
Sein Lieblingsexponat ist eine ausgesprochene Rarität: Ein 290 Millionen Jahre alter Stein, der zugleich Eiskristall- und Regentropfenmarken zeigt. Oliver Wings, Direktor des Naturkundemuseums Bamberg, gerät ins Schwärmen angesichts dieses beeindruckenden Objekts, das in Eagle County, Colorado, USA, gefunden wurde. Für den promovierten Paläontologen und Geowissenschaftler Wings steckt in diesem besonderen Stein eine "Momentaufnahme aus der Urzeit", ein "versteinertes Wetterphänomen."

Die Sonderausstellung "Versteinertes Wetter" – seit 1. September bis 29. Februar 2024 im Bamberger Naturkundemuseum zu sehen – zeigt ohnehin, dass Steine das größte Wetterarchiv der Erde sind. Denn über Hunderte von Millionen Jahren können Steine Daten speichern. Nahezu jedes bekannte Wetterphänomen wie Gewitter, Hagel, Regen, Frost, Schnee, Trockenheit, Hitze, Überschwemmung kann versteinerte Spuren hinterlassen: Schlammströme, Blitzröhren, Trockenrisse, Tempestite (Sturmablagerungen), Hagelkornmarken, Gletscherschrammen und mehr.
Sogar Blitze können versteinern
Spuren, die zu den ästhetischsten Bildungen der unbelebten Natur gehören. Und diese spannende Geschichte entschlüsselt die Ausstellung, die zu einer ungewöhnlichen Reise durch die Welt des Wetters der Vergangenheit, des Heute und sogar der Zukunft einlädt.
"Nach Besuch der Sonderausstellung sieht man vermutlich sogar Regenpfützen mit anderen Augen", hofft Oliver Wings. Wenngleich Wasser natürlich nicht versteinern könne, sondern gebunden im Gestein bleibe. Doch "Regentropfenabdrücke und sogar Blitze können versteinern", wovon sich Besucherinnen und Besucher augenfällig überzeugen können.

Mit Erderwärmung habe dieser Versteinerungsprozess nichts zu tun, erklärt Wings. Im Prinzip treffe der Regen auf weichen Schlamm, der absacke und versteinere. Überhaupt habe es schon immer einen Klimawandel gegeben. Allerdings sei der jetzige "ein menschengemachtes Problem und ein Rekord, so schnelle Umbrüche gab es noch nie", betont der Museumsleiter und zeigt auf eine überdimensionale Tafel zwischen den Vitrinen mit den steinernen Exponaten. Eindrucksvoll geben Farbringe vom kalten Blau bis zum flammenden Rot die Entwicklung der Oberflächentemperatur auf diesem Globus bis heute wieder.
Regionale Funde aus Franken zu sehen
Die vom Urweltmuseum GEOSKOP Thallichtenberg konzipierte Sonderausstellung hat das Team um Oliver Wings speziell für Bamberg um regionale Funde aus Franken erweitert. "Frisch aus den Haßbergen", so Wings, ergänzen Sedimentmarken wie Trockenrisse aus der Epoche der Trias vor 230 Millionen Jahren die Präsentation und künden von einem heißen Klima in der damaligen Zeit.
Die Ausstellung zeigt aber nicht nur spektakuläre, Jahrmillionen alte Wetter-Spuren im Gestein, sondern bietet auch mit zahlreichen Hands-On-Exponaten zu verschiedenen Wetterphänomen etwas zum Experimentieren und Mitmachen.

Die beiden Kinder Noah (9 Jahre) und Ida (5 Jahre), die mit ihren Großeltern ins Naturkundemuseum gekommen sind, bleiben fasziniert erst am simulierten Mini-Tornado stehen, dann lockt die Blitzmaschine. "Das ist lustig, die Maschine wird auf einmal ganz warm", sagt Noah während er seine Hände auf die Plasma-Kugel legt.
Mit großen Augen bestaunen die kleinen Besucher das größte Hagelkorn, das jemals dokumentiert wurde: Es hatte einen Durchmesser von 20,3 Zentimetern und fiel am 23. Juli 2010 in Vivian, South Dakota, zur Erde. Selbstredend, dass es in Bamberg nur noch eine Plastik-Nachbildung dieses Giganten gibt. Oliver Wings referiert kurz über Hagelkornmarken in feuchtem Schlamm. Und: "Ihre fossile Überlieferung ist etwa so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto!"
Das Wetter habe Einfluss auf den Menschen
Er spricht davon, dass kaum etwas die Menschheit so beeinflusst wie das Wetter: "Und auf kaum etwas haben wir selbst so wenig Einfluss, obwohl unser Wohlbefinden entscheidend vom Wetter abhängt", sagt Wings. Das Wetter habe Kriege entschieden und ganze Kulturen vernichtet. Nicht zuletzt seien Nachrichten ohne aktuellen Wetterbericht heutzutage undenkbar. "Aber was wissen wir eigentlich über das Wetter der Vergangenheit?", macht der Museumschef neugierig auf die Ausstellung, die verblüffende Antworten gibt.
Öffnungszeiten: Das Naturkundemuseum Bamberg, Fleischstraße 2, ist vom 1. April bis 30. September, Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet, vom 1. Oktober bis 31. März von 10 bis 16 Uhr. Montag geschlossen. Neben der Sonderausstellung "Versteinertes Wetter" gibt es den weltweit einzigartigen historischen Vogelsaal und die Dauerausstellung zu sehen. Mehr im Netz: www.naturkundemuseum-bamberg.de