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OBERTHERES
Eine eigene Atmosphäre im Ruheforst
Natürliche Umgebung: Im Ruheforst Maintal können in einem Regenbogen-Biotop mit zwölf Beisetzungsstellen Urnen mit der Asche von totgeborenen Kindern kostenfrei beigesetzt werden, sagte der Betreiber Achim Graf von Beust (rechts) bei einer Führung.
Foto: Ulrike Langer | Natürliche Umgebung: Im Ruheforst Maintal können in einem Regenbogen-Biotop mit zwölf Beisetzungsstellen Urnen mit der Asche von totgeborenen Kindern kostenfrei beigesetzt werden, sagte der Betreiber Achim Graf von ...
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 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:50 Uhr

Stellen Sie sich vor, Sie gehen im Wald spazieren. Plötzlich treffen Sie auf einen Baum, der Ihnen gut gefällt, der Ruhe und Kraft ausstrahlt, der einmal der Ort sein könnte, wo Sie beerdigt werden möchten. Solch einen Baum kann man ab sofort im Ruheforst Maintal bei Obertheres finden, der am Montagnachmittag mit einer ökumenischen Segensfeier eröffnet wurde.

Diese Andacht, gestaltet von Oberkirchenrat i. R. Gotthart Preiser und Pfarrer Christian Lutz sowie dem Musikverein Obertheres, rührte die Teilnehmer. Denn einerseits übt der Wald eine starke Faszination aus und andererseits galt es auch, sich mit dem Thema Tod, Bestattung und Abschied auseinanderzusetzen. Passend dazu schickte der Himmel gleich etwas Regen.

Für den Betreiber Achim Graf von Beust war es eine Freude, dass sein 2012 gefasster Plan von der Errichtung eines Ruheforstes in einem Teilstück seines Waldes zwischen Obertheres und Buch nun vollendet ist. „Ein Freund hatte mich auf die Idee gebracht, und ich habe mich mit der Philosophie der Waldbestattung angefreundet“, erklärte er. Die Planungs- und Genehmigungszeit sei allerdings lang und schwierig gewesen.

Mit den Worten des Apostels Paulus „Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich“ eröffnete Pfarrer Lutz die Andacht, bevor Gotthart Preiser seine Gedanken zur Urnenbestattung im Wald darlegte. „Der Mensch möchte lieber in der wunderbaren Natur sein, als in der Enge seines Büros zu sitzen, und hier gibt es eine Ruhestätte, wo die Natur ihr freundliches Gesicht zeigt“, sagte er.

Dass das Leben endlich ist, hatte Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU) an diesem Tag hautnah erleben müssen. Betroffen vom Tod ihres 35 Jahre alten Freundes Philipp Mißfelder, sagte sie: „Man muss sich Gedanken über den Tod machen und es ist tröstend, den Glauben zu haben, dass das Leben damit nicht endet. Für mich strahlt dieser Ruheforst eine Atmosphäre aus, der man sich nicht entziehen kann.“

Auf dem ersten Naturfriedhof im Landkreis zeigte sich auch der stellvertretende Landrat Michael Ziegler (CSU) stolz. „Ich bin froh, dass der immer stärker werdende Wunsch nach alternativen Bestattungsformen hiermit erfüllt werden kann“, sagte er. Denn die Bestattungskultur habe sich massiv gewandelt. Ein Ruheforst biete die Möglichkeit, in der natürlichen, friedvollen Umgebung des Waldes, an den Wurzeln eines Baumes, beigesetzt zu werden, und den Angehörigen eine würdevolle Form des Abschieds.

Auf die überörtliche Bedeutung des Ruheforstes wies Landtagsabgeordneter Steffen Vogel (CSU) hin. Dass der Weg für den Gemeinderat nicht einfach, sondern lang und schwierig war, verdeutlichte Bürgermeister Matthias Schneider (CSU). Die Waldbestattung sei nicht unumstritten gewesen. „Doch es muss auch für jeden den idealen Ort der Ruhestätte geben und den haben wir hier gefunden“, stellte er fest. „Dieser Wald ist ein besonders schöner Ort, eine parkähnliche Anlage, in der jeder seine Seele baumeln lassen und sich an die Verstorbenen erinnern kann.“

Jost Arnold, Geschäftsführer der RuheForst GmbH, berichtete, dass der Ruheforst Maintal der 62. Ruheforst in Deutschland sei und solche Stätten besondere Standards hinsichtlich der Zusammensetzung des Waldes erfüllten. „Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben und wir müssen uns damit auseinandersetzen“, betonte er. So könne man schon zu Lebzeiten ein Ruhebiotop, wie die Ruhestätten genannt würden, unter einem Baum aussuchen.

Der Ruheforst Maintal

Der Ruheforst wird von Graf Achim von Beust betrieben und befindet sich in Trägerschaft der Gemeinde Theres. Das Recht auf Nutzung eines Ruhebiotops kann für bis zu 99 Jahre erworben werden. In einem Ruhebiotop können bis zu zwölf Personen beigesetzt werden. Die Beisetzung ist frei von Zwängen und richtet sich nach dem Willen des Verstorbenen oder dessen Angehörigen.

Auf Trauerzeremonien kann, muss aber nicht verzichtet werden; sie können individuell gestaltet werden. Eine namentliche Kennzeichnung des Grabes ist möglich. Ruhebiotope benötigen keine Pflege, da sie Teil des natürlichen Waldes sind. Sie können schon zu Lebzeiten ausgewählt werden. Die Absicherung der Kundenrechte erfolgt über einen Eintrag ins Biotopregister. Die Asche des Verstorbenen wird in einer Urne beigesetzt. Die Auswahl erfolgt gemeinsam mit Graf Achim von Beust oder Diana Tapper.

Führungen im Ruheforst Maintal finden jeden Mittwoch um 10 Uhr und jeden Sonntag um 14 Uhr, außer an gesetzlichen Feiertagen, statt. Treffpunkt ist jeweils am Parkplatz Ruheforst. Um Anmeldung unter Tel. (0 95 21) 61 88 85 wird gebeten. Weitere Informationen sind auf www.ruheforst-maintal.de erhältlich.

 
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