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Eltmann: Forscher sind den Geheimnissen der Wallburg auf der Spur
In den Tiefen rund um den "Krautstücht" steckt noch viel Unentdecktes. Wer da gerade im Untergrund schnüffelt und welche Vermutungen es um die ehemalige Burg gibt.
"Sehr schöne Ergebnisse" bringen die Sonden-Messungen an der Wallburg. Archäologin Britta Ziegler und Günther Reiß vom Verein für Heimatgeschichte begutachten die Messdaten.
Foto: Sabine Weinbeer | "Sehr schöne Ergebnisse" bringen die Sonden-Messungen an der Wallburg. Archäologin Britta Ziegler und Günther Reiß vom Verein für Heimatgeschichte begutachten die Messdaten.
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:39 Uhr

Die Wallburg beziehungsweise der Wallburg-Turm ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Eltmann. Ganz selbstverständlich reden die Leute von der Wallburg, auch wenn der Turm nur ein letzter Zeuge ist. Vieles rund um die ehemalige Burg ist erforscht, doch gibt es auch allerhand Geheimnisse.

Einige davon versuchen die Archäologen der Uni Bamberg und der Verein für Heimatgeschichte Eltmann derzeit mit wissenschaftlichen Methoden zu lüften. Nach vier Jahren Forschung am im Vergleich zur Wallburg verborgenen Burgstall steht jetzt das Eltmanner Wahrzeichen im Mittelpunkt des Forscher-Interesses.

Die genaueste Darstellung der ehemaligen Amtsburg ist dieser undatierte Stich.
Foto: Sabine Weinbeer | Die genaueste Darstellung der ehemaligen Amtsburg ist dieser undatierte Stich.

Viel mehr als über den Burgstall ist über die Wallburg bekannt. Ein Blick in die Chronik der Stadt Eltmann informiert über die hochmittelalterliche Burg aus dem 12./13. Jahrhundert, die sowohl nach dem Bauernkrieg als auch nach dem 30-jährigen Krieg wieder aufgebaut beziehungsweise saniert wurde. Amtssitz von Fürstbischof Julius Echter war die Burg, Amt- und Pfandherren unter anderem die Ritter der Familien Fuchs, von Miltz, von Rotenhan und von Greiffenklau. Zahlreiche Aus- und Umbaumaßnahmen sind in Dokumenten belegt, zuletzt fanden 1648 Arbeiten am Pallas, der Kemenate und den Wirtschaftsgebäuden statt. Seit 1777 war die Burg verlassen und diente als Steinbruch für die wachsende Stadt Eltmann. Allein der Bergfried, im Volksmund "Krautstücht" genannt, blieb 75 Meter über dem Main stehen, wurde etwas verkürzt und mit der heute so typischen Krone versehen.

Es gibt kaum bildliche Dokumente über die Wallburg

Früher trug der Turm eine Haube aus Schiefer und darauf nochmals eine Spitze. Nur zwei alte Stiche sind erhalten, die die Burg mit dem hohen Turm zeigen – wie architektonisch korrekt hier die einzelnen Gebäude wiedergegeben wurden, ist fraglich. Hier könnten die derzeit laufenden Messungen Aufschluss geben.

Auf Satellitenaufnahmen, aus Computer den Bewuchs und sonstige Daten herausrechneten, sieht man sehr genau den Grundriss der ehemaligen, fast quadratischen Anlage mit einem umgebenden Graben und dann einem Wall. Mauerreste markieren noch heute drei Ecken der Burg-Anlage. Auf diesen Grundriss hat Günter  Reiß vom Verein für Heimatgeschichte in nächtelanger Kleinarbeit die Linien der Gebäude übertragen, die durch einen alten Stich von der Wallburg bekannt sind – wissenschaftlich natürlich nicht exakt, aber interessant.

Genauere Ergebnisse erhoffen sich Britta Ziegler und ihre Studierenden von den jetzt laufenden elektrischen Messungen, wie sie schon am Burgstall stattgefunden haben. Ob hier schon eine frühgeschichtliche Wallanlage war, werden sicher auch diese Messungen nicht belegen, denn "weiter als vier, fünf Meter in die Tiefe kommen wir hier nicht", erklärt die Archäologin.

Ist vielleicht irgendwo ein unentdeckter Keller? 

