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Kreis Haßberge
Erntedank bezieht sich nicht nur auf Früchte der Natur
Von Günter Schmitt (Ottendorf), Dekanatsreferent im Dekanat Haßberge
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:46 Uhr

Glaubt man der Werbung, ist Geiz geil. Betrügen scheint noch geiler zu sein, wenn man das VW-Debakel über gefälschte Abgaswerte beobachtet. Waren es vor ein paar Jahren die Investmentbanker, die ganze Volkswirtschaften zu verzocken drohten, sind es jetzt Ingenieure der Automobilindustrie, die vor lauter krankem Ehrgeiz und Gier das Qualitätsprädikat „Made in Germany“ schreddern.

Da scheint das christliche Fest Erntedank, das wir in diesen Tagen feiern, fast weltfremd, wo es um die Dankbarkeit für die Ernte geht. Und doch hat das Fest unmittelbar mit den genannten Erscheinungen zu tun. Wenn wir Christen das Erntedankfest verniedlichen wie Weihnachten und den Sinn des Festes nur noch zum naiven Gegenstand von Kindergottesdiensten machen, ist es nett, aber ohne Relevanz.

Dabei steht hinter dem Erntedankfest der grundsätzliche Gedanke, dass wir dankbar sein können, weil Gott uns gerade in unseren Breitengraden so reich mit allem beschenkt, was wir zum Leben brauchen.

Und dabei meine ich nicht nur die Früchte der Ernte, sondern beispielsweise auch das Geschenk, in eines der reichsten Länder hineingeboren zu sein, in einer gesicherten Demokratie zu leben und – die letzten Wochen zeigen es deutlich – in einer solidarischen und offenen Gesellschaft beheimatet zu sein.

Das sind nur einige Gründe, dankbar zu sein. Und deshalb können wir diese Gaben, die unser Leben reich machen und ebenso den Spender dieser Gaben gebührend feiern. Freilich wird der eine oder andere sagen, dass das Ganze ja vor allem unserem Fleiß zu verdanken ist. Das mag teilweise stimmen, aber jeder, der realistisch auf sein Leben schaut, spürt, dass ganz viel Geschenktes unser Leben bestimmt.

Wir erleben in diesen Tagen bei den vielen tausenden Flüchtlingen eine große und unverstellte Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, die sie in Deutschland erleben. Gerade in diesen Tagen säen viele engagierte und wohlmeinende Menschen durch ihren Einsatz einen ganz wichtigen Samen aus, den wir sicher in einiger Zeit ernten können. Es wird heißen: Weil viele Menschen in Deutschland dankbar sind für die guten Gaben ihres Lebens, geben sie mit offenem und frohem Herzen von diesen Gaben weiter. Gelebte Dankbarkeit – zum Erntedank gibt es nichts Besseres.

 
 
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