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FRIESENHAUSEN
Fränkisches Allerlei
Günter Stock       -  _
Von unserer Mitarbeiterin Gudrun Klopf
 |  aktualisiert: 20.05.2017 04:05 Uhr

„Mit der Bitte um geneigte Berücksichtigung meines Wunsches verharre ich mit ausgezeichneter Hochachtung als dankbarster Anton H.“ Ja früher, da herrschte noch Höflichkeit im Schriftverkehr. Von wegen „LG“ oder „MfG“. Gewandt formuliert auch die Entschuldigung einer liebenden Mutter für die Schlamperei ihres Sprösslings: „Hierdurch wird bescheinigt, dass mein Sohn Richard den 30-jährigen Krieg verloren hat. Er wird aber sofort einen neuen beginnen, wenn er aus der Schule zurück ist.“

Mit köstlichen Proben handschriftlicher Ausdruckskunst strapazierte Fredi Breunig die Lachmuskeln seines Publikums. Der Großeibstädter, bekannt aus der „Närrischen Weinprobe“ und der „Fassnacht in Franken“, eröffnete im voll besetzten Sportheim in Friesenhausen die Mundart-Rallye.

Man nehme: Vier Orte – Friesenhausen, Hofheim, Ostheim, Goßmannsdorf. Vier Kabarettisten – Fredi Breunig, Wolfgang Reichmann, Günter Stock und Wilhelm Wolpert. Und schon beginnt sich das Karussell des fränkischen Humors zu drehen.

Bereits zum zweiten Mal luden die Sportvereine besagter Ortschaften die vier „Mundartisten“ unterschiedlicher Dialektfärbungen in ihre Sportheime ein. Und wieder hieß es für alle Zögerer: „Ausverkauft!“. Nach und nach trifft das Quartett zur Lagebesprechung im Hofheimer Sportheim ein. „Heutzutage hat jeder ein Bündel zu tragen und ist froh, wenn er einfach mal nur lachen kann“, erklärt sich Wolfgang Reichmann das Verlangen nach fränkischem Wortwitz.

„Die Leute erkennen sich selbst in den Geschichten und Witzen, die wir erzählen“, fügt Wilhelm Wolpert hinzu. Günter Stock stärkt sich vor dem Marathon noch mit einer deftigen Brotzeit. „Mit der Wurst haben sie es aber sehr gut gemeint“, kommentiert er lachend das fingerdick belegte Brot. „Ich sag' heut' gar nix“, schimpft Fredi Breunig, der direkt vom Fußballplatz kommt. „Großbardorf hat verloren. Das beeinträchtigt meine Laune dodal.“

Doch als er in Friesenhausen die Bühne betritt, hat sich seine Laune sichtlich verbessert. Den Stolz der Unterfranken auf ihre Heimat belegt er mit zahlreichen Beispielen: Beckenbauer bei uns im Rhönklinikum. Bestimmt trinkt er Bionade von uns. „Hoffentlich geht alles gut“.


Eine Unfallmeldung auf der A71? „Das sind wir! Hoffentlich ist was Gscheits passiert.“ Besonders freut sich Breunig über eine Zeitungsmeldung: „Zwei Jugendliche beim Rauchen erwischt.“ „Genau da will ich leben, wo so eine Meldung in der Zeitung steht.“

Wer sagt denn, dass Jahreshauptversammlungen langweilig sind? Zum Toben brachte Breunig die Sporthalle mit dem Verlesen eines Jahresberichtes des Junggesellenvereins. „Sie vermehren sich nicht, aber sie sterben nie aus.“ Mit Bravorufen und stürmischem Applaus wurde der Humorist aus dem Grabfeldgau entlassen.

