Ob es die liebevolle Pflege seiner Frau ist, die Karl Havel ein hohes Lebensalter beschert? Oder sind es die Gene? Oder gar ein gesunder Lebenswandel? Am Sonntag feierte der rüstige Senior bei geistiger Frische im AWO-Seniorenzentrum in Knetzgau seinen 95. Geburtstag. Unter den Gratulanten waren stellvertretender Landrat Michael Ziegler, Knetzgaus 2. Bürgermeister Bernhard Jilke und Heimleiterin Annika Kuhbandner.
Karl Havel wurde am 4. August 1924 in Mährisch-Ostrau, der damaligen Tschechei, geboren und ist dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Danach erfolgte die Einberufung als Soldat mit einer anschließenden zweieinhalbjährigen Kriegsdienstzeit. Diese Zeit ist bei dem Senior noch sehr lebhaft in Erinnerung geblieben. Er erzählte von Einsätzen in Russland, dem Baltikum bis hin zu Ungarn.
In Braunau in Österreich war er bei der Kapitulation dabei und wurde von den Amerikanern gefangen genommen und entlassen. Aber nicht in die einstige tschechische Heimat, wo er dem Tod ausgeliefert gewesen wäre, sondern ins unterfränkische Schweinfurt, wo er zunächst ohne feste Unterkunft war.
Schon bald fand der Jubilar in seiner Frau Annemarie, die gebürtig aus Münnerstadt war, seine große Liebe. „Meine Frau schenkte mir Heimat und ein gemeinsames Heim in Schweinfurt und Umgebung“, erzählte der Senior. Mit seiner Frau, die Karl Havel als „Engel auf Erden“ bezeichnete, war er 72 Jahre verheiratet und ist seit einem knappen Jahr verwitwet. Zwei Söhne schenkte ihm seine Frau, der jüngere davon ist bereits verstorben. Zur Familie zählen zudem vier Enkel, vier Urenkel und vier Ururenkelkinder.
Bei der Firma Fichtel und Sachs in Schweinfurt hatte Karl Havel den Beruf des Industriekaufmanns erlernt und war dort bis zum Eintritt ins vorgezogene Rentenalter tätig. Als Disponent war er in dem Schweinfurter Industriebetrieb am Aufbau der EDV beteiligt.
Im Ruhestand viel unterwegs
Mit seiner Frau Annemarie ist er im Ruhestand viel gewandert, vor allem in den bayerischen Alpen und in Österreich. Neben der Familie war der Sport ein wichtiger Mittelpunkt im Leben des Jubilars. Ob in der Leichtathletik, wo er sich noch an eine Sportveranstaltung erinnern konnte, bei der er mit 14,02 Sekunden auf 100 Meter den 3. Platz belegte. Oder als langjähriger Spieler bei den Amateuren und späterer Funktionär beim FC 05 Schweinfurt. Hier wurde sein Engagement erst vor kurzem für über 65 Jahre Vereinszugehörigkeit gewürdigt.
Heute noch interessiert sich der Jubilar für Sportveranstaltungen, die er am Fernseher verfolgt. Für die Spiele des FC 05 schlägt sein Herz nach wie vor. Der Senior fiebert mit und lässt keine Spielberichte in der Zeitung aus.
Vor knapp drei Jahren ist Karl Havel mit seiner Frau Annemarie ins AWO-Seniorenzentrum nach Knetzgau gezogen, wo er sich trotz Liebe zur Kugellagerstadt gut eingelebt hat und sich sehr wohl fühlt, auch wenn er seine Annemarie an seinem Ehrentag schmerzlich vermisst.