Schon in der vierten Generation existiert das Unternehmen „Gardinen und Textilhaus Stolz“ in Eltmann. Bereits im Jahr 1860 begann die Firma als Detailhandelsgeschäft, nachdem sie schon zuvor mehrere Jahrzehnte als „Färberunternehmen“ bestanden hatte. Die damaligen Inhaber Georg Weinig Senior und Junior vertrieben auf den Märkten Unterfrankens ihre selbstgefärbten und bedruckten Erzeugnisse. Ab 1886 führte der Färber Daniel Stolz die Firma fort. Seine Blaudrucke erfreuten sich großer Beliebtheit. In der Region waren sie schlicht als „Farb“ ein Begriff.
Stolz zeigt heute Besitzer Matthias Stolz einige Druckstöcke, mit denen einst naturbelassene Stoffe mit der Hand bedruckt wurden. Bei diesem ältesten Stoffdruckverfahren wurden zunächst die sogenannten Model aus Holz gefertigt, bevor der Stoffdruck beginnen konnte. Jedem Handdrucker stand eine Art gefärbtes Stempelkissen sowie ein mit Druckfarbe gefüllter Keramiktopf zur Seite. Im Schnitt schlug ein Drucker pro Tag 1100 bis 1500 mal das Model auf den Stoff, also zwei bis drei mal pro Minute. Die recht eintönige Arbeit erforderte nicht nur viel Kraft in den Armen, sondern auch Geschicklichkeit, präzisen Bewegungsablauf und ständige Konzentration, wie Matthias Stolz beim Besuch unseres Reporters erklärt.
Alfons Stolz prägt eine Ära
Im Jahr 1905 wurde der Laden vergrößert und - nach dem frühen Tod des Firmeninhabers Daniel Stolz - von seiner Ehefrau Magdalena fortgeführt. Unterstützt wurde sie von ihrem 23-jährigen Sohn Heinrich. Dieser habe nach einer Fachausbildung an der höheren Webschule in Münchberg mit seiner Frau Gunda das Geschäftsvolumen rasch vergrößert. Jüngster Sohn dieser Generation war Alfons Stolz, der nach dem Zweiten Weltkrieg und seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 2012 stattliche 67 Jahre in der Firma tätig war und maßgeblich für die Entwicklung des Geschäftes die Impulse setzte. Neben dem allgemeinen Sortiment habe sich durch den umsichtigen Einkauf und das Engagement von Ehefrau Thea besonders die Gardinenabteilung zu einem wichtigen Umsatzfaktor entwickelt, der weit über die Landkreisgrenzen hinausreiche.
Große Umbaumaßnahmen in den Neunzigerjahren
1992 trat der jüngste Sohn Matthias in den Betrieb ein. Seitdem führt er diesen gemeinsam mit seiner Frau Sonja in der vierten Generation. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen und einer weiteren Vergrößerung der Verkaufsfläche im Jahr 1998 bietet das „Textilhaus Stolz“ heute auf etwa 250 Quadratmetern Verkaufsfläche eine Gardinenabteilung, Wäsche- und Kurzwarenabteilungen sowie Heim- und Haustextilien aller Art. Weitere Geschäftsfelder sind die Beratung, das Aufmaß sowie Montage von Markisen, innen- und außenliegendem Sonnenschutz sowie Insektenschutz für Türen und Fenster.
Auch ein eigenes „Näh-Atelier“ hat das Textilhaus zu bieten. Darin spielen die langjährigen Mitarbeiterinnen eine besondere Rolle, denen Matthias Stolz anlässlich des Jubiläums seinen Dank aussprach: Kauffrau Christine Welz aus Ebelsbach (geehrt für 30 Jahre), Näherin Tatjana Neuner aus Sylbach (25 Jahre) und Jutta Berisha aus Kirchlauter (25 Jahre). Seit 20 Jahren ist zudem Sonja Stolz als kaufmännische Angestellte tätig, Tina Pflaum ergänzt seit zehn Jahren das Team als Kauffrau im Einzelhandel.
Eine Firma wie eine Familie
„Wir feiern unser 160-jähriges Betriebsjubiläum und als Mitarbeiter haben wir insgesamt über einhundert Jahre zusammengearbeitet. Das gehört gebührend gefeiert. Dass wir inzwischen zu einer kleinen Familie gewachsen sind, ist unumstritten und das wissen wir auch zu schätzen“, betonte Matthias Stolz im Rahmen einer kleinen Feier. Der Inhaber ist sich bewusst, dass es in der heutigen Zeit notwendiger denn je ist, sich für die Kunden Zeit zu nehmen und mit Fachwissen, einem großen Sortiment sowie zuverlässigen Lieferpartnern passende Lösungen zu finden und sich somit insbesondere gegenüber der Konkurrenz im Internet abzuheben.
Christine Welz ist mit 34 Jahren Betriebszugehörigkeit die aktuell dienstälteste Mitarbeiterin. Sie erlernte bei Seniorchef Alfons Stolz den Beruf der Verkäuferin. „Das Schöne hier im Haus ist, dass es eine kleine Firma ist, die sehr familiär geführt wird. Jeder kennt sich aus und weiß genau, was er zu tun hat. Da macht der Beruf einfach Spaß. Dazu kommt bei mir auch noch die Nähe zu meinem Wohnort“, sagt die Ebelsbacherin. Das Textilhaus Stolz habe sich in den zurückliegenden 34 Jahren sehr verändert. „Früher hat es hier alles an Kleidung gegeben bis hin zu Oberbekleidung für Damen und vor allem Mantelschürzen für die Arbeit der Frauen zuhause. Heute trägt keine Frau mehr so eine Schürze", blickt Christine Welz zurück. Auch für Berufskleidung für Männer, gebe es inzwischen eigene Hersteller. Das Textilhaus Stolz habe sich deshalb unter anderem auf Gardinen spezialisiert und mehr auf Wäsche und Heimtextilien verlegt.