„Dieses Wort, dieses schöne Wort Leica, so hat meine Sehnsucht nach der deutschen Sprache angefangen, es ist eine schöne Sprache“, erinnert sich der 40-jährige Sad alias Mathias Kopetzki, als sein Onkel vor 30 Jahren mit der Kamera von „Leica“ fotografierte. Der illegale Rosenverkäufer aus dem Irak erzählt in einem Monolog, in dem Solo-Theaterstück „Dreck“ von Robert Schneider, von seinem Leben in Deutschland und seiner Herkunft.
Er studierte Psychologie, Philosophie und Germanistik im Irak. Er erinnert sich, träumt und hofft: „Ich habe kein Recht hier zu leben, aber ich lebe gerne in dieser Stadt voller schöner Schaufenster.“ Doch täglich erfährt der Flüchtling Ausländerfeindlichkeiten und Vorurteile – es ist ein aussichtsloser Kampf gegen die Verachtung. Er hat seinen Stolz, seine Ehre und seinen wahren Charakter verloren. Und er hält sich für schmutzig und abstoßend: „Es stimmt, ich bin dreckig und stinke, weil ich kiloweise rohe Zwiebel esse und meine Zähne nicht putze.“ Auf dieses Vorurteil stößt er oftmals.
Seine Emotionen kochen über – von der Hilflosigkeit und Verzweiflung bis hin zum schreienden Schmerz: „Ich schreie nicht aus Angst, ich schreie, weil ihr Recht habt. Ich heiße Sad, und ich bin traurig.“ Er macht sich selbst zum Sündenbock, gibt aber eindeutig zu verstehen, wer für seinen Selbsthass verantwortlich ist, ohne mit dem Finger auf die Fremdenhasser zu zeigen und diese direkt zu beschuldigen. Vielmehr zeigt er auf sich selbst.
Er versteht die deutschen Bürger, die Angst um ihre Republik haben. Das Theaterstück ist also keine Provokation, es ist die Realität, die auf der Bühne dargestellt wird.
Im Rahmen der Kunststaustellung „1492 bis Lampedusa“ im Schloss Oberschwappach holten die Vhs Landkreis Haßberge, die Gemeinde Knetzgau, der Kulturverein Museum Schloss Oberschwappach und die Galerie im Saal den Bühnen- und Filmschauspieler Mathias Kopetzki für das sozialkritische Begleitprogramm. Den Auftakt mit „Dreck“ machte der Star 1999 in Köln. Der steigende Flüchtlingsstrom und die über 100 Übergriffe auf Asylantenheime im vergangenen Jahr sind Gründe, das Stück wieder aufzuführen. Das Publikum ehrte den Bühnenstar nach dem Soloauftritt mit viel Applaus.