Geheimnisvoll sind alle nachtaktiven Tiere. Doch kaum eines ist so von Legenden umrankt wie die Fledermaus. Dem nächtlichen Jäger auf die Spur setzten sich bei der „Bat-Night“ des Umweltbildungszentrums (UBIZ) Oberschleichach am Freitag Kinder und Erwachsene unter Anleitung von Fachleuten.
Weil die meisten Geschichten um Fledermäuse eher negativ besetzt sind, hat sich über Generationen auch kaum jemand um das Wohlergehen der Tiere gekümmert, so dass im Laufe der Zeit viele von ihnen akut gefährdet waren, manche auch heute noch sind.
Dem wirken die Mitglieder des „Arbeitskreises (AK) Fledermaus“ im Bund Naturschutz Haßberge entgegen: einerseits direkt durch das Anbieten von Unterschlupf für Sommer und Winter, andererseits auch durch Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb hatten sie zur „Bat-Night“ in den Steigerwald nach Fatschenbrunn eingeladen.
Der Praktiker unter den Arbeitskreis-Mitgliedern ist Anton Bäuerlein aus Fatschenbrunn. Viele hundert Nistkästen hat er in den Wäldern des Landkreises installiert, die er regelmäßig begeht und beobachtet. Er ergänzte sich bei der Fledermaus-Wanderung mit dem Biologen Jürgen Thein. Geballtes Wissen vermittelten sie auf spannende Art und Weise, um mit den Vorurteilen gegenüber Fledermäusen aufzuräumen.
Die allermeisten Menschen wissen heute, dass nur einige wenige Fledermausarten in Südamerika wirklich Blut saugen und nachts Rinder traktieren, berichteten die beiden. In Europa fressen Fledermäuse Insekten und ähnliche Tiere wie Tausendfüßler oder Spinnen. „Fledermäuse sind also Raubtiere und deshalb haben sie auch sehr spitze Zähne“, wie Jürgen Thein später noch eindrucksvoll präsentierte.
Fledermäuse setzen sich auch nicht in die Haare von Menschen – sie fliegen in der Dunkelheit höchstens einmal knapp vorbei.
Dennoch sind die Tiere bei den Menschen nicht beliebt, gelten sogar als Unglücksbringer. Reaktionen bis kurz vor der Hysterie haben die Arbeitskreismitglieder schon erlebt, wenn sie zu Häusern gerufen wurden, in die sich eine Fledermaus verirrt hat.
Das konnte Bat-Night-Teilnehmerin Marlene Langer gar nicht nachvollziehen. Sie hat seit Jahren eine „Haus-Fledermaus“ am Balkon und mit ihr ein „freundschaftliches Verhältnis“. Bei der Wanderung wollte sie mehr über die Spezies erfahren. Ganz gespannt folgten auch die Kinder den Ausführungen, schauten über Anton Bäuerleins Taschenlampe hinweg in einen Nistkasten.
Spitze Ohren und Zähne
Ein paar hundert Meter weiter öffnete Jürgen Thein einen Kasten und nahm eine Fledermaus in die Hand. Die war alles andere als begeistert und versuchte, sich dem Griff zu entwinden. „Das ist jetzt natürlich Stress für das Tier, aber das ist jetzt der Kompromiss, um Ihnen das Tier näher zu bringen“, so der Biologe.
Er zeigte die Zähne der Fledermaus, die filigranen Flügel und die sehr speziellen Ohren, die der Fledermaus das Navigieren bei völliger Dunkelheit ermöglichen und das bei Geschwindigkeiten von 25 bis 30 Stundenkilometern.
„Jeder von uns würde vor den nächstbesten Baum laufen“, so Will.
Viel Interessantes erfuhren die Teilnehmer bis zum Einbruch der Dunkelheit – und dann auch die Fledermaus im nächtlichen Flug. Alle waren begeistert von der Bat-Night mit dem AK Fledermaus, der sich jederzeit auch über interessierte Verstärkung freut, wie Bäuerlein und Thein betonten.