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MAROLDSWEISACH
Feuerwehr ist für Einsätze an Biogasanlagen gewappnet
Für die Feuerwehren sind Einsätze auf Biogasanlagen grundsätzlich nicht schwieriger zu bewältigen als andere Brände.
Gasanschluss       -  _
Foto: Dünnebier Wolfgang (MainPost)
Von unserer Mitarbeiterin Beate Dahinten
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:19 Uhr

Größere Zwischenfälle auf Biogasanlagen hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben - und selbst wenn: Die Feuerwehren wären gewappnet.

Schon zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus. Nach zwei Fehlalarmen an den Tagen davor stand diesmal eine – schon länger geplante – Übung an.

Das angenommene Szenario: Ein Zwischenfall bei einer kleineren Reparatur im so genannten Pumpengang mit zwei Arbeitern, von denen laut dem Beobachter nur einer ins Freie gelangen konnte, aber dann auch nicht mehr zu sehen war. Der unterirdische Pumpengang verbindet Fermenter und Nachgärung.

Die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach übte am Samstagabend einen Einsatz an der örtlichen Biogasanlage.
| Die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach übte am Samstagabend einen Einsatz an der örtlichen Biogasanlage.

Die Atemschutzträger waren bei der Übung einmal mehr besonders gefordert: „Es ging hauptsächlich darum, mit dem Gasmessgerät zu arbeiten und den Türöffnungssatz auszuprobieren“, erläuterte Kommandant Florian Mildenberger bei der kurzen Besprechung danach. Auch die Wärmebildkamera kam zum Einsatz. Mit dem Verlauf der Übung zeigte sich Mildenberger dann alles in allem zufrieden.

Wie steht es eigentlich grundsätzlich mit der Sicherheit von Biogasanlagen? 20 solcher Anlagen gibt es nach Angaben aus dem Landratsamt derzeit im Landkreis Haßberge. Neun von ihnen wurden nach dem Immissionsschutzgesetz genehmigt, die anderen fallen unter das normale Baurecht. Zu den Kriterien gehören unter anderem die Feuerungswärmeleistung und die Gasproduktion: Bei mehr als 1 Megawatt Leistung oder über 1,2 Millionen Kubikmeter jährlicher Gasproduktion greift das Immissionsschutzgesetz.

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Betriebsstörungen kleinerer Art, wie zum Beispiel Motorschäden, „sind in der Vergangenheit durchaus aufgetreten“, heißt es der schriftlichen Antwort der Pressestelle auf die Anfrage dieser Zeitung. Diese Störungen seien zum Teil auch öffentlichkeitswirksam gewesen, etwa durch Rauchentwicklung.

Zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus. Nach zwei Fehlalarmen stand diesmal eine – schon länger geplante – Übung an.
Foto: Dahinten | Zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus.

Das Landratsamt werde in solchen Fällen entweder durch den Betreiber selbst und/oder die Feuerwehr oder die Nachbarschaft informiert. Die Behörde prüft dann, „ob und inwieweit Maßnahmen an der Anlage notwendig werden“. Daneben spiele der Schutz von Boden und Grundwasser eine Rolle.

Zwei der Anlagen im Landkreis unterliegen zudem der so genannten Störfallverordnung, die ein Sicherheitsmanagement vorgibt. Die Behörde zu informieren, ist dabei obligatorisch. Und: „Neben den turnusmäßigen Überprüfungen durch das Landratsamt sind bei solchen Anlagen spezielle Umweltinspektionen vorgeschrieben, bei denen auch die Regierung von Unterfranken regelmäßig beteiligt ist. Hier hat es aber in der Vergangenheit noch keine meldepflichtigen Ereignisse gegeben“, heißt es in der Antwort aus der Pressestelle weiter.

Zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus. Nach zwei Fehlalarmen stand diesmal eine – schon länger geplante – Übung an. Ziel war es unter anderem, den Türöffnungssatz auszuprobieren.
Foto: Beate Dahinten (2)/Wolfgang Dünnebier | Zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus.

