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RENTWEINSDORF
Fokus auf fernstes Funkeln in der Finsternis
Der Rosettennebel im Sternbild Einhorn: Es handelt sich um einen diffusen Emissionsnebel, sprich um interstellare Gaswolken, die selbst Licht aussenden, mit einem offenen Sternhaufen.
Foto: Daniel Weihrauch | Der Rosettennebel im Sternbild Einhorn: Es handelt sich um einen diffusen Emissionsnebel, sprich um interstellare Gaswolken, die selbst Licht aussenden, mit einem offenen Sternhaufen.
Von unserem Mitarbeiter Helmut Will
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:08 Uhr

Viele, die eine einigermaßen vernünftige Spiegelreflexkamera besitzen glauben, fotografieren zu können. In der Tat, die heutige Kameragenerationen schaffen im Automatikmodus gute Fotos. Etwas schwieriger wird es, wenn der Fotograf mit Blende und Zeit arbeitet, um zum Beispiel Bilder mit verschwommenen Vorder- oder Hintergrund zu erreichen, bestimmte Merkmale besonders herausarbeiten möchte.

Richtig anspruchsvoll wird es dann, wenn man sich einer besonderen Fotografie verschworen hat, wie zum Beispiel der „Astro- oder Himmelsfotografie.“ Diese betreibt Daniel Weihrauch aus Rentweinsdorf, der auch im Foto-Creativ-Kreis in Ebern Mitglied ist und dort, wie auch beim Wettbewerb „Glanzlichter“ und DVF Photocup – Filderstadt mit seinen Bildern Erfolge erzielt.

Eines wird schnell klar wenn man mit Weihrauch spricht. Neben Fachwissen der Fotografie sind auch Kenntnisse der Astronomie nötig, um das, was man mit dem Teleskop einfangen möchte, in der Weite des Weltalls entdecken zu können. 38 Jahre ist Daniel alt und von Beruf Systemadministrator bei einer Firma im Landkreis Haßberge. „Na ja, 25 Jahre könnten es sein, als ich mit dem Fotografieren begonnen habe“, sagt der Spezialfotograf.

Er lacht und sagt, dass er noch die Rollfilme kenne und er schon immer gerne alles auf Filme gebannt hat, was ihn interessierte.

Wie kam er dazu, sich die Astrofotografie zum Hobby zu machen? Er überlegt kurz, grinst und sagt: „Wenn ich so darüber nachdenke, ist eigentlich meine Verlobte schuld. Sie erinnerte sich, dass irgendwo im Haus ein Teleskop rumliegen müsste.“ Das war wohl die „Geburtsstunde“ seines Hobbys. „Ich habe dann sehr schnell gemerkt, dass das ein größeres Unternehmen wird, ich musste mich mit dem Kosmos, Planeten, Sternenbildern und Galaxien beschäftigen, eben mit der Astronomie“, sagt der Fotograf.

Um Einblicke in den Kosmos zu erlangen, war eine Spezialausrüstung erforderlich. „Ganz wichtig ist neben einer guten Kamera ohne Infrarotfilter und leistungsstarken Teleskopen mit farbreiner Optik eine stabile Teleskopmontierung, da darf nichts wackeln.“ Ein Laptop und eine Computersoftware, die „nachführt“, sind unerlässlich. Nachführen? „Das bedeutet, dass die Software automatisch das Teleskop mit der Kamera den sich bewegenden Objekten im Weltall anpasst“, erläutert Daniel.

Zuerst müsse jedoch alles eingestellt und kalibriert sein. „So um die 6000 Euro muss man im Minimum aufwenden, um Astrofotografie betreiben zu können“, sagt Weihrauch.

„Ach ja, eine starke Autobatterie ist auch nötig, weil man viel Strom braucht.“ Daniel schmunzelt und sagt: „Einmal habe ich meine Ausrüstung an die Batterie meines Autos angeschlossen, was zur Folge hatte, dass ich nach vielen Stunden in der Kälte mein Auto nicht mehr starten konnte.“

Im guten Fachhandel stehen heute moderne und preiswerte Hilfsmittel und Geräte zur Verfügung, die Aufnahmen von der Mondoberfläche, den Planeten und einer Vielzahl an sogenannten „Deep-Sky-Objekten“ wie Doppel- und Mehrfachsterne, Sternhaufen, Gasnebel, Planetarische Nebel, Galaxien, Quasare und dergleichen in einer Qualität möglich machen, die vor wenigen Jahrzehnten nur in großen Observatorien denkbar war, erläutert der Fachmann. Mit der Deep-Sky-Fotografie werde die Astrofotografie erst richtig anspruchsvoll, denn hier würden Dinge sichtbar, die beim Blick durch das Okular oft nur als unscheinbares Nebelchen wahrgenommen oder völlig unsichtbar bleiben.

