Familiengeschichten haben seit jeher fasziniert und Autoren veranlasst, ausgiebig zu recherchieren, um eine Familiensaga zu verfassen. Generationenkonflikte mit mehreren Jahrzehnten umspannenden Zeiten charakterisieren den sogenannten Generationenroman, ein spezielles Genre der Literatur. Auch in dem Roman „Gretels Welt“ von Meredith Wayne Price werden Familiengeheimnisse mit Schauplätzen in Hofheim ausgekramt, aufgearbeitet und ausgeschmückt.
Der Autor wird seinen Roman im Rahmen des Straßenfestes am Freitag, 30. September, um 15 Uhr in der Buchhandlung Hübscher in Haßfurt vorstellen, signieren und, solange der Vorrat reicht, auch verkaufen. Am Donnerstag, 29. September, um 20 Uhr wird der Autor sein Buch bereits in der Stadtbücherei in Hofheim vorstellen.
Gemeinsam mit seinem Lebenspartner Hubert Forner lebt der pensionierte Lehrer Marty, wie sich Meredith Wayne Price gerne nennt, in Ormond Beach in Florida. Getrieben vom Forscherdrang hat sich Marty lange Jahre auf die Spurensuche der Nachfahren seines Partners begeben. Und so steht Gretel Forner, die Mutter seines Partners Hubert, im Mittelpunkt der Geschichte, die Meredith Wayne Price seinem Partner gewidmet hat.
Während eines fünfwöchigen Aufenthaltes in Deutschland hat der Autor sein Buch an mehreren Orten vorgestellt. Bevor es zurück nach Amerika geht, wird Marty seinen Roman auch in der hiesigen Region vorstellen.
Gretel Forner wurde als Eva Margarete im Jahr 1904 als Tochter von Rosa und Joseph Geier in Hofheim geboren. Im Jahre 1931 heiratete sie Otto Forner und zog mit ihm nach Stuttgart. Während des Zweiten Weltkrieges kehrte sie mit ihren Söhnen Hans, Helmut und Hubert nach Hofheim zurück. Dort war sie mit ihren Kindern bis zum Jahr 1945 evakuiert, bevor die Familie Forner später wieder nach Stuttgart zurückkehrte.
„Jeder Einzelne erlebt seine eigene Geschichte“, erzählte Marty bei der Vorstellung seines Buches in seinem Feriendomizil in Unfinden. Gretel und ihre Familie werden mit historischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts und zwei Weltkriegen konfrontiert. Ob Marty über die verbotene Liebe, einen tragischen Tod, Selbstmord, Krieg oder über heldenhafte Geschehnisse schreibt, Glück und Leid liegen in der Familiensaga eng beieinander und machen den Leser zu einem Mitglied der typisch fränkischen Familie der Gretel.
Inspiriert über die interessanten Familiengeschichten, die dem Autor mündlich überliefert wurden, zeigt er in seinem Roman zunächst die heile Welt der jungen Gretel auf. „Es ist schon unglaublich, was sich alles im Lebensumkreis der Gretel abgespielt hat“, berichtete Marty Price. „Gretels Welt“ rankt sich um ihre Kindheit, die Schulzeit und die Erlebnisse der beiden Weltkriege. Es sind allerlei Geschichten mit liebevollen Erinnerungen an Hofheim. „Ich war von Anfang an in Hofheim verliebt“, schwärmt Marty. Seine Gefühle für das kleine fränkische Städtchen hat er in seinem Buch verarbeitet, auch wenn er die Stadt fiktiv mit Überauen betitelt.
Die meisten der beschriebenen Vorgänge spielen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einige Geschichten und Personen sind zum Teil echt. Aber die meisten Namen der handelnden Personen, Orte und Daten sind frei erfunden: „Die Charaktere sind meine eigene Kreation“, erklärt Marty. Und so ist der Handlungsort eben die kleine fiktive Stadt Überauen, umgeben von einer mittelalterlichen Stadtmauer, angefüllt mit Tratsch und Gerüchten.
Kennengelernt haben sich Marty Price und Hubert Forner vor fast 40 Jahren in Stuttgart. Der Amerikaner Price unterrichtete dort in der Kaserne die Kinder der Armeeangehörigen. Und der in Stuttgart geborene Forner arbeitete als Schaufensterdekorateur. Im Jahre 1988 hatten beide ihren Lebensmittelpunkt nach Florida verlagert.
Bei den vielen Besuchen in Deutschland ließ sich Marty von den Erzählungen über die fränkischen Wurzeln seines Partners in Bann ziehen. Bei seinen Besuchen ließ er sich die Häuser zeigen, in denen Gretel Forner während ihrer Hofheimer Zeit lebte und arbeitete. Längst werden sie anders genutzt, wie der ehemalige Kolonialwarenhandel Josef Veth, in dem Gretel als junges Mädchen lernte – heute ist die Pension Krone dort zu finden. Oder sie stehen leer, wie der Gasthof „Goldener Hirsch“, in dem Gretel Geier als Bedienung arbeitete.
Nachdem Price nun nach 40 Jahren Lehrertätigkeit in Pension gegangen ist, hat er die Geschichte, die er im Laufe dieser Zeit zusammengetragen hatte, in drei Jahren zu Papier gebracht und als Roman veröffentlicht. „Ich möchte den Leser der Geschichte mit viel Gefühl einbeziehen“, sagte Marty, der viele Details minutiös aufgeschrieben hat, um so den Leser zu fesseln. Als Amerikaner hätte er nie gedacht, eine Geschichte über eine deutsche Familie zu schreiben, die ein Stück weit auch seine eigene Geschichte ist.
Der Bruder seines Partners, Dr. Helmut Forner, hat das Buch mit dem Originaltitel „Gretels Cross“ aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.