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ZEIL
Eine Frau an der Spitze des Finanzamts
Führungswechsel am Finanzamt in Zeil. Die neue Leiterin ist Rosamunde Maier. Sie ist Nachfolgerin von Hubertus König.
Foto: Alois Wohlfahrt | Führungswechsel am Finanzamt in Zeil. Die neue Leiterin ist Rosamunde Maier. Sie ist Nachfolgerin von Hubertus König.
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 31.07.2016 03:24 Uhr

Wir schreiben das Jahr 1963. Es ist der 2. Januar. Albert Meyer betritt das Zeiler Finanzamt, meldet sich beim Geschäftsleiter und sagt: „Ich bin der Neue“. Schmunzelnd erzählt der frühere Landtagsabgeordnete und Finanzstaatssekretär Meyer, wie der Führungswechsel an der Spitze der Behörde damals vonstattengegangen ist. Weil die oberen Finanzbehörden „wegen Querelen bös' waren“ aufs Zeiler Finanzamt, gab's keine richtige Amtseinführung. Offensichtlich ist dies derzeit ganz und gar nicht der Fall, denn Albert Meyer, der dem Finanzamt sieben Jahre lang vorstand, war nur einer, von vielen geladenen Ehrengästen, Vertretern der Finanzbehörden, Kommunalpolitik und Wirtschaft.

„Sehr gefreut“ hat den 90-jährigen Meyer dieser festliche Rahmen im Zeiler Rudolf-Winkler-Haus und gefreut hat ihn obendrein, dass jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der Behörde eine Frau an der Spitze steht. Es ist die 47-jährige Rosamunde Maier. Sie ist Nachfolgerin von Hubertus König, der seit inzwischen rund einem Jahr Leiter des Weidener Finanzamtes ist.

Auf dessen Amtszeit in Zeil blickte sein Stellvertreter Theo Götz zurück, der auch zwischen Juni und Dezember 2015 die Geschicke des Amtes geleitet hatte. Das Wohl der Mitarbeiter habe für König immer oberste Priorität gehabt, so Götz. Auch habe König den Mitarbeitern Raum gelassen, eigenverantwortlich zu entscheiden. Der neuen Amtsleiterin, die sich inzwischen schon einarbeiten konnte und deren offene und humorvolle Art man schätze, sicherte er seine Unterstützung zu.

„Ein wohlbestelltes Haus“ habe Hubertus König seiner Nachfolgerin Maier hinterlassen, lobte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Steuern, Roland Jüptner. Immer wieder ging Jüptner auch auf die baugeschichtliche Historie des Hauses ein. Das Finanzamt befindet sich in einem Gebäude, das Lothar Franz von Schönborn zwischen 1695 und 1705 hatte erbauen lassen. Schon seit 1818 wurde das Gebäude als Finanzamt genutzt. „Raubritterburg“, so habe er gelesen, werde das Finanzamt manchmal wegen der Geschichte seiner Mauern genannt, so Jüptner. Diese Burg habe nun „nach dem Burgherrn, der zudem noch König hieß, nun ein Burgfräulein“.

Seit 2007 war König Leiter des Zeiler Finanzamts, sein Weg an die Spitze eines Finanzamts sei dabei kein leichter und gerader gewesen. Unter anderem die Finanzämter in Ingolstadt, München und Nürnberg waren Stationen, sowie seine Funktion als Lehrer an der Fachhochschule der sächsischen Verwaltung in Meißen. Im Jahr 2000 kehrte er zurück nach Bayern, ans Finanzamt in Coburg als Sachgebietsleiter und anschließend als Sachgebietsleiter und ständiger Vertreter des Amtsleiters beim Finanzamt Bamberg. Jüptner würdigte die Führungsleistung von Hubertus König und die Arbeit der ganzen Mannschaft von Zeil und Ebern. Die Arbeitsergebnisse könnten sich sehen lassen.

Im Gegensatz zu König war Maiers Weg an die Spitze eines Finanzamts „fast schnurgerade“, so Jüptner. 1987 stieg sie in die bayerische Steuerverwaltung ein, die sie allerdings 1994 wieder verließ, um Jura zu Ende zu studieren. 1998 wurde sie Rechtsanwältin, ein Jahr später Rückkehr in die Steuerverwaltung. Ab 2000 war sie bei den Finanzämtern Würzburg und Kitzingen. Und Jüptner zitierte aus einer ihrer Beurteilungen: Maier verfüge über hohe fachliche und soziale Kompetenz, Organisationsgeschick und die Fähigkeit, Entscheidungen zu vermitteln und durchzusetzen.

Jüptner gab zudem auch noch einen Rat mit auf den Weg, wie vor allem Führungskräfte mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen sollten: Den Gegenüber als Mensch achten und wertschätzen. Jüptner weiter: „Ohne echte Wertschätzung keine echte Wertschöpfung“.

Eine für viele über den Mitarbeiterkreis des Finanzamtes hinaus wichtige „Botschaft“ hatte Thomas Stadelmann von Jüptner vernommen, wie der Zeiler Bürgermeister in seinem Grußwort berichtete: Das Finanzamt Zeil/Ebern sei auch längerfristig gesichert.

Fotoserie

Froh über das funktionierende Finanzwesen, aber auch darüber, dass es im Flächenlandkreis Haßberge zwei Finanzamts-Standorte gebe, zeigte sich Landrat Wilhelm Schneider. Er nannte die Zeiler Behörde ein kleines, aber feines und überragendes Finanzamt.

Auf die weitere Zusammenarbeit mit der Finanzbehörde freute sich als Vertreter der Steuerberater, Michael Fritsch, Vizepräsident der Steuerberaterkammer Nürnberg.

Einen Blick zurück warf die Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, Adelheid Graf. Im Jahr 2000, damals bestand noch das Finanzamt in Hofheim, gehörten der Behörde 115 Mitarbeiter an. Aktuell sei man auf 70 geschrumpft, also 39 Prozent weniger Personal. „Und die Arbeit? Nein, sie hat definitiv nicht abgenommen“, so Graf, auch wenn man berücksichtige, dass Zuständigkeiten verlagert worden seien.

Sie forderte, der Mensch dürfe nicht in Vergessenheit geraten, ein gutes Gesundheitsmanagement sei gefordert, um Erkrankungen vorzubeugen. Im Rückblick auf Königs Zeit in Zeil lobte sie dessen Führungsstil , der geprägt gewesen sei von Menschlichkeit und immer zum Wohl der Beschäftigten. Mit einem Bild aus der Seefahrt wandte sich Graf an die neue Leiterin: Nur wenn Kapitänin und Mannschaft in die gleiche Richtung steuern, werde es gelingen, die „MS Finanzamt Zeil“ im ruhigen Fahrwasser zu halten. Und Graf hatte eine Bitte: „Funken Sie rechtzeitig SOS an unsere Reederei, mit Hauptsitz in München“, wenn unter anderem einmal den Mitarbeitern zu viel Gepäck aufgeladen werde.

Freude und Ehre sei es für sie, die Leitung übernehmen zu dürfen, so Rosamunde Maier. Als eines ihrer Ziele nannte sie, die Arbeitsbedingungen durch gesundheitsbewusste Arbeitsstrukturen zu fördern.

Vom Tage seiner Amtseinführung im Jahr 2008 berichtete König. Damals hatte er Zweifel, ob es richtig gewesen sei, sich zu bewerben. Heute sehe er es als „Privileg und Auszeichnung, in diesem Landkreis tätig gewesen zu sein“. Es sei einer der schönsten Abschnitte seines bisherigen Berufslebens gewesen.

 
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