Ein besonders intensives Vergnügen bereiteten Bernhard Pichl (Klavier), Friedrich Betz (Bass) und Florian Kettler (Schlagzeug) mit ihrem jüngsten Konzert in der Reihe „Jazz mal anders“ des Kulturamts Haßfurt im Gewölbekeller der Stadthalle. Denn dieses Mal hatten die Musiker die unvergleichliche Jazzsängerin Judy Niemack eingeladen, die ihre Zuhörer verzauberte.
Mit der aus Kalifornien stammenden Sängerin, die Deutschlands erste Professorin für Jazzgesang an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin war, kam erneut Weltklasse in die Kreisstadt. Denn Judy Niemack ist mit vielen weltbekannten Musikern und unter anderem in den berühmtesten Jazzclubs von New York aufgetreten. In Haßfurt zog sie ihre Zuhörer nicht nur mit ihrer sympathischen Ausstrahlung und ihrem Charme in den Bann.
Vor allem beeindruckte sie mit ihrer schönen Stimme, die gleich einem warmen Sommerwind durch den „schönen Jazzclub“ (O-Ton Judy Niemack) wehte und Herz und Sinn ein wenig dem Alltag enthob. Die Sängerin machte keinen Hehl daraus, dass sie neben dem Jazz besonders den Blues liebt.
Jeder Ton wird ausgekostet
Schon mit dem ersten Song „I ain?t got nothing but the blues“ führte sie sich beim Publikum mit diesem Genre ganz zauberhaft ein und stellte ihre große Musikalität gleich mit dem nächsten Blues von Bill Evans „A beautiful interplay“ unter Beweis.
So wie sie in allen Liedern, unter anderem in der Komposition von Duke Ellington, „In a sentimental mood“, jede Phrase, jeden Ton und jede Silbe auskostete und mit großer Intensität interpretierte, so herrlich war der Genuss, den sie ihren Zuhörern schenkte. Ihre über drei Oktaven reichende agile Stimme, ihre Fähigkeit, auch große Sprünge mühelos zu meistern und ihr beeindruckender Scatgesang faszinierten ebenso wie ihre Vielseitigkeit.
Denn außer Jazzstandards, die sie so gerne singt, brachte sie mit ihrem Begleittrio auch den Klassiker „Bye bye Blackbird“ im New Orleans Basin Street-Groove zu Gehör, gab sich voll und ganz dem Bebop in dem Stück „It?s up to you“ hin und fesselte die Zuhörer mit der Ballade von George Gershwin „The man I love“. Weil ihr der französische Originaltext des weltberühmten Standards „Autumn leaves“ (Les feuilles mortes) von Jacques Prévert so sehr gefällt, sang sie dieses Lied in beiden Sprachen mit einer überaus großen Innigkeit.
Daneben lernten die anwesenden Jazzfreunde auch ihre Vorliebe, zu bekannten Melodien eigene Texte zu schreiben, schätzen. Wunderbare Beispiele waren zum einen der Text „It?s up to you“ auf die Komposition „Minority“ von Gigi Gryce und zum anderen ihre Poesie zu dem Song „Misterioso“ von Thelonious Monk.
Selbstverständlich verstanden es Bernhard Pichl, Florian Kettler und Friedrich Betz in Vertretung von Rudi Engel, die Sängerin kongenial zu begleiten. Besonders für die Umsetzung ihrer eigenen musikalischen Ideen erhielten sie immer wieder großen Zwischenapplaus. Am Ende dieses großartigen Konzerts ließen sich die vier Musiker nicht lange bitten und verabschiedeten sich mit dem Gospel „Moanin‘“ von Jon Hendricks und dem Blues „Baby get lost“ von Billie Holiday.