Am Anfang der nunmehr 30-jährigen Erfolgsgeschichte der Bamberger Tafel standen Hühner und Hasen. Wilhelm Dorsch und seine Ehefrau Michaela Revelant holten beim benachbarten Einkaufsmarkt den Salat-Abfall für ihre tierischen Familienmitglieder. Mit der Zeit wurden aus einzelnen Blättern ganze Salat-Köpfe: Zu schön, um sie an Tiere zu verfüttern.
So entstand die Idee: "Mit den Lebensmitteln, die zwar noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden, könnten wir doch Menschen unterstützen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden", sagte sich das Ehepaar Dorsch/Revelant. Gesagt, getan: Der Vinzenzverein mit dem Vorsitzenden Josef Schütz und Pfarrer Götz von St. Otto wurden ins Boot geholt und die ersten Familien mit Lebensmitteln beliefert. An alle Bedürftigen direkt zu liefern, war bald nicht mehr machbar: "Der Bedarf war viel größer als zunächst angenommen", blickt Dorsch zurück. So kam der Gedanke, dass sich die Menschen die Lebensmittel abholen könnten.
Das geschah dann auch. Auf dem Gelände der Firma Revelant in der Dieselstraße wurde die erste Ausgabestelle geschaffen – für 14 Jahre. Nach einigen Umzügen bezog die Tafel ihr jetziges rund 1000 Quadratmeter großes Domizil in der Hohmannstraße, das wesentlich "mehr ist als eine reine Lebensmittelvergabe": "Wir nehmen uns Zeit für die Sorgen unserer Kunden, helfen unbürokratisch in Nöten", versichert Tafel-Chef Wilhelm Dorsch und nennt als Beispiel die Bezahlung von Stromrechnungen oder mehr.
Etwa 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer
Dieser Rück- und Einblick durfte natürlich nicht fehlen bei der Geburtstagsfeier am vergangenen Freitagabend. Ehrengäste würdigten das unermüdlich tätige Ehepaar Dorsch/Revelant und die etwa 50 ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen: "Ein hervorragend eingespieltes Team", sagte etwa Staatsministerin Melanie Huml in ihrer Festansprache. Und: "Wir können froh sein, dass es Sie alle gibt!" Es sei eine großartige Leistung, dass die Bamberger Tafel auch bei schwierigen Rahmenbedingungen einen Weg finde, den Menschen zu helfen. Die Rednerin bat: "Bitte machen Sie möglichst weiter, wir brauchen Sie – leider!"
Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz nannte die Bamberger Tafel "eine Quelle und Anlaufstelle der Menschlichkeit: Wir können stolz sein, dass es Menschen gibt, die anderen Menschen Zeit schenken". Schwarz bezeichnete das Gründerpaar und die Ehrenamtlichen als "Sonnenlicht in der Stadt Bamberg". Auch wenn es eigentlich schade sei, dass es die Tafel überhaupt brauche und dass gute Lebensmittel sonst im Müll landen würden.
Eine Urkunde und mehrere Spenden für die Bamberger Tafel
Auch Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner dankte dem Gründer-Ehepaar und den Freiwilligen für ihren unermüdlichen Einsatz, der beispielhaft sei: "Sie leisten einen ganz besonderen Beitrag im sozialen Gefüge unserer Stadt." Denn viele Hilfesuchende würden vor dem Besuch einer Behörde zurückschrecken. In diesen Situationen helfe die Tafel selbst Flüchtlingen aus aller Welt wie nach 2015 oder während der Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen und aktuell Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen seien.
Bürgermeister Metzner überreichte Vereinskassiererin Michaela Revelant als Zeichen des Dankes einen Spendenscheck der Stadt Bamberg. Eine weitere 1000-Euro-Spende kam vom Unternehmen Weyermann. Elfriede Höhn, ehrenamtliche Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes der Tafeln, händigte Wilhelm Dorsch namens des Bundesverbandes der Tafeln eine Ehrenurkunde zum 30-jährigen Bestehen aus: eine Anerkennung für die Helfer und Helferinnen der Bamberger Tafel. Diese trat 2005 dem Bundesverband bei.