Der Abend begann mit viel Applaus. Applaus von Geflüchteten in Zeil für ihre ehrenamtlichen Helfer. „Ohne Helfer hätten wir große Probleme“, sagte Siza Zaby Integrationslotsin des Landkreises Haßberge. Sie und der Ehrenamtskoordinator Asyl der Caritas, Markus Grebien, sind die Initiatoren des Informationsabends zur Flüchtlingssituation in Zeil.
Gemeinsam mit der Stadt Zeil und dem Helferkreis Asyl Zeil fand der Abend am Donnerstag im katholischen Pfarramt statt. Es sollte ein Informationsabend über die Flüchtlingssituation in Zeil werden. Bürger waren eingeladen, Fragen zu stellen. Dieses Angebot wurde jedoch nicht genutzt. Der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann bedauerte diesen Umstand: „Ich hätte mir mehr gewünscht.“ Unter den rund 70 Besuchern fanden sich fast ausschließlich Ehrenamtliche und Flüchtlinge.
Nach Stadelmanns Angaben gehören Geflüchtete zum Zeiler Stadtbild. Seit rund 30 Jahren würden immer wieder Flüchtlinge in der
Stadt aufgenommen, erklärte Stadelmann. Die kurze Rede des Bürgermeisters übersetzte Zaby für die verschiedenen Flüchtlingsgruppen. Dabei ist es hilfreich, dass sie sieben Sprachen spricht.
Grebien und Zaby eröffneten das reichhaltige Buffet, das aus syrischen, afrikanischen und afghanischen Köstlichkeiten bestand. Die Geflüchteten hatten diese Speisen zubereitet, um anderen Menschen einen kleinen Einblick in ihre Kultur zu geben.
In einer Fragerunde ging es um die Möglichkeit, sich eine Arbeit zu suchen. Zaby erklärte, dass es bei der Arbeitssuche für die Geflüchteten im Moment sehr schwierig sei, da es – überspitzt – „jeden Monat eine neue Regelung gibt“, sagte Zaby. Grebien führte fort, dass es im Landkreis Haßberge neue Sprachkurse gebe, bei denen der Flüchtlingsstatus keine Rolle spiele und somit alle teilnehmen dürften.
Wohnungen und Mobilität sind ein Problem. Große Flüchtlingsfamilien benötigen Platz, der nicht leicht zu finden ist. Siza Zaby erklärte, dass sie gerade daran arbeite, wie man bei den Vermietern die Hemmschwelle senken könne, geflüchtete Familien als Mieter in Betracht zu ziehen. Dabei gehe es um Sicherheiten, die man dem Vermieter vorlegen könne.
Im Falle einer achtköpfigen Familie, die derzeit in einer Obdachlosenwohnung in Zeil untergebracht ist, wurde ein Haus in Wonfurt mit ausreichend Platz gefunden. Das Problem ist die Mobilität: Es gebe nur eine sehr schlechte Busanbindung in Wonfurt, erklärt Zaby. Der tägliche Einkauf für acht Personen werde damit zu einem Problem.
Der Winter bringt auch ein Problem mit sich: den Schnee. Eine syrische Familie hatte noch nie Schnee gesehen. Eine Mutter schilderte, dass ihre Kinder Angst hätten, bei Schnee in die Schule zu laufen. Zusammen mit Siza Zaby werde nun versucht, die Kinder für diese Zeit in die Schule zu begleiten.
Abdalmunjan Hajen, ein arabischer Sprachlehrer aus Syrien, hielt einen kurzen Vortrag über seine Heimat. Mithilfe von Bildern erklärte er, wie Syrien vor dem Krieg ausgesehen hatte und heute aussehe. Er werde in Deutschland oft gefragt, ob es Bäume, Universitäten oder Kirchen in Syrien gebe, sagte Hajen. Die Antwort lieferte er mit Bildern von früher. Bilder aus Syrien mit großen Märkten, Staudämmen, blühenden Landschaften und christlichen Kirchen, die teilweise direkt neben Moscheen stehen.
Aktuelle Bilder zeigten das zerstörte Syrien. Er beendete seinen Vortrag mit den Worten: „Ich bin froh, durch Schnee zu laufen, anstatt über die Leichen meiner Kinder.“
Andere Geflüchtete erzählten, warum sie aus ihrer Heimat fliehen mussten. Ein Afghane berichtete über die Frauenrechte – beziehungsweise die nicht vorhandenen Frauenrechte in Afghanistan. Eine Frau aus Armenien erläuterte die politische Verfolgung in ihrem Heimatland. Frauen aus Äthiopien zeigten Bilder und Videos vom Krieg und von Ermordungen.
Rund 350 ehrenamtliche Helfer sind im Landkreis Haßberge aktiv. Zu Beginn des verstärkten Flüchtlingsaufkommens 2015 waren es zwischen 600 und 700, erklärte Markus Grebien. Dieser Rücklauf sei damit zu erklären, dass es nun neue Aufgaben der Helfer gebe, sagte Grebien. Die Anfangszeit war von Sachspenden geprägt, die jetzt in diesem Maße nicht mehr benötigt werden. Mittlerweile stehen Wohnungen oder die Mobilität auf der Helferliste. „Dabei kann nicht mehr jeder helfen“, sagte Grebien.