
Das Museum in Kloster Banz umfasst eine umfangreiche Fossiliensammlung, eine orientalische Sammlung und die Geschichte des Klosters. Ergänzt werden diese Dauerausstellungen durch wechselnde Sonderausstellungen. Seit zwei Monaten steht das Museum unter der Leitung von Torsten Renner. Renner stammt aus Untermerzbach, hat in Berlin Archäologie studiert und kehrt nun in der verantwortlichen Position des Kurators in seine Heimat zurück. Die Redaktion hat mit ihm gesprochen.
Torsten Renner: Das Museum Kloster Banz ist der Ort, an dem meine Leidenschaft zur Archäologie entfacht wurde. Geweckt wurde sie, als ich, siebenjährig, die altägyptische Mumie sah, welche Herzog Max in Bayern nach Banz gebracht hatte. Genährt wurde die Leidenschaft durch meine Suche nach Fossilien. Süddeutschland ist reich davon, und noch heute bringen Baumaßnahmen, wie kürzlich die ICE - Strecke Berlin - München, weitere Fundstücke in unserer Gegend zutage. So stammen alle hier im Museum Kloster Banz gezeigten Fossilien aus der näheren Umgebung von Banz.
Renner: Ich studierte am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität zu Berlin den Bachelor- und Masterstudiengang klassische Archäologie. Neben dem Schwerpunktstudium belegte ich im komplementären Bereich am ägyptologischen Seminar der Freien Universität zu Berlin den Studiengang ägyptische Archäologie. Es lag nahe, dass ich mich bewarb, als das Museum, zu welchem ich seit meiner Kindheit eine persönliche Verbindung fühle, eine Stelle als Kurator beim Kloster Banz ausschrieb.

Renner: Insbesondere in Krisenzeiten stellt sich die Frage, was uns die Vergangenheit wert ist und wie wir auf diese Vergangenheit zurückblicken wollen. Erinnerungspolitik kann zu einem gesellschaftspolitischen Hemmfaktor wie auch zu einem Ansporn für eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen beziehungsweise einer gegenüber sich selbst fremden kulturellen Vergangenheit führen. Angesichts dessen sind Museen partizipative und interaktive Orte der kollektiven Erinnerung und interkulturellen Kommunikation. Über die Grenzen akademischen Denkens und Handelns hinweg ist Kloster Banz und damit das Museum Kloster Banz für mich zugleich ein Ort der Inspiration und Regeneration.
Renner: Der aktuelle Klimawandel verändert den Lebensraum Erde weitreichend. Wir erleben derzeit den größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Unser Museum zeigt zu Stein gewordene Lebenswelten, wie sie in der Flora und Fauna vor Millionen Jahren in Süddeutschland vorgefunden werden konnten. Diese verdeutlichen, dass die Erde kein konstantes Gefüge, sondern einem steten Wandel unterworfen ist. Fischsaurier hatten hier ihre Heimat, Dinosaurier, Flugsaurier ebenfalls. Sie mussten aussterben, weil sie auf der Erde nicht mehr zurechtkamen. Oder die Erde mit Ihnen.
Renner: Ja, die Mumie im Museum Kloster Banz stellt uns vor viele Herausforderungen: Herzog Max hatte sie als Andenken erworben, ein zu der damaligen Zeit übliches, heute undenkbares Vorgehen. Uns bleiben Fragen: Welchen Weg schlagen wir ein, um dem ethischen Aspekt der Ausstellung von menschlichen Überresten in ihrer Totenruhe gerecht zu werden, wie zeigen wir die Mumie im Museum, ohne geltende ethnische Grünsätze zu verletzen, und nicht zuletzt, was müssen wir beitragen, damit sie der Nachwelt erhalten bleibt.

Renner: Museen müssen attraktiv sein für Besucherinnen und Besucher, wissenschaftliche Forschung ermöglichen und ihre Gegenstände sorgfältig behandeln. Ich lege großen Wert auf das Erscheinungsbild des Museums. Sauberkeit, optimale Beleuchtung und durchdachte Präsentation haben hierfür elementare Bedeutung. In Paris, im Louvre, hatte ich die Aufgabe, Ausstellungen eigenverantwortlich mitzugestalten. Es war eine sehr lehrreiche und intensive Zeit voller Erfahrungswerte, die für meine kuratorische Arbeit von großer Bedeutung sind.
Renner: Meine berufliche Zielsetzung verfolgte stets eine Anstellung in der musealen Arbeit. Vor diesem Hintergrund absolvierte ich Praktika an Museen und Sammlungen im Inland und europäischen Ausland. Die Möglichkeit einer eigenverantwortlichen und konstruktiven kuratorischen Arbeit in den zentralen Kernbereichen der musealen Arbeit spricht mich im gleichen Sinne an wie eine teamorientierte Zusammenarbeit. Dieser Sachverhalt betrifft zum einen die kuratorische Vorarbeit zu einer Sonderausstellung, zum anderen die theoretische Planung und praktische Verwirklichung von Konzepten zur Archivierung und Dokumentation der Sammlungsbestände sowie eine inhaltliche Auseinandersetzung mit aktuellen museologischen, konservatorischen und rechtlich-politischen Aspekten einer sich ständig wandelnden musealen Arbeitswelt.