Stimme aus Bamberg

Die zweite Runde brachte den Hobbykabarettisten Wolfgang Reichmann nach Friesenhausen. Die Stimme des ehemalige Hauptschullehrers ist Fußballfans aus dem Radio bekannt. Reichmann war lange Jahre nebenberuflich als Sportreporter beim Bayerischen Rundfunk unterwegs. Klar, dass der Bamberger die unterschiedlichen Dialekte unter die Lupe nahm. „Euer 'li' und 'lich' macht alles kleiner“, hielt er den Unterfranken vor und „Iiiih“ sei außerdem ein Ausdruck des Ekels. Da seien die Bamberger mit ihrem „la“ am Ende schon besser dran, zumal „Aaaah“ ein Ausdruck von Erstaunen und Bewunderung sei. Reichmann beleuchtete sowohl entscheidende Religionsfragen als auch wichtige Ereignisse der großen Politik: Der Unterschied zwischen einem katholischen und einem evangelischen Pfarrer? „Beim evangelischen dürfen die Kinder im Pfarrhaus wohnen.“ Und: „Seehofer ist der einzige Ministerpräsident, der in Berlin etwas geschaffen hat, das Hand und Fuß hat.“ An der heute gelehrten Mengenlehre fand der Bamberger allerdings keinen Gefallen: „Wenn zwei Leute in einem Raum sind und drei gehen raus, muss einer wieder rein, damit keiner drinnen ist.“ Auch er durfte die Friesenhäuser Bühne nicht ohne Zugabe verlassen.

Nach der flotten Zunge des ehemaligen Reporters legte Günter Stock eine eher gemütliche Gangart ein. Der frühere Bürgermeister aus Margetshöchheim ist ebenfalls durch seine Auftritte bei der „Närrische Weinprobe“ kein Unbekannter. Als Weinbäuerle gewährte er den Zuhörern tiefe Einblicke in sein Eheleben mit seiner Fraa Kunnerle. Richtig verheiratet sei man erst dann, „wenn du jedes Wort, das deine Frau nicht sagt, verstehst.“

Das hoffnungsvoll gekaufte Wasserbett erwies sich in punkto Sexualleben als Fehlinvestition, „wir haben es in totes Meer umgetauft.“ Sohn Kevin meditiere zur Freude seiner Frau Kunnerle von morgens bis abends. „Denn des is besser, wie wenn er den ganzen Tog nur rumhockt.“

Esoterischer Urlaub

Der von Schwiegertochter „Schandal“ antiautoritär erzogene Enkel „Marg-Baskal“ habe ihn auf dem Weg zum Kindergarten gefragt, „Du Opa, menst mir müsse heut' widder mach', was mer wollen?“ Via Autobahn macht sich das Weinbäuerle mit seinem Kunnela auf den Weg in einen esoterischen Urlaub. „Merken Sie nicht, dass Sie in die falsche Richtung fahren, stoppt ihn die Polizei.

„Sie wissen doch gar nicht, wo ich hin will“, entrüstet sich der Geisterfahrer. Die „transdemente“ Abenteuerreise ins eigene Innere erweist sich als Knaller: „Da kannst du Pförz riech', die du noch gar net gelassen hast.“

Den humoristischen Schlusspunkt setzte Lokalmatador Wilhelm Wolpert. Mit Gschichtli und Gedichtli zur Frömmigkeit der Franken oder aus der Tierwelt unterhielt der Mundartdichter im Haßfurter Dialekt das Publikum prächtig. Fast hätte ein Kuhfladen die fliehende Maus vor dem Kater gerettet – wenn da nicht der Schwanz noch zu sehen gewesen wäre.

Gleich drei moralische Lehren lassen sich aus dieser dramatischen Fabel ziehen. Nummero eins: „Nicht jeder Beschieß ist etwas Negatives“. Nicht weniger lehrreich ist Nummero zwei: „Der, der dich aus der Scheiße zieht, ist nicht immer dein Freund.“ Und ganz wichtig, Nummero drei: „Wenn du in der Scheiße steckst, musst du immer den Schwanz einziehen.“

Ein Riesenapplaus verabschiedete Wilhelm Wolpert, den „Erfinder“ der Mundart-Rallye in den Haßbergen – bis zum nächsten Jahr.

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