Der Landkreis Haßberge und sein Landratsamt wollen Barrierefreihiet zukünftig immer mitdenken "und Stück für Stück vor Ort umsetzen". Dies betonte Landrat Wilhelm Schneider am Donnerstag im Eingangsbereich des Landratsamtes zur Eröffnung der Ausstellung "Barrierefrei im Landkreis Haßberge". Die Ausstellung bleibt hier bis zum 4. Mai.
Die Eröffnung war gleichzeitig der Startschuss zur Aktionswoche "Zukunft barrierefrei gestalten". Edwin Oppelt, der Behindertenbeauftragt des Landkreises Haßberge, dankte Landrat Wilhelm Schneider für die Übernahme der Schirmherrschaft und wies auf den "Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung" am 5. Mai hin. "Es ist wichtig, dass wir diese Aktion in die Öffentlichkeit tragen, aber wir haben aus dem einen Tag eine ganze Aktionswoche gemacht, wollen die Bürger informieren und zum Mitmachen einladen."
Die Corona-Krise hat vor allem Menschen mit Behinderung betroffen
Landrat Schneider versicherte, das Landratsamt habe die Idee der Inklusion als kommunale Aufgabe angenommen und sich zum Ziel gesetzt, die Umsetzung dieser Inklusion koordinierend zu begleiten und voranzubringen. Leider sei man durch Corona ausgebremst worden. Menschen mit Behinderung seien besonders stark von der Krise betroffen worden. Die Einschränkung von sozialen Kontakten und Angeboten hätten die meisten Menschen mit Behinderung verunsichert und isoliert.
"Barrierefreiheit ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass alle Menschen mitmachen und teilhaben können – die Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft", betonte der Landrat.
Was im Landkreis in Sachen Barrierefreiheit schon erreicht wurde, sei in der Ausstellung zu sehen. Hinter jeder Umsetzung steckten viele Vorbereitungen und viele Anstrengungen von vielen Seiten. "Lassen Sie uns stolz sein auf das, was hier schon gleistet und umgesetzt wurde. Lasst uns auch gemeinsam in die Zukunft blicken! Wir können Inklusion und Barrierefreiheit nur gemeinsam schaffen", sagte Schneider. Erst in der letzten Woche habe man mit der neuen Inklusionskoordinatorin Natalie Harfst einen neuen Arbeitskreis durchgeführt, der deutlich gemacht habe, wie viel Engagement und Potential es hier vor Ort gebe.
Auch die Barrieren in den Köpfen gilt es zu beseitigen
Maren Ricklinkat von der Lebenshilfe Haßberge wies auf die Erweiterung des Grundgesetzes hin, dass niemand auf Grund seiner Behinderung benachteiligt werden dürfe. In dieser Hinsicht habe man schon viel erreicht. Jetzt gelte es die Wertefreiheit in den Focus zu nehmen. Günter Schubert von der Rummelsberger Diakonie nannte es ein wichtiges Anliegen, Barrieren zu erkennen und zu beseitigen. Eigentlich wollte man schon 2023 barrierefrei sei. Man fange nicht bei Null an, aber es sei noch viel Luft nach oben. Es gehe auch nicht nur um bauliche Barrieren, sondern die Barrieren in den Köpfen seien viel schwieriger zu beseitigen.
Lob für den Haßfurter Bahnhof, doch Kritik am Bahnhof in Zeil
Behinderternbeauftragter Edwin Oppelt zeigte dann anhand einer Bilderausstellung die Erfolge der jüngeren Vergangenheit auf. Beispiel Postgebäude in Haßfurt: Dort gelangen Besucherinnen und Besucher mit einem Aufzug und einer Schiebetür jetzt barrierefrei in das Gebäude. Als "Vorzeigeobjekt" bezeichnete er den Bahnhof in Haßfurt "Der Bahnhof ist jetzt komplett barrierefrei und sogar noch mit einer Behindertentoilette versehen."
Oppelt lobte die derzeit laufenden Umbaumaßnahmen am Bahnhof Ebelsbach, übte aber Kritik am Bahnhof Zeil. Hier ende das taktile Leitsystem im Nirwana. Positiv vermerkte er auch, dass drei Unternehmen schon auf Niederflurbusse umgestellt hätten und auch zunehmend Haltestelle dafür eingerichtet werden. "Behinderte finden nun ein Leitsystem vor und können sich damit allein helfen. Schließlich wollen sie auch nicht immer auf eine zweite Person angewiesen sein."
Die Bürger können sich nun im Rahmen der "Aktionswoche" sich über bisherige Erfolge in einer Bildausstellung informieren, sie können aber auch auf "Mauersteinen" aufschreiben, wo es noch Barrieren gibt.
Was im Rahmen der Ausstellung noch geboten ist:
Am Dienstag 2. Mai sind im Eingangs-Bereich des Landratsamt Behinderten-Beauftragter Edwin Oppelt und Inklusions-Beauftragte Natalie Harfst von 11 bis 14 Uhr zu sprechen;
Am Mittwoch, 3. Mai, ist ab 16 Uhr ein Informationsnachmittag über "Hilfsmittel" mit einer Ausstellung des Sanitätshauses Mannl und Hauck.
Am Donnerstag, 4. Mai, ist von 14 bis 16 Uhr Informationsnachmittag mit Angeboten aus der Region. An Ständen geben die Rummelsberger Diakonie, die Lebenshilfe, die Volkshochschule, der TV Hofheim sowie Lebenstraum einen Einblick in ihre Arbeit.