
"Wir fahren seit 1975, seit ich meinen Mann im Theater am Turm in Frankfurt kennen gelernt habe, nach Franken. Bis in die 80er Jahre waren wir zu Gast in Schloss Stöckach bei der Familie Ballhaus, später im Pfarrhaus in Eichelsdorf. Dann gab uns Helga Ballhaus den Tipp, dass ihr Antiquitätenhändler sein Haus verkaufen möchte. So sind wir ein Jahr vor der Maueröffnung zu einem eigenen Haus gekommen". Die berufliche Laufbahn von Irm Hermann begann zunächst mit einer Verlagslehre. Nach der Ausbildung ging sie zwei Jahre als Aupair-Mädchen nach Paris und danach nach England, um die Sprache zu erlernen.
"Mit dem Englisch-Lernen wurde es leider nichts, denn die Großfamilie auf dem Lande stammte aus der Schweiz. Dafür habe ich aber gut Kochen gelernt", erinnert sie sich. Danach hat sie drei Jahre bei der Illustrierten "Quick" gearbeitet. Als sie in der Schweiz zeitweilig bei Ivar Lissner als Sekretärin jobbte, lernte sie ein Mädchen kennen, das mit Rainer Werner Fassbinder auf die Schauspielschule in München ging.
In der bayrischen Landeshauptstadt begegneten sie sich später auch wieder und bei dieser Gelegenheit lernte sie Fassbinder persönlich kennen. Er hatte ein Stück für den Dramatiker-Wettbewerb mit dem Titel "Eine Scheibe Brot" geschrieben und einen Preis gewonnen. "Ein halbes Jahr später rief mich sein Freund an, dass ich in seinem Kurzfilm 'Der Stadtstreicher' mitspielen soll. Wir trafen uns nach Büroschluss, die Kamera war schon aufgebaut und wir drehten diese Szene. Das war der Beginn eines neuen Lebens und der Beginn einer langjährigen, chaotischen Beziehung mit vielen Hochs und Tiefs. Fassbinder ging zu meinem Chef und kündigte sozusagen fristlos für mich", berichtet die Schauspielerin. Schon am nächsten Tag sei man mit den Filmkopien vom "Stadtstreicher" und dem "Kleinen Chaos" zu den Kurzfilmtagen nach Oberhausen getrampt, aber da die Anmeldefrist abgelaufen war und Fassbinder noch keinen Namen hatte, wurden die Filme nicht gezeigt. "Nun kam Fassbinder auf die Idee, dass wir uns selber managen. So zog ich mit den Fotos von ihm und Hanna Schygulla, die mit ihm die Schauspielschule besucht hat, zu den Besetzungsbüros nach Hamburg, Frankfurt, Bremen, Baden-Baden.
In der Bavaria besetzte man Fassbinder auf Anhieb für die Staudamm-Serie. Nur, zu Drehbeginn erschien er nicht, weil er in der Türkei festgehalten wurde, bereits die erste Vermittlung lief also gründlich schief. Die nächste Schwierigkeit war, dass das Arbeitsamt mir meine Tätigkeit als Agentin verbot. Es waren zu der Zeit nur etwa zehn Privatagenturen zugelassen, den Rest besorgte das Arbeitsamt", erzählt Irm Hermann von ihren ersten Tagen im Film- und Theatergeschäft. Danach spielte sie am Theater und in vielen Filmen mit.
Ihre beiden Söhne habe sie völlig aus dem Berufsleben rausgehalten. Erst in den oberen Klassen erfuhren sie, dass ihre Mama eine Filmschauspielerin ist. "Hey, Franz, gestern hab ich deine Mutter im Fernsehen gesehen", hieß es da im Pausenhof der Waldorf-Schule. Keiner der Söhne ist in die Fußstapfen der Mutter getreten. Franz studierte Klarinette und ist Musiker geworden. Fridolin studiert noch Ethik und Politik in Magdeburg.
![]() |