
Seit gut 250 Jahren stehen sie hier direkt über der Baunach. Da haben Sankt Nepomuk, die heilige Maria, Sankt Georg und der Erzengel Michael schon viel gesehen, keine Frage. Aber das hier? An beiden Enden der Brücke klafft ein großes Loch, dazwischen schauen die Gewölbe heraus – als hätte man der Brücke die Haut abgezogen.
Wo Laien nur freigelegtes Mauerwerk und vielleicht noch Betonreste erkennen, liest ein Fachmann wie Alfons Schanz viel mehr heraus. „Die Brücke erzählt sehr eindrucksvoll ihre Geschichte“, sagt der Leiter der Tiefbauverwaltung am Landratsamt Haßberge. Er verweist auf die Reste der verschiedenen Schichten an den Rändern: Im Laufe des viertel Jahrtausends seit Errichtung der Brücke wurde die Fahrbahn mehrfach angehoben.
Diese Einblicke sind allerdings eher ein Nebeneffekt der Bauarbeiten. In erster Linie geht es darum, die Barockbrücke so weit wie möglich fit zu machen für die Verkehrsbelastung des 21. Jahrhunderts. Der Bauausschuss des Kreistages hatte sich 2016 für eine „moderate Ertüchtigung“, so Schanz, entschieden, die ohne Fördermittel finanziert werden soll. Mit etwa 308 000 Euro sind die Baukosten veranschlagt.
Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Mitte Dezember dieses Jahres dauern. Dann wird die Brücke, die seit 2012 auf 7,5 Tonnen beschränkt war, wieder für ein Gesamtgewicht bis zwölf Tonnen freigegeben.
„Eine wirtschaftliche, gute, und dauerhafte Lösung, die der historischen Brücke gerecht wird.“ So beschreibt Alfons Schanz das Ziel. „Eine stärkere Ertüchtigung hätte keinen Sinn gemacht wegen der Geometrie.“ Das Bauwerk ist also mit 3,72 Metern lichter Breite auch künftig zu eng für große landwirtschaftliche Fahrzeuge, die selbst schon 3,50 Meter breit sind. Eine neue, zusätzliche Brücke als Umgehung würde zwischen zwei und drei Millionen Euro kosten. Daher war dieser Gedanke schon relativ früh verworfen worden.
Mauerwerk freigelegt
Wie sieht es im unteren Bereich der Brücke aus? Das war nach den Worten von Bauunternehmer Michael Krug die große Frage. Dann bestand die Herausforderung darin, das Mauerwerk freizulegen, „ohne was kaputt zu machen“. Und weil – wie bei älteren Bauwerken üblich – immer wieder Unvorhergesehenes zutage tritt, muss vieles vor Ort abgesprochen werden. Abgesehen davon ist es für Krug und seine Mitarbeiter eine normale Baustelle.
Bei den Arbeiten geht es im Wesentlichen darum, das Mauerwerk zu stabilisieren und zu verstärken. Dabei kommen verschiedene Arten von Beton zum Einsatz. Auf dem Bauplan ist beispielsweise der hellgrün markierte Mantel aus Leichtbeton zu sehen, den das Gewölbe angelegt bekommt. An der Brücke selbst wird der Beton am Ende nicht mehr zu sehen sein. Schrammborde auf der neuen Fahrbahnplatte sollen das Natursteinmauerwerk künftig besser schützen. Und wenn die Fahrbahn fertig ist, wird auf den relativ niedrigen Brüstungen noch jeweils ein leichtes Metallgeländer angebracht – zur Sicherheit der Fußgänger.
„Und dann ist es für das nächste Jahrhundert hoffentlich gut“, sagt Alfons Schanz schmunzelnd, „zumindest von der Statik her.“ Die denkmalpflegerische Sanierung des Natursteinmauerwerks ist in dem laufenden Projekt nicht enthalten, sondern in einem zweiten Schritt für nächstes Jahr vorgesehen. Dann sollen unter anderem die vielen Risse verschlossen werden, auch damit kein Wasser mehr eindringen kann und „die Schädigung nicht fortschreitet“, so Schanz. Einen Zeit- und Kostenplan dafür gibt es aber noch nicht.
Geschichte(n) am Rande
Eine so prunkvolle Brücke an dieser wenig bedeutsamen Stelle? Da hat Kreisheimatpfleger Günter Lipp lange nach einer Erklärung gesucht. Auftraggeber, Anlass und Bauzeit – die Quellenlage ist sehr dürftig, nachdem die Akten im Diözesanarchiv bei der Bombardierung Würzburgs 1945 verbrannt sind. Zu den wenigen Indizien gehört die Jahreszahl auf dem Sockel von zwei der vier Heiligenfiguren: 1757. Die beiden anderen Figuren kamen offenbar erst 1774 dazu.
Mittlerweile hat Lipp eine Theorie zur Entstehung der Brücke: Er geht von einer Art Wettbewerb zwischen Carl Philipp von Greiffenclau und Carl Freiherr von Rotenhan aus. „Es ist eine Vermutung, aber sie stimmt zu 80 Prozent“, sagt der Fachmann. Den Wettbewerb hat seinen Worten zufolge von Greiffenclau angefangen, 1749 bis 1754 Fürstbischof von Würzburg. Ihm gehörten die Schlösser in Gereuth und Albersdorf, eine der möglichen Routen zwischen beiden Besitzungen führte über Frickendorf. In den vier Figuren sieht Lipp eine Machtdemonstration der damals neu erstarkten katholischen Kirche. „St. Michael und Maria Immaculata waren typische Heilige der katholischen Kirche.
“ Nepomuk als Brückenheiliger gehörte sowieso dazu und die Figur des heiligen Georg wurde laut Inschrift von einem „Hanns Georg Weiss“ gestiftet. Und was tat der evangelische Freiherr? „Carl von Rotenhan zog nach und ließ die heutige Schlosskirche in Fischbach errichten.“ Zwar gebe es keine zeitgenössischen Unterlagen zu dem Wettbewerb, aber „es fügt sich eindeutig zusammen“, sagt Günter Lipp.
Der Kreisheimatpfleger hat sich wiederholt dafür eingesetzt, dass die Brücke, an der schon mehrmals Restaurierungsarbeiten durchgeführt worden waren, grundlegend saniert wird. Und er erwartet nach eigenem Bekunden, dass auch die Figuren restauriert werden.
Kleine Notiz am Rande: Das kunstgeschichtlich bedeutende Bauwerk entstand genaugenommen schon nicht mehr direkt im Zeitalter des Barock, sondern in der Übergangszeit zum Rokoko. Aber Barockbrücke hat sich nun mal als Bezeichnung etabliert. Und offensichtlich hat Auftraggeber von Greiffenclau – Ironie des Schicksals – die Fertigstellung nicht mehr erlebt. Ob sein mutmaßlicher Kontrahent sich dadurch als Sieger gefühlt hat, lässt sich nicht mehr belegen. Wie so vieles. . .

