Eines der bekanntesten Symbole zum Osterfest ist das des Osterlamms. Schon seit Jahrtausenden gilt das Schaf als Symbol des Lebens, weil es nicht nur Speise, also Fleisch, Milch und Käse, sondern auch Wolle für die Kleidung gibt. Trotzdem wird bei uns auch in dem erst kürzlich zurückliegenden Osterfest wohl nicht die große Menge an Lammfleisch verzehrt worden sein, sondern die meisten haben sich wohl auf das Osterlamm aus der Bäckerei beschränkt.
Schaf- und Lammfleisch werden in Deutschland nämlich sowieso nicht so häufig gegessen. Wenn man den Statistiken glauben darf, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland unter einem Kilo pro Jahr. Doch Anja Schelauske, die mit ihrer Familie in Ermershausen einen Schafhof betreibt, kann über mangelnde Nachfrage nicht klagen. Allerdings ist ihr Schaf- beziehungsweise Lammfleisch auch etwas ganz Besonderes. Die Tiere durften vier Wochen bei ihrer Mama bleiben, werden nach dieser Zeit zunächst über Nacht von den Müttern getrennt und dürfen nach dem Melken am Morgen wieder zusammen den Tag auf der Weide verbringen. Geschlachtet wird erst im Herbst/Winter.
Aber die Konzentration der Familie Schelauske liegt auch nicht unbedingt auf der Fleischproduktion, sondern auf der Herstellung von Weichkäse, Frischkäse, Joghurt und dergleichen. "Milchprodukte und Nachwuchs sind eben untrennbar miteinander verknüpft", so Schelauske. "Aber unsere Lämmer haben, bis es zur Schlachtbank geht, ein wirklich schönes und artgerechtes Leben gehabt", erklärt sie - und man merkt deutlich, wie wichtig ihr das ist. Sie ist augenscheinlich angekommen, in einem arbeitsreichen, aber glücklichen Leben. "Die Arbeit und das Leben mit den Tieren sind doch das Schönste, was man sich vorstellen kann", betont sie lachend. Und Arbeit hat sie nicht nur mit den Schafen und Lämmern, sondern auf dem Hof tummeln sich auch eine Katze, Hunde und Pferde. Wobei sie extra Lehrgänge besucht hat, um ihre Hunde für die Arbeit mit den Schafen auszubilden. So nebenbei päppelte sie derzeit auch noch ein kleines Ziegenböckchen auf.
"Krainer Steinschafe" und "Französische Milchschafe" stehen, liegen und galoppieren auf der Weide. 60 Muttertiere und zwei Zuchtböcke sorgen hier für den Nachwuchs. Die "Französischen Milchschafe" geben mehr Milch, sind aber auch was das Futter betrifft längst nicht so genügsam wie die "Krainer Steinschafe", erklärt Schelauske. Doch die "Krainer Steinschafe" seien eine alte, vom Aussterben bedrohte Rasse und ihre Futtergenügsamkeit birgt einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, gerade in der Landschaftspflege.
Seit sieben Jahren hält die Familie Schafe. Seit drei Jahren werden in Serrfeld (der ehemalige Hauptwohnsitz ist als Betriebsstandort mit Käserei verblieben) diverse Milchprodukte hergestellt und unter dem Namen "Serrfelder Milchschäferei" selbst vermarktet. Normalerweise auf dem Hof in Ermershausen und bei Märkten im Umland. "Die Märkte dürfen gottlob ja weiter abgehalten werden. Auf dem Hof haben wir einen SB-Kühlschrank aufgestellt", so die Landwirtin. Die Kunden können sich bedienen und es steht eine Kasse mit Wechselgeld zur Verfügung. Direkter Kundenkontakt ist hier also nicht nötig. Zwar sei der Umsatz etwas zurückgegangen, da einfach weniger Menschen auf den Markt gehen, bisher sei aber noch alles im grünen Bereich. Einzig die Eismaschine, die sie angeschafft hat, um damit in diesem Sommer bei diversen Veranstaltungen auch Eis aus Schafmilch anbieten zu können, wird wohl nicht zum Einsatz kommen. Die Eisproduktion ist also zunächst auf Eis gelegt.
Wichtig sei, dass die Märkte weiter stattfinden können. Schließlich habe sie viel investiert, um sich den Traum vom eigenen Bauernhof, der sie seit Kindertagen schon begleitet, zu verwirklichen. Inzwischen hat auch ihr Mann Steffen seinen Bürojob, mit dem er die Familie ernährt hat, aufgegeben und unterstützt sie in der Landwirtschaft. Von den acht Kindern sind heute nicht mehr alle im Haus. Die älteren, erwachsenen haben Berufe außerhalb der Landwirtschaft, aber die jüngeren helfen tüchtig mit. "Da wird es auch ohne Schule nicht langweilig", erzählt Schelauske. Denn bei aller Beschaulichkeit – auch hier macht man sich natürlich Sorgen wegen der Ausbreitung des Corona-Virus und der Folgen. Und alle hoffen auf ein baldiges Eindämmen der Pandemie und eine Rückkehr zur Normalität.