Schlechte Nachrichten für Zeil und den ganzen Landkreis: Der Rettungsversuch für das insolvente Zeiler Möbelwerk ist gescheitert. Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurden am Montag die verbliebenen rund hundert Mitarbeiter des Unternehmens darüber unterrichtet, dass sie ihre Kündigung bekommen. Die restlichen Aufträge werden noch abgearbeitet, danach wird das Unternehmen nicht mehr existieren.
Das Zeiler Möbelwerk, Hersteller der Allmilmö-Premiumküchen, hatte – wie bereits mehrfach berichtet – im Februar beim Bamberger Amtsgericht Insolvenz angemeldet. Zunächst zeigten sich Firmenleitung und Insolvenzverwalter Dr. Hubert Ampferl optimistisch, dass es gelingen könne, zumindest den Großteil des Unternehmens zu retten. Die Verantwortlichen ließen immer wieder durchblicken, dass es mehrere Interessenten gebe, die möglicherweise die Firma übernehmen würden.
Ein zunächst erarbeitetes Konzept, die Belegschaft von zuvor 151 um 39 zu reduzieren, sollte die Firma für eine Übernahme interessanter machen. Die Verhandlungen mit möglichen Investoren scheiterten jedoch an dem Umstand, so Betriebsratsvorsitzender Peter Pottler gestern gegenüber der Heimatzeitung, dass der Insolvenzverwalter nicht über das Gesamtpaket Zeiler Möbelwerk habe verhandeln können. Inhaber Johannes la Cour habe, so Pottler, schon lange zuvor „interessante Teile“ wie den Markennamen „allmilmö“ oder die Immobilien aus dem Unternehmen herausgelöst. Im Zeiler Möbelwerk seien als Betriebsbestandteile quasi nur noch die Mitarbeiter und ein paar alte Maschinen verblieben. Laut Pottler sei in den vergangenen 21 Jahren nicht mehr viel in den Maschinenpark investiert worden. Investoren seien deshalb gezwungen gewesen, nicht nur mit dem Insolvenzverwalter zu verhandeln, sondern außerdem mit Johannes la Cour. Dies habe sich als so kompliziert herausgestellt, dass die Verhandlungen schließlich scheitern mussten.
Für la Cour, so der Betriebsratsvorsitzende, stelle das Ende des Zeiler Möbelwerks kaum ein Risiko dar, denn er könne ja zum Beispiel das Areal des Unternehmens mit einer Größe von rund sieben Hektar einzeln vermarkten, ohne sich dabei auf Küchenhersteller als Käufer beschränken zu müssen. Zudem könne la Cour den Markennamen „allmilmö“ einzeln verkaufen. Interessenten dafür gebe es in Fernost sicherlich zuhauf. Pottler würde sich jedenfalls nicht sonderlich wundern, wenn in naher Zukunft „allmilmö“-Premiumküchen „Made in China“ auf den Markt kämen.
Ein Insolvenzverfahren dauert in der Regel, so der Betriebsratsvorsitzende, ein Vierteljahr. Im Februar hatte das Zeiler Möbelwerk Insolvenz angemeldet, also sei Ende April eigentlich das Insolvenzverfahren abgeschlossen gewesen. Der Insolvenzverwalter habe das Verfahren um einen Monat verlängert. Da ein Insolvenzverwalter jedoch keine neuen Schulden machen dürfe, sei ihm nun nichts anderes übrig geblieben, als die Schließung der Firma zu veranlassen.
„Heute war der schwärzeste Tag für mich in meinen 43 Jahren Betriebszugehörigkeit. Es kommt für viele knüppelhart“, so Pottler. Die meisten Betroffenen sind zwischen 55 und 62 Jahre alt. „Die haben noch nie etwas mit dem Arbeitsamt zu tun gehabt“, jetzt müssten sie hoffen, „dass sie irgendwie noch einmal etwas schaffen können.“ Im Zeiler Möbelwerk sollen nun nur noch die offenen Aufträge abgearbeitet werden. Das werde noch drei, vielleicht vier Wochen dauern. Dann gehört das Zeiler Möbelwerk nach 52 Jahren mit wechselndem Erfolg endgültig der Vergangenheit an.
Geschichte des Zeiler Möbelwerks
Die Firma Milewski Möbelwerk wurde im Jahre 1965 von Heinz Milewski in Zeil gegründet. In den 60-er und 70-er Jahren entwickelte sich das Unternehmen rasant und erlangte international unter dem Begriff „Allmilmö“ einen sehr guten Ruf. So gut, dass das Milewski Möbelwerk zu einem der führenden Küchenhersteller in Deutschland avancierte.
Die Firma wurde stetig größer und einer der bedeutendsten Arbeitgeber im Landkreis. Zu den besten Zeiten des Unternehmens waren in Zeil rund 1500 Arbeitnehmer beschäftigt. Doch nach und nach schrumpfte die Zahl der Beschäftigten auf 740 im Jahre 1996.
Damals drohte erstmals der Konkurs und das endgültige Aus des Unternehmens. Die La-Cour-Gruppe stieg ein und ihr Inhaber Johannes la Cour wurde neuer Geschäftsführer. Fortan firmierte das Unternehmen unter dem Namen „Zeiler Möbelwerk“. Der Markenname „Allmilmö“ blieb erhalten, ebenso ihr guter Ruf, der noch heute einen Inbegriff für Qualität bedeutet. Von den zuletzt 740 Beschäftigten blieben allerdings damals nur noch rund 200 übrig. Etwa 500 Arbeitnehmer mussten das Unternehmen verlassen.
Der neuen Geschäftsführung gelang es jedoch, das Unternehmen nach den harten Einschnitten zurück in die schwarzen Zahlen zu führen. Zuletzt waren noch 151 Mitarbeiter im Zeiler Möbelwerk beschäftigt. Davon mussten zunächst 39 Beschäftigte gehen, nun scheint 52 Jahre nach der Gründung des Unternehmens dessen Ende gekommen.