
Einmal richtig Zirkusluft schnuppern. Welches Kind träumt nicht davon? Diesen Traum ermöglichte der Circus Julius Lauenburger in der zweiten Woche der Pfingstferien 60 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 14 Jahren. Die offene Ganztagsbildung "living room" veranstaltete in Kooperation mit dem Kreisjugendring Haßberge dieses fünftägige Ferienangebot.
Der Circus Julius Lauenburger ist im Landkreis Haßberge bestens bekannt. Seit über einem Jahrzehnt schlägt das Familienunternehmen im Winter seine Zelte in Wonfurt auf. Zirkuschef André Lauenburger, seine Frau Nadine und die Kinder Manoel (22), Chiara (19), Charlize (15) und Marvin (11) sowie Tante Anja und Oma Marga haben sich auch bestens eingelebt. Längst sind sie keine Fremden mehr, sondern gehören einfach dazu, zur Dorfgemeinschaft und dem Leben im Landkreis.
Ein Standbein des Zirkusses sind Schulprojekte, bei denen die Kinder sich als Akrobaten versuchen können. Genauso war es jetzt auch in dem Ferienangebot, nur dass die Teilnahme frei war, die Kinder also nicht einer bestimmten Schule angehören mussten. Bereits nach drei Tagen war das Angebot komplett ausgebucht, berichtete living room-Mitarbeiterin Angelika Reinhart. Aus dem ganzen Maintal, dem Steigerwald und dem Haßgau interessierten sich die Kinder für die Veranstaltung auf dem Sportplatz der Mittelschule Haßfurt, den der Zweckverband Schulzentrum unkompliziert für das große Zirkuszelt zur Verfügung stellte.
Ein lebendiges Miteinander, gegenseitige Akzeptanz, Teamgeist, Durchhaltevermögen und Kooperationsbereitschaft waren von den Teilnehmern gefordert. Am ersten Tag durften sie in alle sechs angebotenen Workshops reinschnuppern und schauen, was ihnen am meisten Spaß macht. Die Familie Lauenburger ließ die Schüler von ihrem reichen Erfahrungsschatz teilhaben, gab Tipps und zeigte Tricks, wie die Kunststücke am besten klappen.
Beim Tellerdrehen war der Jüngste im Bunde der Chef. Marvin vermittelte den Mädchen und Buben, wie man am besten den Teller drehend auf dem Stab hält. Charlize übte Seilspringen mit den Kindern, während bei Chiara der Hula-Hoop-Reifen um den Körper gedreht wurde. Kunststücke mit dem Diabolo vermittelte Manoel, sein Vater André übernahm das Jonglieren, und Mutter Nadine zeigte das balancieren auf der Slackline.
Absichtlich wurden aufgrund der Coronabeschränkungen Akrobatik und Clownerie aus dem Programm genommen, da dies nicht ohne Körperkontakt möglich ist. Auch konnte die sonst übliche Vorstellung für die Eltern und Angehörigen nicht stattfinden. Dennoch waren alle restlos begeistert und übten eifrig mit dem Ziel, wenigstens ein internes Zirkusprogramm nur unter den teilnehmenden Kindern am letzten Aktionstag zu präsentieren.

Jeweils dreieinhalb Stunden am Vormittag dauerten die Übungseinheiten. Am Ende eines jeden Tages zeigten dann die Mitglieder der Familie Lauenburger einen kurzen Ausschnitt aus ihrem regulären Zirkusprogramm. Juniorchef Manoel Lauenburger war erleichtert, nach monatelangem Stillstand endlich wieder aktiv werden zu können. Gerade mal zu fünf Veranstaltungsorten in der Umgebung konnte der Circus Julius Lauenburger im letzten Jahr reisen, bevor die dritte Coronawelle ihren Tribut forderte.
Dennoch denken die Lauenburgers nicht ans Aufgeben. Die erwachsenen Familienmitglieder haben sich Nebenjobs gesucht. Mit Zeitungen austragen, als Lagerhelfer oder Verkaufshilfe in einer Bäckerei bessern sie die Familienkasse auf. Alle hoffen, dass es nicht zu einer vierten Welle kommt, denn für den Monat Juli steht wieder ein Engagement an. Das Zirkuszelt bleibt in Haßfurt stehen. Die Schüler des Gymnasiums, der Realschule und der Mittelschule sollen wie schon letztes Jahr als kleine Corona-Entschädigung für den ausgefallenen Wandertag in kleinen Gruppen eine Vorstellung der Zirkus-Profis erleben dürfen.