Aber die bisher gewonnen Daten zeigen schon "sehr schöne Ergebnisse". "Wir suchen Strukturen", erklärt sie. Auch wenn im 19. Jahrhundert an dem Gelände rund um den Turm viel verformt wurde, unter anderem durch die Trinkhalle, die hier stand, gibt es dennoch Geländestrukturen, die auch heute dem Wissenschaftler wichtige Hinweise geben können. "Wir werden vermutlich die mittelalterliche Burg nicht rekonstruieren können, aber vielleicht verfüllte Keller finden".

Die Burg im 16. Jahrhundert soll dieser Stich darstellen, gut sichtbar sind auch die Weinberge am Hang.
Foto: Sabine Weinbeer | Die Burg im 16. Jahrhundert soll dieser Stich darstellen, gut sichtbar sind auch die Weinberge am Hang.

Eine zentrale Frage, die vielleicht beantwortet werden könnte, lautet: Wie kam das Wasser in die Burg. Es ist belegt, dass es eine Wasserleitung von der Kalofenquelle her gab, die den Ziehbrunnen der Burg speiste. Diese Quelle liegt 323 Meter über NN, die Burg auf 313 m üNN. Reste dieser hölzernen Wasserleitung sind aufgetaucht, aber bis heute weiß niemand, wo und wie sie in die Burg führte. Wenn man durch die Messungen dieser Leitung auf die Spur käme, dann würde sich vielleicht auch die sagenhafte Geschichte um die schöne Burgherren-Tochter Fastrade und den Gesellen Hans Luft überprüfen lassen.

Britta Ziegler kam gerne wieder nach Eltmann. Die Zusammenarbeit mit der Stadt und mit dem Verein für Heimatgeschichte begeistert sie. "Die Infrastruktur ist hervorragend, die Stadt unterstützt, wo sie kann und die ehrenamtlichen Helfer sind mit Feuereifer dabei", freut sie sich.

Günther Reiss: Ein Rentner mit einer Passion

Viele der Helfer sind mittlerweile schon sehr erfahren, wie etwa Reiner Reitz, der Vorsitzende des Vereins. Günther Reiss hat aber auch wieder neue Helfer aufgetan. Er genießt es, als Rentner seiner Passion nachgehen zu können. Er nutzt jede Gelegenheit, sich an der Universität Bamberg wissenschaftlich weiterzubilden – und er brennt aber genauso für die Sagen, die sich um die Wallburg ranken. Zu gerne würde er den einen oder anderen Schleier lüften.

Dicht an dicht sitzen die Mess-Sonden, die die Grundstruktur der Mauern rund um den Wallburgturm aufspüren sollen.
Foto: Sabine Weinbeer | Dicht an dicht sitzen die Mess-Sonden, die die Grundstruktur der Mauern rund um den Wallburgturm aufspüren sollen.

Regelrecht "angefixt" von der Archäologie ist auch Reiner Reitz seit den Forschungen am Burgstall. Hier an der Wallburg ist er natürlich besonders interessiert dabei, denn in seiner Freizeit ist Reitz hier der "Burgvogt", der sonntags den Turm öffnet, den Besuchern ermöglicht, den unvergleichlichen Blick über das Maintal und hinein in den Steigerwald zu genießen. Auch ein paar kleine Erfrischungen hält er immer parat. Immer wenn das Wetter passt, hängt er die Fahne über die Turmkrone und dann ist weithin sichtbar, dass der Wallburgturm geöffnet ist.

Seit vier Jahren wird der Burgstall erforscht

Die aktuellen Forschungsarbeiten an der Wallburg laufen noch bis zum 11. September. Viel länger als die Forschung vor Ort dauert die Datenauswertung an der Universität. Dort ist noch immer die Auswertung der vierjährigen Arbeit am Burgstall nicht abgeschlossen.

Gerne hätte Britta Ziegler schon in einem Vortrag über die Ergebnisse berichtet, "aber derzeit ist eine größere Vortragsveranstaltung ja eher nicht umsetzbar", bedauert sie. Doch die Daten und Erkenntnisse sind ja gesichert.

Günther Reiss hat eine Passion für technische Rekonstruktionsmöglichkeiten am Computer. So hat er versucht, das Satellitenbild der Wallburg-Struktur mit den Linien eines alten Stiches in Beziehung zu setzen.
Foto: Sabine Weinbeer | Günther Reiss hat eine Passion für technische Rekonstruktionsmöglichkeiten am Computer. So hat er versucht, das Satellitenbild der Wallburg-Struktur mit den Linien eines alten Stiches in Beziehung zu setzen.
 
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