Olaf Schönherr sitzt an einer gleißend hell brennenden Flamme. Vorsichtig hält er die filigrane Glasfigur in die 900 Grad heiße Hitze. Es ist ein Clown, der gerade durch die Unachtsamkeit einer Besucherin eine Hand verloren hat. Behutsam und mit viel Geschick wird das kleine Kunstwerk instand gesetzt.
Lächelnd erklärt Schönherr: „Wenn mal etwas abbricht, kann das in der Regel schon repariert werden.“ Während er an der heißen Flamme arbeitet und die kleine Figur wieder alle Finger bekommt, erklärt der Künstler weiter: „Praktiker in dieser Form des Kunstglasblasens wie ich sind extrem selten geworden. Ich bin einer von ganz wenigen, die das alte Handwerk noch so beherrschen“.
Schönherr, der seit 1997 Meister im Kunstglasblasen ist, gibt an, dass es neben ihm weltweit nur noch fünf bis sechs weitere Glasbläser gibt, die diese Technik bis zur Perfektion beherrschen. „Ich arbeite in einem aussterbenden Handwerk“. Hinter dem, was für den Beobachter so spielend einfach leicht aussieht, stehen über 25 Jahre Berufserfahrung. „In den ersten fünf Jahren machte das Glas mit mir, was es wollte“, sagt der 48-jährige Meister. Jetzt ist es umgekehrt. Jetzt macht er mit dem Glas, was er möchte. Am liebsten setzt er eigene Ideen oder die Vorlagen von Kunden um.
„Meine Leidenschaft gilt den Glasfiguren, und da darf es schon mal etwas dämonischer sein“, sagt er. Seit zwei Jahren fertigt der Thüringer nun schon in Untertheres seine kunstvollen Glasprodukte. Die Figuren, die der 48-Jährige herstellt, entstehen nach eigenen Vorlagen und sind Unikate. Gerade hat er ein Skelett für einen Orthopäden fertiggestellt.
Zum Tag der offenen Werkstatt hatte Olaf Schönherr kürzlich nach Untertheres eingeladen. „Wir haben keinen Laden, folglich auch meist keinen Kundenbetrieb. Deshalb machen wir unsere Türen für jedermann auf. Die Leute sollen sehen, was ich in meinem Keller so mache“, erklärt er. Was Schönherr zusammen mit seiner Frau Anette herstellt, ist keine Massenware. Was bei ihm zu bewundern ist, steht für Exklusivität. Verschiedenste Figuren, Windlichter oder Flaschen und Flacons in verschiedenen Farben und Formen gehören dazu, ebenso Schmuckstücke, die seine Frau gestaltet. „Wir sind ein Team! Unser Schmuck wird mit echtem Silber von meiner Frau Anette verarbeitet“, sagt Schönherr.
Kunstwerke sind auch seine aus Glas geformten Käfer und Insekten. Die sind so realistisch und edel, dass sie die zahlreiche Besucher begeistern. Während Schönherr seine Reparatur beendet, kleben große Kinderaugen an einer Vitrine mit Drachen, Aliens und Teufelsköpfen. „Schau Mama, die Drachen sind so cool“, sagt ein begeisterter Junge.