Für die Errichtung und den Betrieb von Biogasanlagen gibt es auch in puncto Sicherheit eine ganze Reihe rechtlicher Vorgaben. Weitere Informationen dazu finden sich im Biogashandbuch des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Speziell für den sicherheitstechnischen Bereich nehmen auch die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften respektive das Gewerbeaufsichtsamt die Anlagen besonders unter die Lupe. Das Biogashandbuch ist im Internet einzusehen unter www.lfu.bayern.de/energie/biogashandbuch/index.htm

Für die Feuerwehren im Landkreis gab es laut Kreisbrandrat Ralf Dressel in den zurückliegenden Jahren keine Einsätze auf Biogasanlagen. Und selbst wenn es dazukommt, wäre ein solcher Einsatz nicht brisanter oder schwieriger als andere, macht Dressel deutlich. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens wurden die Pläne auch in Bezug auf den Brandschutz abgestimmt. Dann gebe es Einsatzpläne für die Feuerwehr, und es würden oft Begehungen auf den Anlagen durchgeführt.

Ein weiterer Aspekt: Die Feuerwehrleute kennen sich aus mit den verschiedenen Arten von Gasen, betont der Kreisbrandrat. Biogas sei nicht so gefährlich wie Ferngas. Und wenn Gas brennt, ist das „das Beste, was passieren kann, denn dann kann es nicht mehr explodieren“.

Zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus. Nach zwei Fehlalarmen stand diesmal eine – schon länger geplante – Übung an. Ziel war es unter anderem, den Türöffnungssatz auszuprobieren.
Foto: Dahinten | Zum dritten Mal binnen einer Woche rückte die Freiwillige Feuerwehr Maroldsweisach am frühen Samstagabend zur örtlichen Biogasanlage aus.

Zudem stünden Biogasanlagen in der Regel nicht in einem dicht bebauten Bereich. „Wenn man weiß, was einen erwartet, und sich drauf einstellt“, sei ein Zwischenfall auf einer solchen Anlage zu händeln, so das Fazit von Dressel. Was aber nicht heißen soll, dass die Feuerwehr das mit links machen würde. „Man muss mit Respekt an die Anlage ran.“

Der weithin sichtbare Feuerschein, der zu den beiden Fehlalarmen in Maroldsweisach geführt hatte, war durch das Abfackeln von Gas durch eine Art Metallkamin entstanden. Dies wird immer dann nötig, wenn die Anlage kurzfristig mehr Gas produziert, als der Speicher fassen kann, sei es durch eine höhere Wertigkeit des Gärguts oder weil der Betrieb des Kraftwerks aufgrund einer Störung oder von Wartungsarbeiten unterbrochen ist.

Denjenigen, die das Feuer als vermeintlichen Dachstuhlbrand gemeldet hatten, könne man keine Vorwürfe machen, betont Kommandant Florian Mildenberger gegenüber dieser Redaktion. Es sei dankenswert, dass die Bevölkerung so aufmerksam sei. Aber der Kommandant wies auch darauf hin, dass ein zweiter Blick durchaus hilfreich sei, um die Situation richtig einschätzen zu können.

Der Biogasanlagen-Betreiber bedankte sich nach den beiden Fehlalarmen auf Facebook bei den Feuerwehrleuten aus Maroldsweisach und Ermershausen: „Hiermit möchten wir uns bei allen Feuerwehrleuten, die bei der Fehlalarmierung in Maroldsweisach beteiligt waren, recht herzlich bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass man seinen freien Sonntag für einen Feuerwehreinsatz opfert. Wir sind froh, dass man im Ernstfall sich auf euch verlassen kann.“

Um weitere Fehlalarme in der Zukunft möglichst auszuschließen, werden die Betreiber der Anlage künftig bei der Leitstelle in Schweinfurt, die für die Alarmierung von Rettungsdienst und Feuerwehr zuständig ist, Bescheid geben, wenn Gas abgefackelt werden muss. Bekommt die Leitstelle allerdings eine Meldung über ein Feuer im Birkenfelder Weg oder Feuer in der Vorstadtstraße, dann wird auf alle Fälle alarmiert.

 
 
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