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Bamberg
Erste Kirche in Bamberg mit Photovoltaik
Das Dach der Wildensorger Kirche St. Joseph bietet beste Voraussetzungen für eine Photovoltaikanlage.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Das Dach der Wildensorger Kirche St. Joseph bietet beste Voraussetzungen für eine Photovoltaikanlage.
Bearbeitet von Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 05.11.2023 02:37 Uhr

Es ist der Initiative von Erich Sperlein zu verdanken, dass dieses Projekt überhaupt verwirklicht werden konnte: Der Kirchenpfleger von St. Joseph Wildensorg kümmerte sich beispielhaft darum, dass auf dem Dach der Kirche eine komplette Photovoltaik-Anlage (PVA) installiert wurde. "Ein 150 Quadratmeter großes Pilotprojekt" freut sich Sperlein, dass dieses Gotteshaus das erste in der Stadt Bamberg mit PVA ist. Ja, zu den ersten Kirchen mit Solartechnik im Erzbistum Bamberg überhaupt gehört.

Kirchenpfleger Sperlein griff damit eine Idee auf, die im Corona-Lockdown aufkam. Damit nicht auch noch das kirchliche Leben stillsteht, organisierte der Umweltbeauftragte des Erzbistums, Sebastian Zink, die Online-Veranstaltung "Die Schöpfung bewahren – Überlegungen für umweltrelevantes Handeln in der Kirchengemeinde." Zumal nach Zinks Worten das Erzbistum Bamberg völlige CO₂-Neutralität anstrebt, allerdings "schneller ans Ziel kommen will", wofür auch die politischen Richtlinien verbessert werden müssten. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Diözese schon 2009 den Klimafonds für energetische Maßnahmen von Kirchenstiftungen ins Leben gerufen und seitdem – je nach Haushaltsmöglichkeit – mit 19 Millionen Euro ausgestattet. Geld, das für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen in den Pfarrgemeinden ankommt.

Beste Voraussetzungen für Photovoltaik

Erich Sperlein trug seine Vorstellungen der Kirchenverwaltung vor, da auch das Dach der Wildensorger Kirche hinsichtlich Neigung, Ausrichtung nach Süd-Süd-Ost und kaum Verschattung beste Voraussetzungen für eine PVA bot. Die Kirchenverwaltung beauftragte Sperlein, alles in die Wege zu leiten. Nachdem die denkmalpflegerische Erlaubnis und die stiftungsrechtliche Zustimmung eingeholt waren, blieb noch die Frage offen: Soll die Kirchenstiftung die vorgesehene Anlage in Eigenregie betreiben, oder soll sie das Dach an einen nichtkirchlichen Investor vermieten? Nach Rücksprache mit der Revisionsabteilung der Erzdiözese war klar, dass allein schon aus steuerlichen Gründen eine Vermietung der Dachfläche der günstigere Weg sei.

Der Kirchenpfleger kam auf die Stadtwerke Bamberg zu: "Nach Prüfung, ob das Kirchendach grundsätzlich geeignet ist, haben die Stadtwerke das Vorhaben als Dachpacht-Modell umgesetzt", erklärt Stadtwerke-Sprecherin Astrid Rosenberger. Die Stadtwerke haben das Dach von der Kirchenstiftung gepachtet, errichteten darauf die PVA und betreiben diese. Dafür erhält die Kirchenstiftung als Eigentümerin des Gebäudes eine jährliche Pacht. Oder anders gesagt, wie es Erich Sperlein tut: "Wir bekommen einen Euro Pacht pro Tag." Und das zunächst die nächsten 20 Jahre. So lange gilt der Pachtvertrag. Danach kann die Kirchenstiftung die PVA zur eigenen Nutzung erwerben oder den Gestattungsvertrag mit den Stadtwerken verlängern.

Der seit wenigen Tagen auf dem Dach erzeugte Solarstrom wird vollständig ins öffentliche Stromnetz eingespeist und nach EEG vergütet. Kirchenpfleger Sperlein: "Zehn Haushalte können mit dem Strom aus den 76 leistungsfähigen Modulen versorgt werden."

Aktuell prüfen die Stadtwerke, ob das Dachpacht-Modell auch für andere Kirchendächer im Erzbistum Bamberg in Frage kommt, wie Sprecherin Rosenberger erläutert. Umweltbeauftragter Zink befürwortet so ein Vorgehen, bringt aber auch die Denkmalpflege ins Spiel, die gerade im Unesco-Weltkulturerbe Bamberg "mitredet". Eine PVA auf dem Dom wäre zum Beispiel undenkbar. Bei anderen Kirchen seien jedoch Fragen, etwa nach der Befestigung und Statik, ausschlaggebend.

Zinks Mitstreiter in Sachen Umwelt ist Energie- und Klimaschutzmanager Mario Burghardt. Beide Männer nehmen 100 Prozent-Stellen im Erzbistum ein. Burghardt verweist darauf, dass jedes kirchliche Gebäude, das nicht unter Denkmalschutz stehe, für eine PVA geeignet sei: "Es muss nicht das Kirchendach sein." So sei beispielsweise auf dem Archiv der Erzdiözese am Regensburger Ring eine Anlage geplant.

Der staatlich geprüfte Maschinenbau-Techniker und gelernte Heizungsbauer rät dazu, gerade in Sachen Heizung "alternativ und mit rein grünem Strom zu denken". Ist es notwendig, Kirchengebäude, die zwei, drei Mal pro Woche für Gottesdienste gebraucht werden, komplett zu heizen? Können die wenigen Kirchenbesucher werktags nicht ins Gemeindezentrum gehen? Warum sollten nicht auch in alten Gebäuden Wärmepumpen eingebaut werden? Zum Beispiel in die Wohnungen im Bistumshaus St. Otto am Heinrichsdamm?

Die Prozesse beschleunigen

Burghardt plädiert für ein Info-Online-Portal, um Prozesse zu beschleunigen. Zink wünscht sich eine "Minimierung des Bürokratiewustes" im Ordinariat und für die Kirchenstiftungen eine Vereinfachung der Entscheidungsprozesse. Der Sozialethiker zieht das neue apostolische Schreiben "Laudate Deum" (Lobt Gott) heran, das als Fortsetzung der päpstlichen Umwelt-Enzyklika Laudato sí aus dem Jahr 2015 gilt. Papst Franziskus fordert in dem brandaktuellen 13-Seiten-Papier von Regierungen, Unternehmen und einzelnen Menschen, rasch zu handeln, um eine Ausweitung der Klimakatastrophen zu verhindern: "Wir können den enormen Schaden, den wir verursacht haben, nicht mehr aufhalten. Wir kommen bloß noch rechtzeitig, um noch dramatischer Schäden zu vermeiden." Umweltbeauftragter Zink sieht denn auch einen enormen Handlungsdruck – nicht nur für die Politik, sondern auch für die Kirche.

 
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