
Bereits vor einigen Monaten kam Samer Alsakna in das „Gästehaus“ in der Landgerichtsstraße. Hier wohnen ja seit geraumer Zeit Flüchtlinge aus Syrien.
Alsakna, ein junger Betriebswirtschaftsstudent aus Homs, wurde rasch in den bestehenden Deutschunterricht des Freundeskreis Asyl integriert. Er lernte von Anbeginn fleißig, so Regine Leisner, die den Deutschkurs in Hofheim leitet. „Um die Integration syrischer Asylbewerber möglichst effektiv voranzubringen, ist es wichtig, einen deutschen Ansprechpartner zu haben, der ihm Informationen über das Leben in Deutschland, die hier geltenden Regeln und Normen, Sitten und Gebräuche geben kann“, erklärt Leisner.
Bei den derzeit in Ostheim lebenden Asylbewerbern handelt es sich überwiegend um alleinstehende junge Männer, von denen einige über englische Sprachkenntnisse, eine höhere Schulbildung oder ein bereits abgeschlossenes Studium verfügen, andere sind Handwerker oder angelernte Kräfte. Ein Testprojekt, das in den vergangenen zwei Monaten durchgeführt wurde, brachte schon nach kurzer Zeit positive Resultate.
So fand sich in dem Wirtschaftsingenieur Johannes Wittauer ein Mentor, der sich auf Anhieb mit Alsakna verstand. Sie verständigen sich in Deutsch mit etwas Englisch, manchmal auch mit Händen und Füßen – und mit viel Humor. Alsakna möchte so schnell wie möglich ein normales Leben führen und selbständig seine Angelegenheiten regeln. Vor allem muss er fließend Deutsch lernen, damit er seine Ausbildung fortsetzen kann. Wittauer dagegen profitiert von dem Zuwachs an interkultureller Kompetenz, die ihm in einer Zeit zunehmender globaler Vernetzung auch beruflich Vorteile bringt. Die beiden haben also nicht nur viel Spaß, sondern auch einen konkreten Nutzen durch ihren Kontakt, der bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten zwanglos gepflegt wird.
Der Zeitaufwand ist überschaubar, denn es gibt keine festen Vorgaben. Die Treffen werden von Mal zu Mal vereinbart, wie es sich ergibt. Der Mentor muss nicht die Arbeit der hauptberuflichen oder ehrenamtlichen Helfer übernehmen, er muss keine Probleme lösen und keine Jobs übernehmen. Für die notwendigen Erledigungen gibt es geschulte und engagierte Leute mit den speziellen Kenntnissen, die dafür nötig sind.
In Hofheim arbeiten diverse Helfer Hand in Hand, angefangen bei Bürgermeister Wolfgang Borst, Professor Eike Uhlich, Pfarrer Gerd Greier und Pfarrer Sieghard Sapper und Katharina Seufert in der Caritas-Beratungsstelle, Ludwig Klarmann als Facility Manager bis hin zu den ehrenamtlichen Patinen und Unterstützern. Das klappt reibungslos.
Doch jenseits der offiziellen Angelegenheiten bleiben immer noch tausend alltägliche Dinge zu erfragen, für die es einfach ein bisschen Muße und einen privaten Rahmen braucht; man gönnt sich eine Cola und redet über dies und das und wie das so alles läuft hier in Deutschland – entspannt, von Mann zu Mann.
„Organisiertes Mentoring wird seit langem mit Erfolg in Unternehmen, an Universitäten, in Behörden und sozialen Einrichtungen eingesetzt. Gemeint ist damit die Weitergabe von Kenntnissen und Erfahrungen von einem Erfahrungsträger (Mentor) an eine jüngere Kraft, einen Neuankömmling oder Nachfolger“, sagt Leisner.
Mentoren gesucht:
Wer dazu Fragen hat oder sich für ein Schnuppertreffen interessiert, wird gebeten, sich mit dem Team der Deutsch-Unterrichtenden in Verbindung zu setzen (Regine Leisner, Tel. (0 95 26) 98 10 51, Mail r.leisner@t-online.de).