästhetisch aus, aber von einem guten Maschinenführer bedient und bei gutem Wetter eingesetzt, ist das eine sehr kostengünstige und bestandsschonende Fällmöglichkeit.“

Zum Schluss zeigte er den Stadträten einen Douglasienbestand. Die Bäume wurden auf einer Fläche gepflanzt, die durch Sturm und Borkenkäfer geschädigt worden war. „Die Douglasien eignen sich ebenso wie die Weißtanne, weil sie den Klimawandel gut vertragen“, teilte er mit.

Nach der Führung stellte Bürgermeister Günther Werner im Forsthaus fest: „Unser Wald ist in guten Händen und wir können uns glücklich schätzen, dass wir er so kompetent bewirtschaftet wird!“

Bürgermeister Günther Werner (links) hieß den Stadtrat zur Waldbesichtigung im Stadtwald „Eichenbühl“ bei Haßfurt willkommen. Mit im Bild (von rechts) Forstoberrat Franz Eder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, der Förster im Ruhestand, Franz Götz, sowie Forstdirektor Hans Stark vom Universitätsforstamt Sailershausen.
Foto: Ulrike Langer | Bürgermeister Günther Werner (links) hieß den Stadtrat zur Waldbesichtigung im Stadtwald „Eichenbühl“ bei Haßfurt willkommen.
Der Stadtrat Haßfurt besichtigte am Mittwochnachmittag den Stadtwald „Eichenbühl“ bei Buch.
Foto: Ulrike Langer | Der Stadtrat Haßfurt besichtigte am Mittwochnachmittag den Stadtwald „Eichenbühl“ bei Buch.
Die Naturverjüngungsbestände müssen durchforstet werden, da sich sonst vor allem die Buchen durchsetzen. Dies erklärte Forstdirektor Hans Stark (im Bild) vom Universitätsforstamt Sailershausen dem Stadtrat bei der Waldbesichtigung mit.
Foto: Ulrike Langer | Die Naturverjüngungsbestände müssen durchforstet werden, da sich sonst vor allem die Buchen durchsetzen. Dies erklärte Forstdirektor Hans Stark (im Bild) vom Universitätsforstamt Sailershausen dem Stadtrat bei der ...
Eine sehr interessante Führung durch den Stadtwald „Eichenbühl“ bei Buch bot Forstdirektor Hans Stark (links) vom Universitätsforstamt Sailershausen dem Stadtrat Haßfurt. Mit im Bild (weiter von links) Forstoberrat Franz Eder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt und der Förster im Ruhestand, Franz Götz.
Foto: Ulrike Langer | Eine sehr interessante Führung durch den Stadtwald „Eichenbühl“ bei Buch bot Forstdirektor Hans Stark (links) vom Universitätsforstamt Sailershausen dem Stadtrat Haßfurt.
 
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