Auf dem Hof von Franz Hümmer in Fatschenbrunn ist derzeit Einiges los. Die Obsternte und damit verbunden die Herstellung sogenannter Hutzeln – das sind Dörrbirnen – sind wieder im vollen Gange. Zuletzt erreichte zudem eine gute Nachricht den Betrieb am Rande des Ortes. Der Hutzelhof erhält eine Auszeichnung vom bayerischen Landwirtschaftsministerium.
Franz Hümmers Betrieb gehört zu den drei Gewinnern des "Wettbewerbs für innovative Streuobstnutzung". Dieser zeichnet Projekte aus, die zeigen, "wie der Erhalt und die Förderung bayerischer Streuobstwiesen durch eine sinnvolle und nachhaltige Nutzung gelingen kann", heißt es in einer Pressemitteilung des Staatsministeriums. Die Gewinner setzten sich gegenüber 70 Mitbewerbern durch.
Die Anerkennung freut Franz Hümmer, gerade vor dem Hintergrund, dass die Hutzel–Tradition in Fatschenbrunn beinahe ausgestorben sei. Seit er den Hof von seinem Vater übernommen hat, investiert er viel Herzblut, um die Hutzeln wieder bekannt zu machen. "Mein Vater hat es gemacht, bis er nicht mehr konnte. Da ich bereits als Kind mitgeholfen habe, war es für mich selbstverständlich, den Hof zu übernehmen und weiterzuführen", sagt der Fatschenbrunner.
"Unser traditionelles Handwerk war schon abgeschrieben", erzählt Hümmer. "Die Abnehmer versorgten sich mit Produkten aus dem Ausland. Die Hutzel–Bauern hier gaben nach und nach auf." Der Hof seines Vaters konnte sich durch Lieferungen an kleine Bäckereien aus der Umgebung halten.
Mittlerweile erfreut sich das Trockenobst wieder größerer Beliebtheit. Und so finden sich genug Abnehmer der in Fatschenbrunn produzierten Hutzeln. Franz Hümmer vertreibt seine Dörrbirnen über den eigenen kleinen Hofladen und inzwischen auch über das Internet. Hierdurch erreicht er auch ein überregionales Publikum, erzählt er.
Totholz aus den umliegenden Wäldern für Herstellung
Die Auszeichnung des bayerischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bezieht sich auch auf eine nachhaltige Nutzung von Streuobst und Streuobstwiesen. Was also macht Hutzeln so nachhaltig?
Zunächst sei hier die vollständige Verwertung der Birnen anzumerken, da das Obst während des Verarbeitungsvorgangs mit Stumpf und Stiel in eine Hutzel verwandelt wird, sagt Franz Hümmer. Bis auf den Stiel können nach der Herstellung alle Bestandteile der Birne verspeist werden. So werden die Kerne beispielsweise während der Trocknung weich und können ganz einfach mitgegessen werden.
Die Birnen sind nach dem Trocknungsvorgang gut konserviert und halten sich lange. "Hier wird kein Obst weggeworfen!", betont Hümmer. "Birnen, welche wir nicht zu Hutzel verarbeiten können, werden zu Birnenbrand gemacht". Das für die Herstellung benötige Holz kommt aus den umliegenden Wäldern Fatschenbrunns und ist Totholz. "Wir lassen dem Wald aber auch genug übrig", fügt der Rentner an.
Baumfeldkultur als Vorbild für nachhaltige Landwirtschaft
Die für die Produktion verwendeten Birnen entstammen über 30 verschiedenen Sorten und wachsen auf den Baumfeldern und Streuobstwiesen rund um Fatschenbrunn. "Die Baumfeldkultur ist ein Vorbild für nachhaltige Landwirtschaft", stellt Hümmer fest. Baumfelder bestehen aus zwei Etagen: Oben das Obst, darunter ist Platz, um Getreide, Kartoffeln oder Ähnliches anzubauen. So entsteht der Vorteil der zweifachen Nutzung von Anbaugebieten. Baumfelder waren früher weit verbreitet, wurden aber durch immer größer werdende landwirtschaftliche Maschinen unpraktisch und somit im Zuge der Flurbereinigung größtenteils abgeschafft.
Die Dorfgemeinschaft in Fatschenbrunn beteiligt sich an der Hutzel–Tradition des Ortes. So darf Franz Hümmer auch die Birnbäume abernten, die nicht ihm gehören. Leute aus der Umgebung kommen ebenfalls und bringen ihm Birnen aus ihren privaten Gärten vorbei, für die sie keine Verwendung haben. Im Gegenzug bedankt sich Hümmer mit einem Anteil an Hutzeln.
Sorge vor dem Klimawandel
"Die Qualität der Birnen ist in diesem Jahr schlechter, wir hatten hier fast keinen Regen. Dadurch gehen die Obstbäume natürlich ein", berichtet der Hutzelhof–Besitzer. "Neu gepflanzte Bäume musste ich wöchentlich bewässern. Die älteren Bäume einmal im Monat:" Zwar würden Birnbäume tief wurzeln, was sie gegen Trockenheit beständiger macht. Dennoch mache er sich Sorgen, dass wegen des Klimawandels die Bäume und somit auch die Hutzel–Kultur in Fatschenbrunn ausstirbt.