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Hofheim
Wie jeder bei einem epileptischen Anfall helfen kann
Diplomsozialpädagogin Henrike Staab informiert die Klasse 11 der Berufsfachschule für Pflegeberufe in Hofheim einmal jährlich über das Thema Epilepsie.
Foto: Martin Schweiger | Diplomsozialpädagogin Henrike Staab informiert die Klasse 11 der Berufsfachschule für Pflegeberufe in Hofheim einmal jährlich über das Thema Epilepsie.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:33 Uhr

Fünf Prozent aller Menschen weltweit erleiden einmal in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Bei einem Prozent der Bevölkerung treten diese Anfälle wiederholt auf. Bezogen auf den Landkreis Haßberge sind dies rund 850 Menschen. Mehr als ein Drittel der Erkrankten sind Personen jenseits des 60. Lebensjahres, Tendenz mit zunehmender Lebenserwartung steigend.

Um angehenden Altenpflegern und Altenpflegehelfern das Thema nahe zu bringen, unterrichtet Henrike Staab von der Epilepsieberatungsstelle am Juliusspital in Würzburg einmal jährlich an der Caritas-Altenpflegeschule in Hofheim.

Laut dem Landesverband Epilepsie Bayern sind in Deutschland derzeit etwa 300 000 Menschen im höheren Lebensalter an einer Epilepsie erkrankt. Allein in Bayern leben rund 40 000 betroffene Senioren. Grundsätzlich kann jeder Mensch zu jeder Zeit in jedem Alter einen epileptischen Anfall bekommen. Epileptische Anfälle sind kurze vorübergehende Funktionsstörungen des Gehirns aufgrund vermehrter synchroner Entladungen, ähnlich denen eines Gewitters.

Chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems

Es gibt zahlreiche Formen, die sehr unterschiedlich aussehen können, von kurzen Bewusstseinspausen (Absencen), sinnlosen Handlungen (z.B. sinnloses Umhergehen), kurzen isolierten Zuckungen bis hin zum bekannten großen Anfall mit Sturz und Bewusstseinsverlust (Grand Mal), der auf den Betrachter sehr dramatisch und erschreckend wirken kann.

Epilepsie ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems und eine rein organische Störung. Im Alter über 60 sind epileptische Anfälle die dritthäufigste Ursache einer stationären neurologischen Behandlung im Krankenhaus, nach Demenz und Schlaganfall. Mit Medikamenten werden zirka 70 Prozent der Patienten langfristig anfallsfrei. Die Mehrzahl der Betroffenen kann auch im Alter ein normales Leben ohne Einschränkung der Lebensqualität führen.

Bei kaum einer anderen chronischen Erkrankung sind in unserer Gesellschaft so viele Vorurteile und falsche Vorstellungen in den Köpfen verankert – und, damit verbunden, Diskriminierung und Stigmatisierung von Betroffenen. Die häufigsten Ursachen für Epilepsie bei älteren Menschen sind Durchblutungsstörungen des Gehirns, hervorgerufen durch Erkrankungen des Herzens oder Veränderungen der Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei Demenz.

Epilepsie kann mit Medikamenten gut behandelt werden

Epilepsien bei Senioren werden leicht verkannt. Verwirrtheitszustände, Gedächtnislücken, Sprach- oder Empfindungsstörungen, unsinnige Handlungsweisen wie unvermitteltes Schmatzen, Kauen oder Nesteln, verändertes Verhalten, Kopf- oder Muskelschmerzen, Schwindel und Gangunsicherheit werden eher dem Alter zugeordnet und führen nicht zu der entsprechenden Diagnostik.

Die Folge ist ein erhöhtes Verletzungsrisiko bei Stürzen im Anfall sowie Hilflosigkeit bei Betroffenen, Angehörigen und Pflegenden. Dabei kann Epilepsie gerade in diesem Lebensabschnitt mit Medikamenten gut behandelt werden.

Neben Schulungen bietet die Epilepsieberatung auch kostenlose Außensprechtage an. Der nächste Termin ist am Dienstag, 30. Juni, von 13 bis 18 Uhr im Ärztehaus 1 neben dem Haßfurter Krankenhaus. Eine Anmeldung ist erforderlich unter Tel.: (0931) 3931580 oder per E-Mail unter epilepsieberatung@juliusspital.de.

Die Caritas-Altenpflegeschule in Hofheim bildet zur Zeit zirka 74 Schüler zur Pflegefachkraft aus. Zirka 15 Schüler befinden sich in der Ausbildung zum Pflegefachhelfer. Durch die Corona-Krise fand der Unterricht in der letzten Zeit meist online statt. Seit kurzem können die Auszubildenden wieder die Schule im Blockunterricht besuchen – unter strengen Sicherheitsnahmen, wie dem Tragen von Mund-Nasen-Schutz und Abstandsregeln.

Erste Hilfe bei Epilepsie-Anfällen

- Ruhe bewahren.
- Der Anfall sollte genau beobachtet werden. Sind die Augen offen oder geschlossen?
- Die Anfallsdauer beträgt in der Regel ein bis drei Minuten. Während des Anfalls sollte der Helfer auf die Uhr sehen. Denn die Zeit kann einem wie Stunden vorkommen.
- Gefährliche Gegenstände sollten entfernt werden. Eine Brille sollte abgenommen werden. Eine Zigarette sollte wegen der Brandgefahr aus der Hand genommen werden. Unter den Kopf sollte etwas Weiches, wie ein Kissen, gelegt werden.
- Der Betroffene sollte aus dem Gefahrenbereich, wie aus dem Wasser oder von einer Straße, geholt werden. Dabei darauf achten, den Betroffenen immer am Oberkörper zu fassen, nie nur an Händen oder Armen.
- Man sollte nicht versuchen, den Kiefer zu öffnen oder gewaltsam Gegenstände zwischen die Zähne zu schieben.
- Man sollte nicht versuchen, die Arme oder Beine des Betroffenen festzuhalten (Verletzungsgefahr).
- Keine Beatmung durchführen.
- Beengende Kleidung sollte gelockert werden. So bald wie möglich sollte der Betroffene in die stabile Seitenlage gebracht und vor Unterkühlung geschützt werden.
- Man sollte so lange beim Betroffenen bleiben, bis er wieder vollständig orientiert ist.
- Bei Verletzungen oder einer Anfallsdauer von mehr als fünf Minuten sollte ein Arzt gerufen werden. Ebenso, wenn unklar ist, ob der Anfall im Rahmen einer anderen Erkrankung aufgetreten ist, zum Beispiel Unterzuckerung bei Diabetes.
Quelle: pm
 
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