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Sand am Main
Ferngesteuerte Buggys flitzten am Hermannsberg um die Wette
Zahlreiche Schikanen sind auf der 320 Meter langen Rennstrecke eingebaut.
Foto: Christian Licha | Zahlreiche Schikanen sind auf der 320 Meter langen Rennstrecke eingebaut.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 30.07.2022 02:38 Uhr

Ein Mekka für Rennfahrer und interessierte Zuschauer war das Vereinsgelände des Motorsportclubs (MSC) Sand. Am Rande der heimischen Weinberge wurde hier nahe des Hermannsbergs die deutsche Meisterschaft der ORE8 ausgetragen. Dieses Kürzel steht für einen besonderen Fahrspaß, und zwar mit ferngesteuerten Modellautos, in Bezug auf die englische Bezeichnung "radio controlled car" auch als RC-Cars bezeichnet. Dabei handelt es sich im Speziellen um Off-Road-Buggys im Maßstab 1:8 mit Elektroantrieb, die bis zu 75 Stundenkilometer schnell werden.

Neben drei Europameisterschaften war es nun schon die insgesamt neunte deutsche Meisterschaft, die der MSC Sand organisierte. Mit 72 Männern, Frauen und Jugendlichen, die am Start waren, verzeichnete der Verein heuer eine Rekordteilnahme. Dem Training und den Vorläufen folgte das spannende Finale. Zahlreiche Runden wurden im Vorfeld abgespult, zumal die Fahrtrichtung entgegen der bisherigen Meisterschaften jetzt im Uhrzeigersinn erfolgte. "Die 320 Meter lange Strecke mit Lehmboden, Pflastersteinen, Rasenteppich, gewollten Unebenheiten und sonstigen Schikanen hat es in sich", sagte Bruno Keess vom MSC Sand, der für die technische Abnahme der Rennboliden verantwortlich war. Ein Zuschauer aus dem Maintal, der zum ersten Mal so ein Rennen sah, war restlos begeistert: "Das ist kein langweiles Hin- und Hergefahre, sondern totaler Nervenkitzel. Die Buggys fliegen teilweise durch die Luft und die Teilnehmer geben alles für eine schnelle und fehlerfreie Fahrt".

Jörn Neumann stand ganz oben auf dem Siegertreppchen

Als Gesamtsieger und damit deutscher Meister glänzte Jörn Neumann vom AMC Langenfeld im Rheinland, gefolgt von den Brüdern Burak Kilic auf dem zweiten Platz und Berkan Kilic auf dem dritten Platz, die beide für den BIG Hamburg antraten. Daneben wurden auch die jeweils Besten in den Alterststufen 55+, 40+ sowie unter den Junioren und der Jugend geehrt.

Lokalmatador Jonas Bauer (rechts) erreichte den guten fünften Platz bei der deutschen Meisterschaft. Mit ihm freut sich sein Vater Ralf Bauer (links), der als Streckensprecher die Läufe kommentierte.
Foto: Christian Licha | Lokalmatador Jonas Bauer (rechts) erreichte den guten fünften Platz bei der deutschen Meisterschaft. Mit ihm freut sich sein Vater Ralf Bauer (links), der als Streckensprecher die Läufe kommentierte.

Lokalmatador war der 23-jährige Jonas Bauer aus Sand. Für einen Platz auf dem Siegertreppchen langte es zwar nicht ganz, aber der fünfte Platz bei einer deutschen Meisterschaft ist für ihn der bisher größte Erfolg. Auch konnte er in der Vergangenheit schon einige Siege bei den Sportkreismeisterschaften in Süddeutschland für sich verbuchen. "Die Leidenschaft für diesen Sport wurde mir quasi in die Wiege gelegt", sagte Jonas Bauer mit einem Augenzwinkern, der schon seit seinem zwölften Lebensjahr begeisterter und aktiver Off-Road-Fan ist.

Streckensprecher und Hauptorganisator des Rennens

Sein Vater ist nämlich Ralf Bauer, der eine wichtige Stütze des MSC Sand ist. Seit 32 Jahren hat er sich diesem Sport verschrieben und fungierte jetzt bei der deutschen Meisterschaft wie gewohnt als Streckensprecher und Hauptorganisator, der mithilfe seines Vereinsteams einen reibungslosen Ablauf sicherstellte. Neun Jahre war Ralf Bauer als OR8-Referent deutschlandweit der erste Ansprechpartner für diese Modellauto-Kategorie. "Dabei hat er das Fahrerteam perfekt zusammengeschweißt", sagte Markus Krause aus Erfurt, der nun in die Fußstapfen des Sanders als Referentennachfolger getreten ist.

Auf dem Podium ganz oben stand Jörn Neumann vom AMC Langenfeld als neuer deutscher Meister.
Foto: Christian Licha | Auf dem Podium ganz oben stand Jörn Neumann vom AMC Langenfeld als neuer deutscher Meister.

"Die Elektro-Buggys sind die Zukunft", sagte Ralf Bauer. Denn neben den akkubetriebenen Rennfahrzeugen gibt es auch welche mit Verbrennermotor. Nach Bauers Worten mache aber die EU-Kommission den Verbrennern das Leben schwer. Nicht wegen Umweltgedanken, sondern wegen Sprengstoff-Gefährlichkeit. Dazu muss man wissen, dass so ein kleiner Motor nicht mit normalem Benzin fährt, sondern mit einem Zweitakt-Gemisch aus Methanol und Nitromethan.

Nitromethan verbessert die Leistung der Motoren

Der letztgenannte Stoff ist die einfachste organische Nitroverbindung und wurde bisher im Modellbau mit einem Anteil von 25 Prozent dem Sprit hinzugegeben. Nitromethan verbessert die Leistung der Motoren und wirkt gleichzeitig kühlend. Seit Februar 2021 wurden aber nitromethanhaltige Kraftstoffe, die bei Hochleistungsmodellfahr- und flugzeugen benötigt werden, mit einem Nitromethangehalt von mehr als 16 Prozent verboten.

So dicht hintereinander sieht man die Buggys nur sofort nach dem Start. Schon nach der ersten Runde teilt sich das Feld.
Foto: Christian Licha | So dicht hintereinander sieht man die Buggys nur sofort nach dem Start. Schon nach der ersten Runde teilt sich das Feld.

Ziel des Verbots ist es, Terroristen und Attentäter von der Herstellung von Explosivstoffen abzuhalten, obwohl die frei verkäuflichen Konzentrationen ohnehin auf Grund ihrer hohen Verdünnung vollkommen ungeeignet dafür wären. "Durch dieses Verbot und der damit geringeren Menge Nitromethan im Kraftstoff fehlt den Modellautos Leistung und der Motor ist schwieriger einzustellen", so Bauer, der aber trotzdem neue Interessierte für den MSC Sand gewinnen will.

Wer gerne in diesen Rennsport hineinschnuppern und vielleicht auch selbst aktiv werden will, erhält auf der Facebook-Seite "MSC Sand" mehr Informationen, oder kann sich per E-Mail unter r.bauer@mscsand.de mit dem Verein in Verbindung setzen.

Auf dem vereinseigenen Rennplatz des MSC Sand wurde die Deutsche Meisterschaft ausgetragen.
Foto: Christian Licha | Auf dem vereinseigenen Rennplatz des MSC Sand wurde die Deutsche Meisterschaft ausgetragen.
 
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