Bei der Firma Rösler im unterfränkischen Memmelsdorf machte in den letzten Tagen die Runde, dass 100 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen – eine Nachricht, die die Beschäftigten beunruhigt. Wie die Firma nun dieser Redaktion gegenüber verlauten lässt, soll dies aber weniger durch Entlassungen erfolgen als vielmehr durch die Übernahme in andere Bereiche sowie über „sozialverträgliche Maßnahmen“.
Das Familienunternehmen Rösler ist heute Weltmarktführer im Bereich Gleitschliff- und Strahltechnikanlagen. Die momentane Beschäftigtenzahl liegt weltweit bei 1820, davon 1170 in den unterfränkischen Standorten Memmelsdorf und Hausen. Am Standort Memmelsdorf wurde in den letzten Jahren sehr viel investiert, die Zuwachsraten sind enorm gestiegen. Gerade deswegen kam die Meldung über einen bevorstehenden Arbeitsplatzabbau für viele überraschend.
Angespannte Stimmung
Die Firma Rösler umfasst derzeit 15 Niederlassungen mit über 150 Handelsvertretungen; die Bilanzsumme ist auf nunmehr 310 Millionen Euro angewachsen. Dass dennoch der Abbau von Arbeitsplätzen droht, sorgt bei vielen Mitarbeitern für eine angespannte Stimmung.
Dies veranlasste auch die Betriebsleitung zu einer Betriebsversammlung, um die Betroffenen über die Vorgänge grob zu informieren. Wie aus Mitarbeiterkreisen zu erfahren war, geht es wohl um 100 Arbeitsplätze, davon 80 direkt im Bereich Strahlen – das sind genau 30 Prozent der Belegschaft in dieser Sparte – und weitere 20 Mitarbeiter, die mit dem Bereich zu tun hätten, zum Beispiel im Einkauf. Die Entlassungen sollen erst Anfang Oktober bekanntgegeben werden. Einige Mitarbeiter könnten in den Bereich Gleitschleifen übernommen werden.
Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt das Unternehmen, dass eine „grundsätzliche, strategische Neuausrichtung des Geschäftsfeldes Strahltechnik sowie die momentan angespannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu diesen notwendigen Strukturanpassungen führen“. Zukünftig wolle sich Rösler im Bereich der Strahltechnik im Wesentlichen als „Spezialanbieter für Automatisierungsprojekte und große Verkettungen positionieren“ und daher „nicht weiter als Anbieter von einfachen Standardanlagen in einem preisintensiven Umfeld mit einer Vielzahl an osteuropäischen und asiatischen Wettbewerbern agieren.“ Damit soll der langfristigen Wirtschaftlichkeit dieses Geschäftsfeldes Rechnung getragen werden. „Die neue, selektive Bearbeitung des Marktes führt zu einer Reduzierung der Kapazitäten und somit zu einem verringerten Personalbedarf.“
Gleitschliff bleibt unberührt
Wie Daniel Hund, Leiter der Marketing-Abteilung, im Auftrag mitteilte, bleibe der Geschäftsbereich der Gleitschlifftechnik von der Neuausrichtung der Strahltechnik unberührt. „Der Auftragseingang im Bereich Verfahrensmittel ist, trotz angespannter wirtschaftlicher Lage, gut; der Auftragseingang im Bereich Maschinenbau ist befriedigend.“
Auch die Aktivitäten der neu gegründeten Marke „AM Solutions“, welche sich mit der Nachbearbeitung 3D-gedruckter Bauteile beschäftigt, bleibe von den Veränderungen unberührt. Dies gelte auch für alle laufenden und geplanten strategischen Investitionen am Standort Memmelsdorf.
Laut Informationen aus dem Hause Rösler betrifft der Personalabbau den Standort Memmelsdorf und soll über „sozialverträgliche Maßnahmen“ erfolgen, welche im März abgeschlossen sein sollen. „Es wird natürlich versucht, so viele Betroffene wie möglich in anderen Bereichen des Unternehmens zu integrieren.“