Die Astrofotografie ist in Deutschland nicht so das ideale Hobby, sagt er. Dies deshalb, weil man einen absolut dunklen Himmel braucht und abseits der Zivilisation sein müsse. Das Mondlicht überstrahle alles und alle sonstigen Lichtquellen erschweren die Astrofotografie enorm. „In Deutschland gibt es eigentlich nur drei Nächte pro Jahr, in denen man mit einem perfekten Wetter für dieses Hobby rechnen kann“, so Daniel. Im Sommer sei das Problem, dass es nie so richtig dunkel wird, im Herbst trüben oft Nebel die Freude an Himmelsfotografie und eigentlich nur im Winter, wenn es sehr kalt ist, sind die Voraussetzungen gut. „Man muss sich schon genau informieren, wenn die ideale Zeit ist.“ Wenn man weiß, dass der Auf- und Abbau seiner Ausrüstung jeweils eine Stunde dauert, müsse man mit sechs Stunden rechnen um mehrere Bilder zu bekommen, die man dann zu einem brauchbaren zusammen fast. „Die Nachbearbeitung dauert, je nach Motiv, auch noch zwischen ein und sechs Stunden.“ Daniel erzählt von seiner „härtesten Nacht“ in freier Flur. „Da war ich bei minus elf Grad von 20 Uhr bis früh um sechs Uhr draußen. Danach war ich fast erfroren und total fertig.“

Was muss man tun, um ein „Pretty Picture“ (hübsches, schönes Bild) zu bekommen. Astrofotograf Daniel erklärt das so: „Nach dem alle Anforderungen wie dunkler Himmel, wenig Wind, kein Mond, Teleskop auf den Polarstern ausgerichtet erfüllt sind, wird das Objekt, das fotografiert werden soll mit der Computersteuerung gesucht und angefahren. Passen Bildausschnitt und Schärfe, wird die zweite Kamera, die am Nachführteleskop hängt, auf einen hellen Stern in der gleichen Richtung ausgerichtet. Die Software am Laptop gleicht sozusagen die Unebenheiten des Getriebespiels der Zahnräder in der Montierung aus, in dem feine Korrekturimpulse an das Teleskop gesendet werden.

Will man den Pferdekopfnebel (1500 Lichtjahre entfernt) fotografieren, so belichtet man zum Beispiel 20 mal fünf Minuten. Die Gesamtbelichtungszeit wären sozusagen 100 Minuten. Mit einer Software werden Kamerarauschen von jedem Bild abgezogen, die Bilder dann addiert. So erhält man ein Bild, das man ausarbeiten muss. Wenn Farbe, Kontrast und Farbtemperatur stimmen und man bei niedrigem Rauschen immer noch viel auf dem Bild erkennt, hat man alles richtig gemacht.

Probleme beim Fünfminutenbelichten sind etwa Unschärfe durch kleine Windstöße oder Flugzeuge, die durchs Bild fliegen. Diese Bilder kann man meist gleich löschen.“ Daniels Hauptteleskop ist ein Apo-Refraktor von Skywatcher mit 120 Millimeter Durchmesser und einer Brennweite von 900 Millimetern. Wer mehr über das anspruchsvolle Hobby von Daniel Weihrauch wissen möchte, kann sich auf seiner Website, www.weihbach.de, informieren.

Erst der Blick durchs Teleskop, dann der Blick auf den Bildschirm: Ein riesiger Monitor hilft Daniel Weihrauch, Feinheiten seiner begehrten Fotoobjekte, wie hier den „Großen Orionnebel“, gut zu erkennen und fototechnisch zu bearbeiten.
Foto: Helmut Will | Erst der Blick durchs Teleskop, dann der Blick auf den Bildschirm: Ein riesiger Monitor hilft Daniel Weihrauch, Feinheiten seiner begehrten Fotoobjekte, wie hier den „Großen Orionnebel“, gut zu erkennen ...
Ein massives Stativ, leistungsstarke Teleskope und eine Spezialkamera, sowie entsprechende Software gehören zur Ausstattung von Daniel Weihrauch.
Foto: Daniel Weihrauch | Ein massives Stativ, leistungsstarke Teleskope und eine Spezialkamera, sowie entsprechende Software gehören zur Ausstattung von Daniel Weihrauch.
Ihn kennen auch interessierte Laien – M 42 alias Orionnebel. Der Emissionsnebel im gleichnamigen Sternbild ist mit bloßem Auge als Teil des Schwertes des Himmelsjägers.
Foto: Daniel Weihrauch | Ihn kennen auch interessierte Laien – M 42 alias Orionnebel. Der Emissionsnebel im gleichnamigen Sternbild ist mit bloßem Auge als Teil des Schwertes des Himmelsjägers.
 
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