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Wetzhausen
Entpflichtet aber nicht entlassen: Pfarrerin Melanie von Truchseß tritt kürzer
Pfarrerin Melanie von Truchseß wurde am Sonntag entpflichtet.
Foto: Martin Schweiger | Pfarrerin Melanie von Truchseß wurde am Sonntag entpflichtet.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:03 Uhr

Die Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Friesenhausen-Wetzhausen-Altenmünster, Melanie von Truchseß, tritt aus familiären Gründen kürzer. Ihre Vollzeitstelle reduziert sich um 75 Prozent auf 25 Prozent ab dem kommenden Jahr. Am Sonntag wurde die mehrfache Mutter in der Kirche in Wetzhausen in einem Festgottesdienst entpflichtet.

"Ich werde entpflichtet, aber nicht entweiht oder entlassen", betonte sie in ihrer Predigt und widersprach damit Gerüchten. "Ich bin zu gerne Eure Pfarrerin, aber ich bin auch Mutter", nannte sie den Hauptgrund für ihren dreijährigen Erziehungsurlaub. Sie sei in ihrer Mehrfachrolle überlastet gewesen. Der Schlaf habe gelitten. Der Tag sei aus dem Takt gekommen. Trost in dieser schweren Zeit habe sie in der Bach-Arie "Gott ist mein Freund" gefunden. Sie habe sie tagsüber gesummt und beim Einschlafen daran gedacht. Auch ihr Lieblingsbrief, der Philipperbrief, habe ihr geholfen. Der Apostel Paulus schrieb den Brief aus dem Gefängnis heraus. Trotzdem habe er die Gemeinde in Philippi damals aufgefordert: "Freut euch in dem Herrn." Paulus habe ebenfalls entdeckt, dass Gott sein Freund ist. "Großzügige, gelassene Freude ist unsere Berufung auch in schweren Zeiten", ermutigte die Pfarrerin ihre Gemeinde.

Pfarrerin wuchs in der Gemeinde auf

Dekanin Anne Salzbrenner aus Rügheim sagte, dass 25 Prozent noch zwölf Wochenarbeitsstunden für die Pfarrerin bedeuten. Die Pfarrer Maximilian Kessler (Pfarramt Oberlauringen) und Sieghard Sapper (Pfarramt Lendershausen) vertreten Melanie von Truchseß. Eine Besonderheit sei, dass von Truchseß in der Gemeinde aufwuchs und darin lebt. Einen Stillstand werde es in der Gemeinde nicht geben, versprach die Dekanin. Sie überreichte von Truchseß eine Kerze aus Bienenwachs. "So emsig und fleißig wie eine Biene bist du auch – aber es gehören auch Ruhephasen dazu", sagte Salzbrenner.

Die beiden Pfarrer (von links) Maximilian Kessler (Pfarramt Oberlauringen) und Gerd Sapper (Pfarramt Lendershausen) springen ein; rechts: Dekanin Anne Salzbrenner.
Foto: Martin Schweiger | Die beiden Pfarrer (von links) Maximilian Kessler (Pfarramt Oberlauringen) und Gerd Sapper (Pfarramt Lendershausen) springen ein; rechts: Dekanin Anne Salzbrenner.

Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring rief die Gemeindemitglieder dazu auf, sich einzubringen und überreichte 100 Prozent seines Geschenkes und "nicht nur 25 Prozent".

Jaroslaw Woch, katholischer Pfarrer von Aidhausen, lernte von Truchseß vor sechs Jahren kennen. Sie sei oft so eingespannt gewesen, dass ihr Mann Ferdinand für die Familie kochen musste.

Gerhard Koch, Vorstand der Kirchengemeinde, würdigte die Pfarrerin als eine Dienerin, die "Menschen inspiriert und an Gott gebunden" habe. Die überkonfessionelle Ordensgemeinschaft in Taize sei ihre zweite Heimat. Auch bei den Kirchenrenovierungen in Aidhausen und Nassach habe sie sich starkt eingebracht. Als Dank überreichte ihr Koch einen Gutschein für einen Aufenthalt auf dem Schwanberg bei Kitzingen.

Im Gottesdienst wirkten auch Bezirkskantor Matthias Göttemann mit Chor der Kantorei sowie der Posaunenchor Friesenhausen mit.

 
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  • M. S.
    Zitat: "Ich bin zu gerne Eure Pfarrerin, aber ich bin auch Mutter", nannte sie den Hauptgrund für ihren dreijährigen Erziehungsurlaub. Sie sei in ihrer Mehrfachrolle überlastet gewesen.

    Über so eine Aussage werden sich katholische Traditionalisten sicher freuen.
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  • M. B.
    Nein sie freuen sich sicherlich nicht. Katholische Priester sind ebenfalls mit ihrem Zölibat gestresst, Das wird nur von den Bischöffen so verkauft ,dass der Zölibat angeblich ein Schutz für den Priester sein soll. Die Wirklichkeit ist ,das Priester in Angst leben, wenn sie einen Partner haben. Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen ist für alle Arbeitnehmer eine Herausforderung ,nicht nur für Priester*innen.
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