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Ermershausen
Ermershausen als ein "Ort der Demokratie in Bayern" gewürdigt
Mit einem umgestürztes Auto als Blockade und einer Plakatwand für Protest. So machten die Ermershäuser am Morgen des 19. Mai 1978 auf sich aufmerksam. 
Foto: Archiv Schmidt | Mit einem umgestürztes Auto als Blockade und einer Plakatwand für Protest. So machten die Ermershäuser am Morgen des 19. Mai 1978 auf sich aufmerksam. 
Bearbeitet von Lukas Kutschera
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:30 Uhr

Über viele Jahre haben sich Bürgerinnen und Bürger Ermershausens gegen die zwangsweise Eingemeindung nach Maroldsweisach zur Wehr gesetzt. Der 15 Jahre lange Kampf war erfolgreich und mündete letztlich in die Selbstständigkeit des Dorfes im nördlichen Haßbergkreis.

Wie der hiesige Landtagsabgeordnete Steffen Vogel gegenüber der Presse mitteilt, hat das Präsidium des Bayerischen Landtags am 20. Oktober auf Empfehlung eines wissenschaftlichen Beirates entschieden, dass die Gemeinde Ermershausen für ihr zivilgesellschaftlichen Engagements gewürdigt wird und als "Ort der Demokratie in Bayern" anerkannt wurde.

In der Begründung heißt es, dass bereits im Vorfeld sich die Bürger von Ermershausen vehement gegen den Verlust ihrer Eigenständigkeit eingesetzt hätten. Um die Übergabe der Gemeindeakten an Maroldsweisach zu verhindern, wurden Barrikaden errichtet und das Rathaus besetzt. Mit einem großangelegten Polizeieinsatz wurde die Eingemeindung im Mai 1978 schließlich durchgesetzt. Dem folgten 15 Jahre des Protestes, bis 1994 die Eingemeindung für "gescheitert" erklärt und Ermershausen wieder selbständig wurde, zitiert Steffen Vogel die Begründung der Jury.

Letztlich war der zivilgesellschaftliche Protest erfolgreich

Der zivilgesellschaftliche Protest war erfolgreich, informiert Steffen Vogel zu den Hintergründen. "Ich freue mich sehr, dass Ermershausen mit seinen rund 560 Einwohner Teil der Demokratiegeschichte Bayerns geworden ist und nun in einer Reihe mit so wichtigen Orte wie Herrenchiemsee, dem Maximilianeum oder dem Regensburger Rathaus als ständiger Sitz des Reichstages genannt wird, die ebenso als 'Orte der Demokratie in Bayern' am 20. Oktober anerkennt wurden", so der Abgeordnete.

Der erfolgreiche zivilgesellschaftliche Protest der Ermershäuser zeige, dass Demokratie in Bayern nicht nur in Parlamenten stattfindet, sondern überall dort, wo Menschen sich engagieren, so Vogel.

Der Bayerische Landtag gehe mit der Reihe "Orte der Demokratie in Bayern", ein überparteiliches Projekt, neue Wege der Erinnerungskultur und Demokratiebildung. Die vom Präsidium verabschiedete Liste versteht sich ausdrücklich als Anfang eines weiterhin offenen Prozesses. "Trotzdem finde ich es schon beachtlich, dass Ermershausen schon in der ersten Phase des Projekts gewürdigt wird", so Vogel. Aktuell sind gerade einmal dreizehn Orte ausgewählt worden. Aus Unterfranken ist es neben Ermershausen noch die Konstitutionssäule in Gaibach unter den "Orte der Demokratie".

Im Rahmen festlicher Veranstaltungen sollen die Schauplätze der Demokratie Bayerns nochmals besonders gewürdigt werden und ebenfalls Gedenkobjekte enthüllt werden. Zusätzlich wird es zu den einzelnen Erinnerungsorten eine multimediale Wanderausstellung einer interaktiven Homepage geben, welche derzeit durch den Bayerischen Landtag erarbeitet werden, ergänzt der Abgeordnete. Die Auftaktveranstaltung der Reihe soll voraussichtlich im Herbst nächsten Jahres im Maximilianeum stattfinden. Vogel wird die Landtagspräsidentin Ilse Aigner nach Ermershausen einladen, um dort eine besondere Gedenkveranstaltung durchzuführen, hieß es in der Pressemeldung.

 
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