Dr. Jörg Kümmel ist der erste Kandidat für die in Sand am 9. April anstehende Bürgermeisterwahl. Der 49-jährige Unternehmer wurde am Samstag von den Freien Sander Bürgern (FSB) einstimmig nominiert. „Es ist Zeit für etwas Neues“, erklärte er in seiner programmatischen Rede.
Als 2. Vorsitzender übernahm es Detlef Weinhold, den Kandidaten vorzuschlagen. Die nächsten Wochen würden spannend, erklärte er, denn jetzt hätten auch die CSU/Freie Sander Wähler eine Kandidatin angekündigt. Damit seien alle politischen Gruppierungen Sands im Rennen um den Bürgermeisterstuhl, das habe es bisher noch nicht gegeben.
Die FSB sehe in Dr. Jörg Kümmel den richtigen Kandidaten. Als dieser sich 2012 um Aufnahme in die FSB beworben habe, habe Weinhold ihn nur als humorvollen Moderator der Büttensitzungen gekannt. „Und über sich selbst lachen zu können, ist nicht die schlechteste Eigenschaft“, erklärte er. Kümmel sei sehr interessiert gewesen und schon 2013 zum 1. Vorsitzenden gewählt worden, mit einem sehr starken Ergebnis im folgenden Jahr auch in den Gemeinderat. Hier habe er bewiesen, dass er sich schnell in komplexe Themen einarbeiten kann, hartnäckig bleibt und Entscheidungen auf der Basis von Fakten trifft. Das habe sich bei vielen Themen gezeigt, vor allem beim Engagement der FSB in Sachen „Zehentwörth II“ und zur weiteren Kiesausbeute. Als Vater von drei Kindern kenne er außerdem die Bedürfnisse der Familien und als Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Haßberge trage er auch soziale Verantwortung.
Jörg Kümmel stellte sich auch persönlich vor. Als gebürtiger Sander besuchte er vor Ort die Grundschule, dann das Gymnasium in Haßfurt. In Würzburg studierte er Chemie und promovierte anschließend. Gemeinsam mit seinem Bruder führt der 49-Jährige in Sand eine Firma, die Großprojekte wie den Mainausbau begleitet. Zunächst sei er vorwiegend gutachterlich tätig gewesen, mittlerweile habe er sich auch rund um Bauprojekte zahlreiche Erfahrungen angeeignet, die vor allem auch bei der Kostenkontrolle von gemeindlichen Vorhaben vorteilhaft seien.
Seit 2009 sei er Beisitzer in der Lebenshilfe. Sohn Lukas wurde mit Down-Syndrom geboren und „der direkte Umgang mit behinderten Menschen gibt eine ganz neue Sichtweise auf das Leben“, erklärte Jörg Kümmel. So liege ihm Barrierefreiheit sehr am Herzen, aber nicht nur die physikalische in Form von Rampen statt Treppen, sondern vor allem auch die Barrieren im Kopf. Bei Inklusion gehe es auch um Alte und Kranke.
Den Beitritt zur FSB habe er nie bereut, auch den Einzug in den Gemeinderat nicht, weil er etwas verändern wolle. Bürgermeister wolle er werden, „weil eine Veränderung Sand gut tun würde“. Als Obertitel über seinen Wahlkampf stellte er das Motto „Agieren statt reagieren“.
Einige Ziele formulierte er, so beispielsweise, dass Sand für junge Familien lebenswert und für Ältere als Heim bezahlbar sein müsse. Dazu gehöre, dass die Gemeinde bei der Ausweisung von Baugebieten im Besitz von mindestens der Hälfte der Grundstücke ist. Nicht aufgeben dürfe man auch bei der Suche nach einem Investor, der eine Wohnform für Senioren in Sand ermöglicht. Die Spielplätze müssten attraktiver werden, die Instandhaltung der Gemeindestraßen sollte systematisch angegangen werden, bevor sie so schadhaft sind, dass auch Anliegerbeiträge fällig werden.
Beim Hochwasserschutz gelte auf jeden Fall, jede Verschlechterung zu verhindern, beispielsweise weitere Kiesausbeute. „Wenn es irgendwie finanzierbar ist, sollten auch Verbesserungen versucht werden“, erklärte er. Sand sei eine Wohngemeinde, doch sei durch das starke Wachstum auch ein Stück Identität verloren gegangen. Ein Treffpunkt wie ein Mehrgenerationenhaus sei wünschenswert. Aktiv werden sollte die Gemeinde auch in Sachen Tourismus, indem neue Entwicklungen aufgenommen werden. So sehe er eine Überarbeitung des Campingplatz-Konzeptes als notwendig an.
Kümmel sicherte zu, dass er keinen nicht finanzierbaren Hirngespinsten nachhänge, aber man dürfe nicht jede Idee von vorneherein ablehnen, bevor man nach Realisierungsmöglichkeiten gesucht habe. Bei den FSB-Stammtischen sei er mit vielen Bürgeranliegen konfrontiert worden.
Kostenkontrolle liege ihm am Herzen und die fange schon bei der Planung an. Auch in der Verwaltung würde eine Umstrukturierung beim Ausscheiden von Mitarbeitern sicherlich Einsparmöglichkeiten ergeben, „natürlich gemeinsam mit den Mitarbeitern und ohne Entlassungen“, betonte er. Als Bürgermeister würde er auf jeden Fall ein Resort in der Verwaltung selbst übernehmen, kündigte er an. Aus der Versammlung kam die Anregung, im Hinblick auf die Altersstruktur der Verwaltung auch selbst einmal auszubilden. Andere Gemeinden täten das in Kooperation mit dem Landratsamt.
Die Nominierung leitete die Kreisvorsitzende der Wählergemeinschaft Haßberge, Birgit Bayer. Das Ergebnis war eindeutig: 26 Ja-Stimmen von 26 stimmberechtigten Anwesenden. Birgit Bayer gratulierte herzlich. „Gegen einen amtierenden Bürgermeister zu kandidieren ist nicht ohne“, stellte sie fest, aber Kümmel sei mutig, habe Führungsqualitäten und fachliche Kompetenz. Im Gemeinderat habe er sich politische Erfahrung angeeignet und sie sei überzeugt, dass er ein gutes Wahlergebnis erzielen werde. „Du bist der richtige Mann hier in Sand“, erklärte sie.
Abschließend hatte Jörg Kümmel noch eine erfreuliche Ankündigung: Nachdem FW-Landesvorsitzender Hubert Aiwanger beim Jubiläum der FSB kurzfristig wegen der Geburt seines zweiten Kindes absagen musste, kommt er am 24. März zu einer Veranstaltung nach Sand.