Am 2. Dezember 1989 um 14 Uhr rollte erstmals der Verkehr über den damals in aller Eile neu geschaffenen Grenzübergang zwischen Maroldsweisach und dem Heldburger Stadtteil Hellingen in Thüringen. In Erinnerung an den 32. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990, feierte kürzlich die Bevölkerung beider ehemals geteilter Landesteile an der einstigen innerdeutschen Grenze. Dazu waren über 300 Menschen gekommen, eine Abordnung der Riether Musikanten sorgten für Unterhaltung und die Feuerwehren Hellingen und Maroldsweisach für das leibliche Wohl.
Nach einer Andacht mit den evangelischen Pfarrern Martin Popp-Posekardt aus Maroldsweisach und Nikolaus Flämig aus Hellingen sagte Bürgermeister Wolfram Thein: "Die Pandemie hat uns gezeigt was es bedeutet, sein Leben nicht mehr in Freiheit leben zu dürfen. Wenn wir an die "Ausgangssperre" zurückdenken, und auch an die "Quarantäne", dann wissen wir ganz genau, wie sich Freiheitsentzug anfühlt. Umso wichtiger ist es, dass wir uns immer vor Augen halten, dass es eines der wichtigsten Güter ist frei zu sein. Dafür sollten wir dankbar sein". Auch Landrat Wilhelm Schneider sagte in Bezug auf die Einschränkungen in anderen Ländern der Welt: "Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir heute den Einheitstag als "Tag der Freude" feiern können".
Heldburgs Bürgermeister Christopher Other nannte die Verbindung zwischen den zwei Gemeinden als Musterbeispiel des Zusammenwachsens, nach über 40 Jahre der zwangsweisen Trennung. Erfreuliches konnte Other zur Verkehrsverbindung zwischen Allertshausen und Hellingen verkünden. Während die Kreisstraße auf dem Gebiet des Landkreises Haßberge gut in Schuss und auch ein Fahrradweg vorhanden ist, sieht es nach der thüringischen Landesgrenze anders aus.
Die dortige Landstraße ist stark sanierungsbedürftig und ein Radweg Fehlanzeige. Am Rande eines anderen Termins, so berichtete Christopher Other, habe er mit Prof. Benjamin-Immanuel Hoff, dem Chef der Staatskanzlei in Thürigen, auch über den Wunsch einer Straßensanierung und eines Radwegebaus gesprochen. Der Bürgermeister zeigte sich hoffnungsvoll: "Das wichtigen Vorhabens wurde von vorneherein nicht gänzlich abgelehnt, sondern es gab eher Unterstützung".
Beim "Einheitsbuddeln" nahmen die beiden Bürgermeister Wolfram Thein und Christopher Other die Spaten in die Hand. Neben der Straße auf einer Wiese, die einst als DDR-Sicherungsstreifen mit tödlichen Landminen übersät war, pflanzten die beiden Kommunalpolitiker jeweils eine Rotbuche, der Baum des Jahres. "Einheitsbuddeln" ist eine Baumpflanzaktion, die anlässlich des Tages der Deutschen Einheit 2019 von Schleswig-Holstein ins Leben gerufen wurde. Die Idee des Projektes ist es, eine neue Tradition für den deutschen Nationalfeiertag zu begründen.
Zur Wiedervereinigungsfeier am ehemaligen Grenzübergang war Jürgen Berchner aus Heldburg mit einem ganz besonderen Gefährt angereist, das die Augen zahlreicher Neugieriger auf sich zog. Der Sammler darf einen Trabant der Volkspolizei sein Eigen nennen. "Es gibt viele Nachbauten, aber mein VoPo-Trabi ist ein Original von nur insgesamt fünf gebauten Autos", sagte Berchner stolz. Im Alltag fuhr die Volkspolizei in der DDR meist Dienstfahrzeuge des Fabrikats Wartburg, denn der Trabant hat nur eine 26 PS-Motorleistung.
Das Modell des Heldburgers, das 1978 gebaut wurde, stand einst in einem DDR-Museum, ehe es nach der Wende ein Berliner Touristikunternehmen kaufte und damit in der Hauptstadt Stadtrundfahrten anbot. Schließlich landete der Trabi bei Jürgen Berchner, der zum Tag der Deutschen Einheit auch passenderweise eine Uniform der Volkspolizei angezogen hatte. Die Brücke, an der die Blaulichter und Lautsprecher angebracht sind, wurde in Handarbeit hergestellt und zählt somit zur Werksausstattung. Denn nur in diesem Originalzustand bekomme man ein H-Kennzeichen für das historische Fahrzeug, so Berchner, der auch das typische Knattergeräusch des Zweitaktmotors liebt.