Nach 42 Jahren endet demnächst in Ebelsbach mit der Schließung der "Pizzeria di Maria" eine Ära. Es ist ein Abschied, der sowohl Freundinnen und Freunden als auch der Familie di Maria selbst nahegeht. Die Pizzeria war eine der ersten im weiten Umkreis und damit eine "Institution", in der viele ihre erste Pizza gegessen haben. Fast ein ganzes Leben lang betrieb die Familie di Maria mit voller Leidenschaft das Lokal. Wie ist es den langjährigen Gastronomen Franco und Elisabeth di Maria dabei zumute, dass diese Zeit nun zu Ende geht?
Als Gastarbeiter von Sizilien nach Deutschland
Franco di Maria kam aus Sizilien, aus der kleinen Stadt Montelepre mit rund 6000 Einwohner. Sie liegt rund 25 Kilometer westlich von der Hauptstadt Palermo, etwas abgelegen in einer hügeligen Landschaft. Franco di Maria machte sich 1968 als Gastarbeiter nach Deutschland auf, genau in dem Jahr, als ein Erdbeben seine Heimat erschütterte.
Er kam in Bamberg an, arbeitete dann bei der Firma Roscher und längere Zeit bei Bosch. Nach eineinhalb Jahren bekam er aber Heimweh und es erging ihm wie vielen anderen, die das Wetter in Deutschland scheußlich fanden. "In Kaufhäusern fand man nur Ketchup statt fruchtiger Tomatensauce. Das Essen daheim war einfach leckerer, das Olivenöl cremiger und die Pizza knuspriger als irgendwo sonst auf der Welt!", sagt Franco.
Der Traum vom eigenen Lokal
So kehrte er für einige Wochen nach Italien zurück, wo er begann, sich mehr für das Essen zu interessieren und seiner Mutter in der Küche über die Schulter schaute. Als er wieder in Deutschland war, half er an den Wochenenden in der Gastronomie und dann als Bedienung, um vor allem die deutsche Sprache zu lernen. "Mein Traum wurde es damals immer mehr, einmal mein eigenes Lokal zu eröffnen."
Inzwischen hatte er auch mit seiner Frau Elisabeth eine Familie gegründet, das Paar bekam drei Kinder: Vincent, Stefano und Graziella. Am 1. Mai 1981 wurde der Traum wahr, die eigene "Pizzeria di Maria" in der ehemaligen Gaststätte der Brauerei Krug in Ebelsbach zu eröffnen.
Langjährige Gäste: Wenn die Enkel von damals mittlerweile selbst Großeltern sind
Aber bei Franco ging es nicht nur um Pizza. Auch Nudeln und Fischgerichte fanden den Weg auf seine Speisekarte. Noch im Gespräch kommt er bei "Porchetta", gefülltem Spanferkel ohne Knochen, ins Schwärmen. Aber er liebt auch die Zubereitung von Fischgerichten wie Calamari, frischen Muscheln oder gegrilltem Schwertfisch. Da sah man schon mal große Fänge mit über einem Meter Länge am Grill.
Franco di Maria stand aber nicht nur in der Küche. Er suchte auch gerne das Gespräch mit seinen Gästen. Da kam seine sizilianische Ader zum Vorschein: "Unschlagbar in der Gastfreundschaft."
"Liebe das Leben, ein gutes Essen und die Liebe!" Diese sizilianische Lebensweisheit traf auf Franco zu. Auch seine Ehefrau Elisabeth stand oft in der Pizzeria hinter der Theke und war überall zur Stelle, wo gerade "Not am Mann" war. "Früher sind die Großeltern mit ihren Enkeln gekommen und jetzt sind diese Enkel schon Großeltern. Da merkt man, wie die Zeit vergeht", so das Gastwirt-Ehepaar. Darüber, dass das Lokal nun kurz vor der Schließung steht, sagen sie: "Wir sind 74 und 68 Jahre und tun diesen Schritt schweren Herzens, aber mit viel Dankbarkeit, denn wir hatten viele Gäste und es hat auch großen Spaß gemacht."
Der Sohn ist selbst gelernter Koch – doch die Pizzeria übernimmt er nicht
Auch den Verpächterinnen, Eva Deuringer und ihrer Tochter Maria Reitz, gilt ein Lob. "Wir fühlten uns in all den Jahren gar nicht wie eine Pächterfamilie, sondern wie eine Großfamilie in einem vertrauensvollen Miteinander."
Inzwischen sind auch die Kinder der Familie di Maria groß, haben ihren Beruf und ihre Familie. Der älteste Sohn Vincent ist sogar gelernter Koch und hätte vielleicht das Lebenswerk von Vater Franco fortsetzen können. Aber seine berufliche Laufbahn nahm einen ganz anderen Weg bis hinauf zum Küchenchef im Industrieunternehmen Brose und im Erzbistum Bamberg, wo er auch für Erzbischof Ludwig Schick und für seinen jetzigen Nachfolger Herwig Gössl kochte. Aktuell ist er bei einem Großkücheneinrichter tätig, wo er Kundinnen und Kunden mit seinen Koch-Fachkenntnissen berät.
Endlich Familienfeste, bei denen die Eltern nicht mehr zur Arbeit entschwinden müssen
Die Kinder fühlen mit, was die Schließung für Vater und Mutter bedeutet. Bei ihnen selbst schwingt aber auch etwas Erleichterung mit. "Unsere Familien freut es ganz besonders, dass wir zukünftig Familienfeste gemütlich feiern können und nicht Vater und Mutter um 14 Uhr aufstehen und dann weg sind, weil die Pizzeria ruft."
Die "Pizzeria di Maria" wird noch bis Anfang März jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 17 bis 22 Uhr geöffnet sein. Franco und Elisabeth di Maria hoffen, dass sie in dieser Zeit noch einmal ihre alten Freunde und Gäste begrüßen dürften, um sich von ihnen zu verabschieden und ihnen dabei für die langjährige Treue zu danken.