
Etwa drei, vier Mal am Tag geht Monika Sgibfried mit ihren beiden Hundedamen Stine und Lola Gassi. Natürlich bei Wind und Wetter: "Das hält uns fit!" lacht die 74-Jährige und streichelt liebevoll die Köpfchen ihrer Shih Tzus. Die Hündchen – Mutter und Tochter - kuscheln eng aneinandergeschmiegt auf dem Schoß ihres Frauchens. Und die ist im Augenblick einfach glücklich: "Das war Spitze, einfach super schön!" strahlt die konfessionslose Monika Sgibfried, die extra aus Stegaurach nach Bamberg gefahren ist, um diesen Gottesdienst für Mensch und Tier mitzufeiern. Ihre Schwester Helga Brauner, die in der Bamberger katholischen Pfarrei St. Martin beheimatet ist, hatte sie auf diese Premiere in der evangelischen Auferstehungsgemeinde aufmerksam gemacht. Selbstredend, dass Brauner mit ihrem bewährten Begleiter Rahul – ein Mini-Hund der Rasse Papillon – mit dabei war: "So etwas habe ich noch nie erlebt", schwärmt sie von diesem sonntäglichen Ereignis bei strahlendem Sonnenschein auf der Kirchenwiese.
Tatsächlich war es das erste Mal, dass die Auferstehungsgemeinde so einen "tierischen Gottesdienst" anbot. "Der kann gut Tradition werden", bekundete der höchst zufriedene Pfarrer Christof Henzler seine Sympathien für dieses Gottesdienstformat. Auch von den Gemeindeangehörigen seien im Vorfeld durchweg positive Reaktionen auf diese Idee einer Kirchenvorsteherin gekommen, so Henzler. Schnell habe sich ein achtköpfiges Team aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gefunden, dass den Gottesdienst unter freiem Himmel vorbereitete.

Die Intention der Gruppe griff Pfarrer Henzler in der Begrüßung der Besucher auf: "Wir sind Geschöpfe des einen Gottes. Er hat alle Geschöpfe aus Liebe geschaffen." Tiere seien Freunde des Menschen, denen "wir mit Respekt begegnen müssen". Für ein Tier zu sorgen, lehre, Verantwortung zu übernehmen. "Die Beziehung zu einem Tier ist etwas ganz Besonderes", Tiere seien wie eine Familie oder Kinder.
Der Pfarrer las die ursprünglich alttestamentliche Erzählung von der Sintflut, von Noah und seiner Arche neu und zeitgemäß umformuliert vor. "Noah ist eine Erinnerung daran, dass wir nur miteinander – Mensch, Tier, Natur – gut leben können", schloss diese Geschichte. In Spots mit Handpuppen in Tiergestalt machten die großen und kleinen Mitglieder des Vorbereitungsteams auf die Zerstörung der Natur und Tierwelt durch den Menschen aufmerksam. Sie beklagten das öde Leben der klugen Schweine als bloße Fleischlieferanten - angeblich "ohne Herz und Seele", die Jagd auf den scheuen und friedlichen Wolf, die Bedrohung der Insekten. Fürbitten stärkten das Mitgefühl mit allen Mitgeschöpfen und beschworen den göttlichen Beistand für verletzte und leidende Tiere, für Wild- und Haustiere oder für Menschen, die sich für den Tierschutz einsetzen. Am Keyboard begleitete Kirchenlieder, in denen die Tierwelt facettenreich vorkommt, erklangen stimmgewaltig.

Berührende Augenblicke erlebten die Gottesdienstbesucher vor allem, als Ehrenamtliche aus der Gemeinde ihre mitgebrachten Tiere einzeln segneten: durch Handauflegung und einen Gebetsspruch. Als ob sie den Ernst dieser Zeremonie völlig begreifen können, blieben die Hunde unterschiedlichster Rassen – andere Haustiere waren nicht anwesend – ruhig und aufmerksam. Nicht einmal das volle Glockengeläut der Auferstehungskirche konnte die Vierbeiner erschrecken. Selbst die dreijährige Mischlingshündin Maya, die zuvor immer wieder einmal an der Leine in der Hand ihrer Besitzerin gezerrt hatte, verharrte beim Segen regungslos. "Es war sehr schön!" freute sich die 29-jährige Bambergerin über diese kirchliche Wertschätzung der Tiere.
Nach der Feier gab es für die Hunde Wasser und Leckerlis, für die Menschen Kaffee und Kuchen. Und wer nicht warten kann, bis es in der Auferstehungsgemeinde den nächsten Gottesdienst für Mensch und Tier gibt, bekam folgende Information:
Samstag weiterer Open Air-Gottesdienst für Tierbesitzer
Am Samstag, den 28. September, findet im Hain auf der Schillerwiese am Musikpavillon um 16 Uhr ein weiterer Open Air-Gottesdienst für Tierbesitzer und ihre Schützlinge statt. Dazu laden der Arbeitskreis Stadtpastoral mit Gemeindereferentin Stephanie Eckstein aus der Pfarrei St. Martin/St.Josef-Hain ein. Und zwar "weil es zur Lebenswirklichkeit der Menschen dazu gehört, dass ihre Lieblinge dabei sind", wie die Gemeindereferentin dieses ebenfalls erstmalige Angebot ihrer Pfarrei begründet. Haustierbesitzer, Tierliebhaber und natürlich deren Tiere – soweit ungefährlich – seien zu diesem Wortgottesdienst herzlich willkommen. Eckstein rät dazu, eine Picknick-Decke mitzubringen, "damit sich die Tiere auf der Wiese wohl fühlen". Bei schlechtem Wetter wird in der Kirche St. Josef, Balthasar-Neumann-Straße, gefeiert.