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KREIS HASSBERGE
Es gibt vier Typen von Haßgau-Touristen
Von unserem Mitarbeiter Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 26.06.2016 03:33 Uhr

Zum ersten Mal veranstaltete der Landkreis Haßberge in Zeil einen Touristik-Tag. Zielrichtung: Menschen, die beruflich mit dem Thema Tourismus zu tun haben, sollte eine Austauschplattform geboten werden. Ein Thema, das dabei für heftige und emotionale Wortmeldungen sorgte, war die Windenergie.

In seinen Worten zur Eröffnung brachte Landrat Wilhelm Schneider seine Freud über die große Besucherzahl zum Ausdruck. So musste auch der Veranstaltungsort kurzfristig vom Rathaus ins Rudolf-Winkler-Haus verlegt werden, da es dort einen größeren Saal gibt. „Aus gegebenem Anlass“ ging der Landrat außerdem auf das Thema Windräder ein, betonte allerdings, dass im Zusammenhang mit einem geplanten Windpark noch nichts entschieden sei.

Dieser hatte bereits in der Vergangenheit für Aufregung gesorgt. Der Eberner Stadtrat hatte das Projekt beschlossen. Der Standort des Windparks läge auf Eberner Grund. Zu sehen wären die Windräder aber vor allem von Nachbargemeinden aus, in denen sich Widerstand gegen den Bau der Anlagen regt.

„Wir sind gut, wir müssen uns nur besser verkaufen.“
Thomas Stadelmann, Bürgermeister von Zeil

Auch der Hotel- und Gaststättenverband habe sich mit einem Brief an den Landrat gewandt. „Wir müssen der Entwicklung entgegenwirken, dass noch mehr Gaststätten dichtmachen“, sagte er, ließ aber offen, ob dafür auf einen Windpark verzichtet werden müsse.

„Der Landkreis muss nach außen werben, aber auch nach innen“, betonte Schneider und erklärte, es gebe viele Menschen, die in einem Teil des Kreises wohnen, aber die anderen Ecken gar nicht kennen.

Der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann fragte: „Wer hat den Begriff Abt-Degen-Weintal noch nicht gehört?“ Als sich keiner meldete, berichtete Stadelmann von einer 60-köpfigen Besuchergruppe aus Fürth: Obwohl Fürth weniger als 100 Kilometer entfernt liegt, habe aus dieser Gruppe nur ein einziger zuvor von diesem Zusammenschluss von Winzerorten gehört.

„Wir leben in einer wunderbaren Region, aber man kennt uns noch zu wenig“, sagte Stadelmann. So müsse hauptsächlich an der Vermarktung gearbeitet werden. „Wir sind gut, wir müssen uns nur besser verkaufen.“

Susanne Volkheimer berichtete unter anderem darüber, welche Art von Touristen der Landkreis Haßberge üblicherweise anzieht.
Foto: Peter Schmieder | Susanne Volkheimer berichtete unter anderem darüber, welche Art von Touristen der Landkreis Haßberge üblicherweise anzieht.

Nach den Grußworten folgte ein Vortrag unter dem Motto „Wo geht die Reise hin?“ von Susanne Volkheimer, der Leiterin des Tourismusverbandes Haßberge. Sie ging auf das ein, was Touristen oder potenzielle Touristen über den Landkreis Haßberge sagen: Demnach sei die Region vor allem ein Ort, der Menschen für Kurzurlaube bis zu drei Tagen anzieht. Außerdem handle es sich dabei eher um „Zweiturlaube“, also Reisen von Menschen, die mehrmals im Jahr in den Urlaub fahren. Hierbei gibt es meist einen großen „Ersturlaub“.

Weiter hieß es, der Landkreis Haßberge ziehe eher ein Publikum mit höherem Einkommen an, vor allem Familien. Grundsätzlich ließen sich die Gäste in vier Typen einteilen. Den ersten nannte sie den „aktiven Natur- und Kulturgenießer“, der die Sehenswürdigkeiten und die Landschaft sehen und regionale Küche genießen möchte, wobei auf eine komfortable Unterkunft Wert gelegt wird.

Der „traditionelle Genießer“ legt hingegen weniger Wert auf eine hochpreisige Unterkunft. Als weiteren Typ nannte sie die „Entdecker Family“, die vor allem familienfreundliche Angebote sucht. Für diese könnte unter anderem der Märchenwald Sambachshof im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld zum Anziehungspunkt werden.

Schließlich gebe es noch den „Natur- und Outdoorentdecker“, der sich vor allem im Freien bewegen will. Unterkünfte dürfen einfach sein, auch Camping kommt in Frage. Gerade diese Gruppe sei in der Vergangenheit oft vernachlässigt worden.

