„Die Leute im Ort haben damals gesagt: ,Holt einen Bagger und schiebt's weg!‘“, erinnert sich Silvia Schuhmann. Während sie das sagt, lässt sie ihren Blick umherschweifen. Sie sitzt dabei in einem Raum, der fast einer kleinen Halle gleicht. Die Wände sind weiß. Den Boden zieren Steinplatten. Mehrere Tische und Stühle stehen an der einen Seite des Raumes. In einer Ecke ist eine Küchenzeile verbaut. Direkt daneben ein großer Ofen. Wir befinden uns in der ehemaligen Braustube des alten Brauhauses in Köslau. Im Oktober erhalten Silvia Schuhmann und ihr Mann Thomas, die Besitzer des Brauhauses, einen Förderpreis des Bezirks Unterfranken – für die „Erhaltung historischer Bausubstanz“. Also für den Erhalt des Brauhauses in Köslau.
Es begann mit ein em Fachwerkhaus
Begonnen hat alles im Jahr 2003. Als sich die Schuhmanns ein Fachwerkhaus in Köslau kauften. „Für uns selbst als Alterssitz“, erzählt Silvia Schuhmann. Vom Fachwerkhaus aus fiel der Blick der Schuhmanns dann oft auf das benachbarte Brauhaus, das „jeden Tag weniger Ziegel“ hatte. Sie hätten sich damals gedacht, dass es doch wirklich schade sei, dass ein Denkmal wie das Brauhaus so zerfällt, erinnert sich Schuhmann.
Der Entschluss zum Kauf war sicherlich kein leichter: „Im Grunde steckt unser ganzes Erspartes aus 30 Jahren Arbeit hier drin“, sagt Schuhmann und fügt an: „Das ist jetzt unsere Altersvorsorge.“ Ein bisschen Mut gehöre schon dazu, man dürfe nicht zu viel Angst haben. Und dass Ferienwohnungen auch in Köslau gut angenommen werden, hatten die Schuhmanns schon bei ihrem Fachwerkhaus feststellen können.
Fünf Jahre renoviert
Im Jahr 2011 kauften sie schließlich das Brauhaus. Und begannen mit der Renovierung, die fast fünf Jahre dauern sollte. Dabei kam den Schuhmanns zugute, dass sie als Schreiner selbst die „Spezialisten für den Innenausbau“ waren. Die Wochenenden verbrachten sie im Brauhaus, wie sich Schuhmann erinnert. Die Schreinerei laufe das Jahr über durch, da sei das dann der Urlaubsausgleich. „Und eine Möglichkeit, uns selbst auszutoben.“ Hinzugezogen wurden dann zum Beispiel noch ein Architekt sowie Fachleute für die Elektrik oder etwa die Dachsanierung, welche allein schon viel Geld verschlungen habe. Mit dem Denkmalschutz habe es keine Probleme gegeben, berichtet Schuhmann. Da sei man immer auf offene Ohren gestoßen.
Fünf-Sterne-Qualität
Im vergangenen Jahr war dann das erste Appartement für Feriengäste bezugsfertig. Insgesamt bietet das Brauhaus nun zwei Appartements, ein Doppelzimmer und eine Ferienwohnung – der Fünf-Sterne-Kategorie, wie Schuhmann betont. Neben vielen Gästen aus Deutschland kämen auch zunehmend internationale Gäste. Zum Beispiel aus Österreich und der Schweiz. Viele Gäste würden aber auch aus der unmittelbaren Umgebung stammen, erzählt Schuhmann. Wichtiges Verkaufsargument sei dabei die Ruhe. „Das kennen viele nicht mehr. Weil es einfach still ist bei uns.“
Ab und zu wird gebraut
Ab und an wird im Brauhaus dann tatsächlich aber auch noch Bier gebraut. Das gehe dann von früh um sieben bis in die Abendstunden hinein. Es gebe dafür spezielle Mischungen ähnlich wie bei einer Backmischung, erklärt Schuhmann. Für die Gäste ist das Bierbrauen natürlich ein besonderes Angebot. Von der Braueinrichtung selbst war im Brauhaus in Köslau nicht mehr viel vorhanden. Lediglich der Lochblechboden in der Darre, die Ablaufrinne in der Braustube und ein Behälter, der wahrscheinlich zum Reinigen verwendet wurde und jetzt als Brunnen vor dem Haus fungiert.
Genau wisse man es nicht, aber etwa bis vor 100 Jahren wurde noch Bier in Köslau gebraut. Das Haus selbst dürfte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, schätzt Schuhmann.
Entscheidung nicht bereut
Ob sie und ihr Mann die Kaufentscheidung noch einmal genauso treffen würden wie vor fünf Jahren? Sie überlegt kurz. „Ja, doch“, sagt sie dann. „So ein Haus hat Charakter, eine Geschichte. Das sind ja auch unsere fränkischen Wurzeln.“ Es gehe ihnen auch darum Spuren zu hinterlassen. „Da steckt viel Herzblut drin, sonst macht man sowas nicht.“
Die Kulturstiftung
Infokasten: Die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken vergibt jährlich sechs Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz. Die mit jeweils 25 000 Euro dotierten Preise gehen an Projekte, die „vorbildlich abgeschlossen“ wurden und zur Belebung historischer Ortskerne oder alter Handwerkseinrichtungen beitragen, wie Bezirksheimatpfleger Professor Klaus Reder auf Anfrage erklärt.
Das Brauhaus in Köslau habe restlos überzeugt. Mitentscheidend sei gewesen, dass Thomas und Silvia Schuhmann nicht nur „für sich ein Denkmal geschaffen“, sondern auch ein Konzept für dessen aktive Nutzung entwickelt hätten. Reder lobt zudem, dass alles in enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege stattgefunden habe. Am 18. Oktober werden dann die Preise an die Preisträger vergeben. Das Ganze findet ebenfalls im alten Brauhaus in Köslau statt. Auch die Schuhmanns freuen sich: „Da gibt's dann eine schöne große Feier.“ bex