„Es ist schon interessant, zwei Jahre nach der Führerscheinprüfung noch einmal mit Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz zu fahren“, erklärt Thomas. Der Azubi zum Kfz-Mechatroniker nahm in dieser Woche an der Berufsschule Haßfurt am Projekt „EVA“ teil. „Ernstnehmende Verkehrssicherheits-Arbeit“ bedeutet das Kürzel für das Programm des bayerischen Innenministeriums und der kommunalen Unfallversicherung Bayern mit dem Ziel, den Anteil junger Autofahrer an den Verkehrsunfallopfern zu verringern. Es richtet sich an junge Autofahrer an Berufsschulen.
Fahranfänger zwischen 18 und 24 Jahren sind überproportional am Unfallgeschehen beteiligt – aus den unterschiedlichsten Gründen. Fahrpraxis fehlt anfangs, relativ schnell aber verwischen sich auch bestimmte Regeln aus dem Fahrunterricht. Das gestanden alle Teilnehmer nach dem Praxisteil ein.
Oberstudienrat Kurt Helbig hat im Namen der Berufsschule den Antrag gestellt, das Projekt drei Jahre lang in Haßfurt durchführen zu können. Gerade die Kfz-Mechatroniker, die aus der gesamten Region in Haßfurt beschult werden, sind zu einem großen Teil bereits im Besitz eines Führerscheins, aber auch unter den Flüchtlingen in den Berufsintegrationsklassen gibt es viele, die den Führerschein in ihren Heimatländern erworben haben, einige haben auch schon den deutschen Führerschein bestanden.
Der Projekttag begann mit einer Gesprächsrunde mit Moderator Rolf Hoffmann. Er unterhielt sich mit den Schülern über ihr Fahrverhalten, welche Autos sie fahren, welche sie später einmal gerne hätten. Da zeigten sich schon große Unterschiede. Die Kfz-Mechatroniker fahren Golf oder Audi, gerne auch stärker motorisiert. Die Flüchtlinge „bräuchten eigentlich neun Sitzplätze“, so Abdulwahab Makki, denn er möchte gerne die ganze Familie transportieren. Er hat seinen syrischen bereits in einen deutschen Führerschein umgewandelt. Dazu musste er beide Teile der deutschen Führerscheinprüfung bestehen. Die Theorie kann derzeit in elf Sprachen abgelegt werden, ab Oktober auch in Hoch-Arabisch, wie Harald Pascher erklärte. Er organisierte den praktischen Teil des Projekttages. Mit vier weiteren Fahrlehrern ging es dann auf eine Fahr-Runde. Reihum fuhren die Schüler, die bereits einen Führerschein haben, die anderen bewerteten anhand eines Fragebogens ebenso wie der Fahrlehrer. Diese Auswertung wurde anschließend besprochen.
„Die sind alle sehr gut und konzentriert gefahren“, erzählte Jürgen Baudisch nach der ersten Runde. Aber er und seine Kollegen Elek Bayer, Frank Schäfer, Holger Endres und Roland Richter waren sich auch einig, dass sich alle auch anders verhalten haben, weil ein Fahrlehrer dabei ist.
Das gestanden alle Fahrer auch unumwunden ein. „Man hat sich inzwischen angewöhnt, nicht mehr immer beide Hände am Lenkrad zu haben“, so Fabian. Aber sie alle bemühen sich auch um vorausschauendes Fahren – wegen der Sicherheit und des Spritverbrauchs. Ihre Mitfahrer haben sich jedenfalls alle sicher gefühlt, bestätigten diese.
Und da die Runde international besetzt war, wurde auch die Frage diskutiert, was am Auto fahren in Deutschland anders ist, als in den Heimatländern. „Viel mehr Schilder“, erklärten die Syrer, „und die Autobahnen sind viel besser“. Christian gestand ein, dass in der Ukraine mit „viel mehr Gas“ gefahren werde, in Polen hingegen sei das Fahrverhalten dem Deutschen sehr ähnlich erklärte Tim.
Rege diskutiert wurde, welche Regeln die jungen Fahrer ändern würden, wenn sie Verkehrsminister wären. Und dabei ging es keineswegs um Aufhebung aller Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie man meinen könnte, sondern um sehr reflektierte Vorschläge.
Zum Programm gehört es auch, das Selbstbewusstsein junger Fahrer zu stärken, damit sie sich nicht unter Gruppendruck zu Autorennen oder Alkoholfahrten hinreißen lassen.
Die Fahrlehrer und die beobachtenden Lehrer stellten fest, dass EVA ein sehr wertvolles Programm ist, von dem die Berufsschüler in den nächsten Jahren sicher profitieren werden.