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HASSFURT
Endlich mit Jungs tanzen
In Haßfurt haben sich Tänzerinnen und Tänzer aus ganz Deutschland getroffen, um gemeinsam zu trainieren. Ihr Ziel: der Dance Worldcup in Jersey. Doch bis dorthin gibt es noch ein paar Hürden zu meistern.
Begeisterung am Tanz: Jungs und Mädchen aus Lüneburg, München, Augsburg, Gera, Hof und Haßfurt trainieren gemeinsam in der Haßfurter Ballettschule On Point.
Foto: Peter Schmieder | Begeisterung am Tanz: Jungs und Mädchen aus Lüneburg, München, Augsburg, Gera, Hof und Haßfurt trainieren gemeinsam in der Haßfurter Ballettschule On Point.
Von unserem Mitarbeiter Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:51 Uhr

Rund 1500 Teilnehmer gibt es jährlich beim Deutschen Ballettwettbewerb. Dieser wird vom Ballettförderkreis München ausgerichtet. Auch in der Ballettschule On Point in Haßfurt trainieren Tänzer und Tänzerinnen für die Teilnahme. Dabei beteiligt sich On Point an einem gemeinsamen Projekt verschiedener Ballettschulen. In den vergangenen Tagen trainierten dafür in der Kreisstadt Jugendliche aus Lüneburg, Augsburg, München, Gera, Hof und Haßfurt.

„Die meisten von ihnen trainieren mindestens zwei oder drei Mal pro Woche“, sagt Uta Möller-Reuß, die Vorsitzende von On Point. „Wer nur einmal in der Woche trainiert, hätte bei diesem Wettbewerb keine Chance.“

Seit zwei Jahren gibt es beim Ballettwettbewerb nicht nur die Teams der einzelnen Schulen, sondern auch das „Team Germany“. Dieses Projekt wurde von Korinna Söhn, der Vorsitzenden des Ballettförderkreises München ins Leben gerufen. Hierfür können Teilnehmer aus verschiedenen Schulen gemeinsam trainieren und am Wettbewerb teilnehmen. Das Training hierfür findet abwechselnd bei den teilnehmenden Schulen statt.

„Das ist gar nicht so einfach zu organisieren, weil die verschiedenen Bundesländer zu unterschiedlichen Zeiten Ferien haben“, sagt Möller-Reuß. Daher muss bei den Treffen viel in kurzer Zeit einstudiert werden. Die Teilnehmer im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren sind in der Zeit bei Gastfamilien untergebracht. In der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester waren die Gäste aus verschiedenen Teilen Deutschlands für drei Tage in Haßfurt.

Bevor es zum deutschlandweiten Wettbewerb geht, müssen die teilnehmenden Tanzgruppen zunächst in einem von fünf Regionalwettbewerben bestehen. Für das Team Germany findet dieser am 12. und 13. Februar in Selb im Fichtelgebirge statt. Wer dann beim deutschen Wettbewerb vom 17. bis zum 20. März in Fürstenfeldbruck erfolgreich ist, kann danach beim Dance Worldcup teilnehmen. Dieser findet jedes Jahr in einem anderen Land statt. Nach Portugal im Jahr 2014 und Rumänien im Jahr 2015 geht es 2016 nach Jersey.

„Die Kinder sind jetzt schon bereit, wie Profis zu arbeiten“, lobt Igor Irmatov die Teilnehmer. „Sie sind eifrig und fleißig. Es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“ Igor Irmatov und seine Frau Elvira sind Ballettlehrer an der Musikschule Heinrich Schütz in Gera. In Haßfurt trainieren sie das Team Germany für den Wettbewerb. Beide loben auch die Zusammenarbeit der Jugendlichen untereinander. „Es gibt keine Konkurrenz zwischen ihnen“, freut sich Elvira. Dennoch betonen die beiden: „Was es leicht aussehen lässt, ist das Ergebnis harter Arbeit.“ So erklären sie, dass bei dem Tanz, den das Team für den Wettbewerb einstudiert, durchaus schwere Sachen dabei sind und die Teilnehmer auf einem hohen Niveau arbeiten müssen. Mit dem fünften Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach sei auch die Musik anspruchsvoll.

„Meine Mutter hat die Ballettschule damals im Internet gefunden“, erzählt Melina Hofmeister. Damals wollte das Mädchen es unbedingt ausprobieren. Als sie dann in der Ballettschule war, war sie sich zunächst nicht mehr sicher. Nach einigem Hin und Her sagte ihre Mutter schließlich, sie solle es zumindest einmal probieren. „Das hat mir dann auch gefallen und ich bin dabei geblieben“, sagt sie. Das war vor neun Jahren.

Heute ist die Münchnerin 13 Jahre alt und trainiert mit anderen im Team Germany. Zu dem gehört auch Yannick Reuß aus Haßfurt. Der Sohn von Uta Möller-Reuß kam über seine Mutter dazu. Die Ballettlehrerin habe gesagt, er könne es mal ausprobieren. So habe er gefallen daran gefunden, betont aber, dass seine Mutter ihn nie dazu gezwungen habe. Seit elf Jahren ist der 14-Jährige jetzt dabei. Fabian von Lindern aus Lüneburg ist 16 Jahre alt und hat im Vergleich zu Melina Hofmeister und Yannick Reuß relativ spät angefangen. „In meiner Familie wurde schon immer getanzt“, sagt er und spricht dabei vor allem von seiner Mutter und seinen beiden Schwestern. So kam auch er zum Ballett.

Eine Karriere als professionelle Balletttänzer können sich die beiden Jungs für sich persönlich vorstellen, ihre Chancen schätzen sie aber eher gering ein. „Beruflich wäre es schön, aber es ist schwierig bis unmöglich“, sagt Yannick Reuß. „Mal sehen, wie gut ich dann bin“, meint Fabian von Lindern. Melina Hofmeister sagt auf die Frage nach einer Profikarriere: „Eigentlich habe ich das nicht vor, aber ich bleibe offen dafür.“

Eine Sache, die den Dreien an der gemeinsamen Vorbereitung auf den Wettbewerb besonders gefällt, ist, dass so eine Gruppe mit vielen männlichen Teilnehmern zustande kommt. „Endlich kann ich mal mit Jungs tanzen, sonst tanze ich immer nur mit Mädchen“, freut sich Fabian von Lindern. Aus ihren jeweiligen Ballettschulen in der Heimat haben alle drei die Erfahrung, dass Ballett immer noch als typischer Mädchensport gilt. „Viele Jungen trauen sich nicht, weil es immer noch Vorurteile gibt“, beklagt Yannick Reuß.

 
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