Bei ihren Recherchen fiel der Zeilerin auf, "dass es nahezu unmöglich war, innerhalb des Landkreises Haßberge Informationen über Sauckel zu finden". Auch im Internet wurde sie nicht so recht fündig, dafür aber in der Universitätsbibliothek Bamberg.
Sicherlich war man in Haßfurt auch bemüht, vermutet die Abiturientin, alle Erinnerungen an den auf unschöne Weise berühmten Sohn der Stadt zu beseitigen, was das Beispiel der "Fritz-Sauckel-Straße" zeigt, die nach dem Kriegsende umgehend in "Brückenstraße" umbenannt wurde.
Mit ihrer Facharbeit ruft Eva Selig ein Stück unauslöschbarer Geschichte ins Gedächtnis zurück. Ab dem Herbst wird sie in Bamberg Psychologie studieren.
Ernst Friedrich Christoph Sauckel kam am 27. Oktober 1894 als einziges Kind eines Postbeamten und einer Näherin in Haßfurt zur Welt. Hitlers Vision einer deutschen Volksgemeinschaft faszinierte Sauckel damals, der die Tochter eines deutschen Arbeiters heiratete. Aus der Ehe gingen bis 1945 zehn Kinder hervor.
Fritz Sauckel wurde innerhalb der NSDAP Gaugeschäftsleiter und später Gauleiter in Thüringen und somit dort politischer Repräsentant der NSDAP, unmittelbar Hitler unterstellt. 1932 hatte er gar das Amt des thüringischen Ministerpräsidenten inne, war SA- und SS-Obergruppenführer, wurde 1933 nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Reichsstatthalter in Thüringen.
Mit Kriegsbeginn 1939 wurde Sauckel zudem Reichsverteidigungskommissar, war auch an der Errichtung des Konzentrationslagers in Buchenwald beteiligt, wo bis Kriegsende mehr als 56 000 Menschen ermordet wurden.
Am 21. März 1942 bedeutete die Ernennung zum "Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz" den Höhepunkt seiner politischen Karriere. Mit fanatischem Eifer soll Fritz Sauckel seiner Aufgabe nachgekommen sein: Der Bereitstellung der erforderlichen Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft. Bis 1945 führte er der deutschen Rüstungsindustrie etwa fünf Millionen Fremdarbeiter zu, die zum Großteil aus Polen oder der Sowjetunion stammten. Die allerwenigsten kamen freiwillig, sondern vielmehr unter massivem Druck und der Anwendung brutaler Zwangsmaßnahmen. Mit dem Rüstungsminister Albert Speer arbeitete er äußerst fruchtbar zusammen. Er genoss Hitlers Vertrauen und führte dessen Anweisungen stets ordnungsgemäß aus.
Aufgrund der menschenverachtenden Behandlung der Fremdarbeiter wurde Fritz Sauckel nach Kriegsende zu einem Hauptangeklagten der Nürnberger Prozesse und für schuldig befunden. Das Urteil lautete "Tod durch den Strang" und wurde am 16. Oktober 1946 vollstreckt. Seine Leiche wurde in Dachau verbrannt, die Asche in München in einen Bach gestreut. Noch in seinem Schlusswort beteuerte er: "Mein Gewissen ist rein."