zurück
Limbach
Ein Wasserfahrzeug, das seinen Platz am Ufer hat: Wie in Limbach ein neues Floß entstanden ist
Das hölzerne Wasserfahrzeug erinnert an die Geschichte des Eltmanner Ortsteils. Heute dient es als Kinderspielplatz und als Identifikationsobjekt für die Limbacher.
Arbeitseinsatz für die Limbacher Flößer: Ein neues Floß muss her, denn das alte ist mittlerweile in die Jahre gekommen.
Foto: Wolfgang Aull | Arbeitseinsatz für die Limbacher Flößer: Ein neues Floß muss her, denn das alte ist mittlerweile in die Jahre gekommen.
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 29.07.2024 02:37 Uhr

Limbach, Juli 2024: Seit einigen Wochen wird transportiert, geschält, gehämmert und gebunden. Vor den erstaunten Augen Vorüberziehender entsteht hier ein neues Floß. Was hat es damit auf sich?

Über Jahrhunderte hinweg prägte die Flößerei das Arbeitsleben im Ort: Die Limbacher handelten mit Holz, bauten Flöße, verdingten sich als Knechte. Im Konvoi ging es den Main hinunter, den Rhein entlang. "Ein gefährlicher Job", berichtet Hans Bühl, und leider allzu oft ohne nachhaltige Freude: Viel Geld wurde verdient, doch heimgebracht fast nichts, denn auf dem Weg zurück, mit einer Menge Geld in der Tasche, konnten viele Beteiligte mannigfaltigen kostspieligen Verlockungen nicht widerstehen.

Das Ende der der Flößer kam mit der Eisenbahn

Das Ende der Flößerei wurde eingeläutet durch den Eisenbahnbau: Im Jahr 1852 ging die Strecke, die von Bamberg über Haßfurt nach Schweinfurt am Main entlang führt, in Betrieb. Gut 100 Jahre später, um 1955, verließ das letzte Floß die Region.

Es ist vollbracht: Rechtzeitig zum Flößerfest im August wird das Floß seiner Bestimmung übergeben
Foto: Wolfgang Aull | Es ist vollbracht: Rechtzeitig zum Flößerfest im August wird das Floß seiner Bestimmung übergeben

Landauf landab geriet die Flößerei zunehmend in Vergessenheit. Doch nicht in Limbach. Wenn schon nicht mehr im Wasser, dann sollte zumindest am Ufer ein Floß die Erinnerung an alte Tage aufrechterhalten. Und die Idee kam an: Als Spielplatz ist es begehrt, auch als Fotomotiv für Radreisende, die den Mainradweg entlang fahren, und als Identifikationsobjekt für die Bevölkerung. Dort wird gespielt, geruht und gefeiert. Alljährlich findet dort nunmehr zum 25. Mal das Flößerfest statt. Eine Veranstaltung, bei der sich mehrere Vereine zusammenfinden, um gemeinsam drei Tage lang zu feiern.

Ein Förster sorgte für das nötige Holz

Das alte Gefährt aus dem Jahre 2004 war in die Jahre gekommen, daher stand für die Limbacher Flößer fest: Ein Neubau muss her. Sie setzten sich zusammen: Hans Bühl, Hans Peter Schmitt und Johann Schmitt vom TSV 1937 Limbach, der 74-jährige Werner Geisel vom Gesangsverein Limbach, Aloisius Böhnlein vom Limbacher Krieger- und Kameradenverein, und Stefan Groh und Ingo Stößel vom Helfer-Shuttle Eltmann. Die Arbeitsvorbereitung und Organisation übernahm der 72-jährige Hans Bühl.

Mütze auf dem Kopf, Schweiß auf der Stirn: Die Flößer bei der Arbeit.
Foto: Wolfgang Aull | Mütze auf dem Kopf, Schweiß auf der Stirn: Die Flößer bei der Arbeit.

Aloisius Böhnlein holte zunächst Christian Bartsch, Förster des Stadtwaldes Eltmann, "ins Boot". Der stellte auch bereitwillig das Holz bereit: Lärche als Unterbau, Fichte im begehbaren Bereich. Noch heute ist der Holztransport in Limbach zu Hause, und so oblag es der Firma Geisel, die Stämme aus dem Wald zum Festplatz zu transportieren.

Präzisionsarbeit mit dem Gabelstapler

Dann, Mitte Juni, rückte Bühl mit einem Gabelstapler der Schlosserei Pflaum an. Zunächst musste das alte Floß zerlegt werden. "Das Schwierigste war, das bestehende Häuschen so anzuheben, dass es nicht in Stücke fiel." Doch das gelang dem Routinier bestens.

Der große Moment: Hans Bühl hebt die Hütte an, sie fällt nicht in sich zusammen.
Foto: Ralf Mühlfriedel | Der große Moment: Hans Bühl hebt die Hütte an, sie fällt nicht in sich zusammen.

Danach wurde entrindet. "Elf Freiwillige hatten sich eingefunden, bis tief in die Nacht hinein waren sie, wie im Rausch, ohne Unterlass aktiv", blickt Böhnlein zurück.

Der nächste Schritt: Zusammenstellen, aufbauen, Hütte drauf. Zu Neunt. Mit Andy Krefft kam die erforderliche Sachkunde in die Holzverarbeitung dazu. Eine Treppe kam hinzu, zwischen den Stämmen wurden Bretter verlegt. Denn: "Die Kinder sollen nicht Gefahr laufen, mit den Füßen zwischen die Stämme zu geraten", sagt Hans Bühl. Und die Hütte erhielt ein neues Dach aus Wellblech. Inzwischen hatte sich die Zahl der Arbeitsstunden auf 250 erhöht.

Sicher ist sicher: Das Floß braucht eine Absperrung

Soweit so gut. Doch die Erbauer hatten noch eine Sorge: Die Gefahr, dass ein Kind versehentlich herunterfallen könnte. Eine Absperrung musste her, und zwar noch vor dem Fest im August. Wieder ging es an die Arbeitsvorbereitung, Seile und Ständer wurden besorgt, Arbeitsgeräte ins Auto gelegt.

Generalprobe bestanden: Kinder aus dem Dorf spielen erstmals auf dem neuen Floß.
Foto: Melanie Altenhöfer | Generalprobe bestanden: Kinder aus dem Dorf spielen erstmals auf dem neuen Floß.

Am 15. Juli dann, gut drei Wochen vor dem Fest, zufriedene Gesichter. Die "Generalprobe" ist für die laufende Woche geplant: Sobald die ortsansässige Kinderschar grünes Licht gibt, gilt das Bauwerk als vollendet. Und die Kinder sind froh, dass es ein Wassergefährt ist, welches seinen festen Standort hat und niemals den Main hinunterschippern wird.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Limbach
Wolfgang Aull
Eisenbahnbau
Holzverarbeitung
Kinderspielplätze
Peter Schmitt
Standorte
TSV Burgebrach
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top