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EBELSBACH
„Fracking“ klingt wie „Bimbern im Anzug“
Von unserem Mitarbeiter Ralf Naumann
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:22 Uhr

2009, 2011 und 2013 war er bereits Gast in der „Perle der Haßberge“. Doch Michl Müller, dem „Dreggsagg“ aus Garitz bei Bad Kissingen, war dies noch nicht genug. Ganz nach dem neuen Motto „aller guten Dinge sind vier“ stattete er dem Bürgersaal in Ebelsbach („Ebelsbach, ich bin wieder da!“) nach weiteren zwei Jahren – was sich für echte Fans natürlich viel länger anfühlte – am Freitagabend erneut einen mehrstündigen Besuch ab.

Das Warten hatte sich für die Besucher letztlich voll gelohnt. Sie waren von dem 43-jährigen Kabarettisten und seinem aktuellen Programm „Ausfahrt freihalten“ restlos begeistert. Kein Wunder, denn Michl Müller hatte nicht nur das 10 000 Euro teure, teilweise von buddhistischen Mönchen handgeknüpfte neue Bühnenbild dabei, sondern vor allem Themen querbeet am laufenden Band. Alltagsgeschichten kombiniert mit Politik und viel Musik. Egal ob Vatertag, Muttertag mit den „Proseccotussies“, Grills, die heute eher „Openair-Einbauküchen“ gleichen, Krankenhauskeimen oder „Männererkältungen“, die schlimmer sind als eine echte Grippe. Natürlich fehlten auch seine Politikerfreunde nicht. Die „Verteidigungs-Uschi“ Ursula von der Leyen mit ihrem G36 ebenso wie sein Lieblingsrusse „Buddin“ oder Bayerns Horst Seehofer, das beste Windrad weit und breit („der richtig angeschlossen, würde Strom für den ganzen Freistaat liefern“) – fast ohne Komma und Punkt lästerte der ehemalige Werkzeugmechaniker ab, was das Zeug hielt.

Schlimmer noch: Er regte sich richtig auf. „Wir müssen uns aufregen. Protest. Protest. Protest“, lautete sein Ratschlag. Aus diesem Grund schrieb er auch einige neue Protestlieder wie etwa „Sexy“, „Ich werde nie ein Schmetterling“, „Zwiefelplootz und Federweißer“ oder „Ich bin kein Seemann“. Bei näherem Hinhören musste Michl Müller danach immer selbst eingestehen: „Aber wenn man ehrlich ist, war es kein Protestlied.“ Höchstens lustiger Protest. Trotzdem oder gerade deswegen: Die Songs von seinem Album „Ausfahrt freihalten“ machten einfach Spaß und beste Laune.

Zur Sprache kamen schließlich noch die gefährliche Tropenkrankheit „indisches Heulbojenfieber mit Rotz aus der Nase“, „Fracking“, was sich anhört wie „Bimbern im Anzug“, GDL-Chef Claus Weselsky („Die späte Rache Honeckers an der Deutschen Bahn“), die „dreispurigen Krötentunnel mit Beleuchtung“ oder der Zwischenfall in Weimar, als eine Gruppe Rechtsextremer die DGB-Maikundgebung überfiel und dabei mehrere Menschen verletzt wurden. „Weimar, die Stadt der Denker und Dichter. Da rennen aber Leute rum, die nicht denken können und net ganz dicht sind.“

Für ebenso großen Applaus sorgte der „Dreggsagg“, als er immer wieder von seiner abenteuerlichen Urlaubsreise auf die kleine Kanareninsel „La Gomera“ inklusive der Überfahrt von Teneriffa berichtete. Gott sei Dank hatte sein Freund Frank sein neues „Ei-Bäd“ dabei, obwohl er mit seiner neuen Anschaffung noch viel üben muss.

Michl Müller ist ein energiegeladenes Phänomen. Über dreieinhalb Stunden inklusive vier Zugaben und dem berühmten „Kloß mit Soß“ begeisterte er im Bürgersaal, dauerte seine Show, in der er einen gefühlten Marathonlauf zurücklegte und redete, redete, redete. Daran hat er laut eigener Aussage nach wie vor viel Spaß und ist präsenter denn je – auch im Fernsehen. Seine Sendung „Drei. Zwo. Eins. Michl Müller“ war „ein toller Erfolg, die Quoten waren super“, freute er sich und fügte hinzu: „Das waren jetzt vier Folgen. Es geht nächstes Jahr weiter, eine Viertelstunde länger und diesmal der Sendeplatz vorher.“ Auch sonst wird für den 43-Jährigen „alles ein bisschen größer“.

Und da er auch außerhalb Bayerns immer beliebter wird, müsse er angesichts der großen Nachfrage jetzt schon länger überlegen, wo er auftritt. Die Einladung der Theatergruppe Ebelsbach für sein viertes Gastspiel im Bürgersaal allerdings nahm er dankend an: „Das war bisher immer grandios. Dass muss schon sagen. Also geh mer noch amal nach Ebelsbach.“ Danke, Michl Müller!

 
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