In Richtung der Vermieter von Ferienwohnungen und Hotelzimmern sagte Volkheimer: „Sie müssen sich die Frage stellen: Welche Gruppe will ich ansprechen?“ Immer wichtiger werde auch ein gutes Online-Angebot, sowohl für Informationen als auch für Buchungen. „Das ist ein Trend, der sich abzeichnet.“

Positiv zu vermerken sei, dass der Mainradweg zu den zehn beliebtesten Radwegen in Deutschland gehöre, wobei Radfahrer oft im Heimatkreis übernachten. Auch insgesamt gibt es einen positiven Trend, was die Besucherzahlen angeht.

Im Anschluss an ihre Ausführungen kam in der Diskussion noch einmal das Thema Windräder zur Sprache. Silvia Schuhmann, die in Köslau Ferienwohnungen vermietet, äußerte die Sorge, dass der Eingriff in die Landschaft naturbegeisterte Touristen abschrecken könne.

Eine Betreiberin von Ferienwohnungen in Sichtweite des bereits bestehenden Windparks Sailershäuser Wald äußerte sich ebenfalls negativ und sprach im Zusammenhang mit den Lichtern an den Windrädern von einem „leuchtenden Weihnachtsbaum“.

Volkheimer erklärte, letztlich sei die Tourismusstelle nicht zuständig für die Windräder. „Der Tourismus ist ein Teilaspekt, das Gremium, das das entscheidet, muss mehrere Kriterien mit einbeziehen.“

Andreas Dittlmann hatte einige Erfolgsgeschichten von seinen Kunden zu erzählen.
Foto: Schmieder | Andreas Dittlmann hatte einige Erfolgsgeschichten von seinen Kunden zu erzählen.

Landrat Schneider betonte nochmals: „Über den neuen Windpark gibt es noch keine Entscheidung. Sonst hätte ich klar Stellung bezogen.“ Als sich ein Mann zu Wort meldete und sagte, Energie aus Windkraft sei nicht nachhaltig, unterbrach ihn Schneider: „Wir werden hier heute keine Grundsatzdiskussion über Windkraft führen.“

Danach sprach Andreas Dittl-mann unter dem Motto „Fit für die Zukunft – Strategien und Erfolgsbeispiele für Gastgeber und Betriebsnachfolger“.

Der Geschäftsführer von „Inter Change Concept“, einem niederbayerischen Unternehmen, das Betreibern von Hotels und Pensionen hilft, ein erfolgreiches Konzept zu entwickeln, erzählte einige Erfolgsgeschichten, beispielsweise von zwei 25-Jährigen, die ein Hotel gekauft hatten und erst dann feststellten, dass es dort größere Schäden und Probleme gab, als sie zuvor angenommen hatten.

Nach dem teuren Kauf des Gebäudes wollte die Bank keinen weiteren Kredit geben, um die nötigen Reparaturen durchzuführen.

„In der Zukunft muss ein Produkt so viele Freunde wie Feinde haben. Dann ist es eine Marke.“
Andreas Dittlmann, Geschäftsführer von „Inter Change Concept“

Die Lösung bestand letztlich darin, das Hotel durch einfache Umbauten bewohnbar zu machen, andere Teile zu schließen und den ersten Gästen ehrlich die Geschichte zu erzählen, wie es dazu gekommen war. Dies, so Dittlmann, habe zu so vielen positiven Bewertungen geführt, dass die Besucherzahlen stiegen und die Banken schließlich doch weitere Kredite gewährten.

Diese Eigendynamik hätte sogar dazu geführt, dass Gäste wiederkamen und selbst mithelfen wollten.

Wie ein Roter Faden zog sich vor allem eine Botschaft durch seine Ausführungen: Wer Erfolg haben will, braucht ein Alleinstellungsmerkmal. Das zeigte sich auch, als Silvia Schuhmann fragte, ob es eine gute Idee sei, seine Gäste zu duzen, wie es Dittlmann in einer Anzeige getan hatte.

„Das ist eine heikle Frage. Es hängt von der Zielgruppe ab“, meinte er, im vollen Bewusstsein, dass das nicht jedem Kunden gefallen würde. „In der Zukunft muss ein Produkt so viele Freunde wie Feinde haben. Dann ist es eine Marke.“

Im Anschluss an das Treffen gab es die Möglichkeit, an einer Stadtführung durch Zeil teilzunehmen, bei der Beate Reinhardt viel über die Geschichte der Fachwerkstadt zu erzählen hatte.

 
 
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