Limbach, Juli 2024: Seit einigen Wochen wird transportiert, geschält, gehämmert und gebunden. Vor den erstaunten Augen Vorüberziehender entsteht hier ein neues Floß. Was hat es damit auf sich?
Über Jahrhunderte hinweg prägte die Flößerei das Arbeitsleben im Ort: Die Limbacher handelten mit Holz, bauten Flöße, verdingten sich als Knechte. Im Konvoi ging es den Main hinunter, den Rhein entlang. "Ein gefährlicher Job", berichtet Hans Bühl, und leider allzu oft ohne nachhaltige Freude: Viel Geld wurde verdient, doch heimgebracht fast nichts, denn auf dem Weg zurück, mit einer Menge Geld in der Tasche, konnten viele Beteiligte mannigfaltigen kostspieligen Verlockungen nicht widerstehen.
Das Ende der der Flößer kam mit der Eisenbahn
Das Ende der Flößerei wurde eingeläutet durch den Eisenbahnbau: Im Jahr 1852 ging die Strecke, die von Bamberg über Haßfurt nach Schweinfurt am Main entlang führt, in Betrieb. Gut 100 Jahre später, um 1955, verließ das letzte Floß die Region.
Landauf landab geriet die Flößerei zunehmend in Vergessenheit. Doch nicht in Limbach. Wenn schon nicht mehr im Wasser, dann sollte zumindest am Ufer ein Floß die Erinnerung an alte Tage aufrechterhalten. Und die Idee kam an: Als Spielplatz ist es begehrt, auch als Fotomotiv für Radreisende, die den Mainradweg entlang fahren, und als Identifikationsobjekt für die Bevölkerung. Dort wird gespielt, geruht und gefeiert. Alljährlich findet dort nunmehr zum 25. Mal das Flößerfest statt. Eine Veranstaltung, bei der sich mehrere Vereine zusammenfinden, um gemeinsam drei Tage lang zu feiern.
Ein Förster sorgte für das nötige Holz
Das alte Gefährt aus dem Jahre 2004 war in die Jahre gekommen, daher stand für die Limbacher Flößer fest: Ein Neubau muss her. Sie setzten sich zusammen: Hans Bühl, Hans Peter Schmitt und Johann Schmitt vom TSV 1937 Limbach, der 74-jährige Werner Geisel vom Gesangsverein Limbach, Aloisius Böhnlein vom Limbacher Krieger- und Kameradenverein, und Stefan Groh und Ingo Stößel vom Helfer-Shuttle Eltmann. Die Arbeitsvorbereitung und Organisation übernahm der 72-jährige Hans Bühl.
Aloisius Böhnlein holte zunächst Christian Bartsch, Förster des Stadtwaldes Eltmann, "ins Boot". Der stellte auch bereitwillig das Holz bereit: Lärche als Unterbau, Fichte im begehbaren Bereich. Noch heute ist der Holztransport in Limbach zu Hause, und so oblag es der Firma Geisel, die Stämme aus dem Wald zum Festplatz zu transportieren.
Präzisionsarbeit mit dem Gabelstapler
Dann, Mitte Juni, rückte Bühl mit einem Gabelstapler der Schlosserei Pflaum an. Zunächst musste das alte Floß zerlegt werden. "Das Schwierigste war, das bestehende Häuschen so anzuheben, dass es nicht in Stücke fiel." Doch das gelang dem Routinier bestens.
Danach wurde entrindet. "Elf Freiwillige hatten sich eingefunden, bis tief in die Nacht hinein waren sie, wie im Rausch, ohne Unterlass aktiv", blickt Böhnlein zurück.
Der nächste Schritt: Zusammenstellen, aufbauen, Hütte drauf. Zu Neunt. Mit Andy Krefft kam die erforderliche Sachkunde in die Holzverarbeitung dazu. Eine Treppe kam hinzu, zwischen den Stämmen wurden Bretter verlegt. Denn: "Die Kinder sollen nicht Gefahr laufen, mit den Füßen zwischen die Stämme zu geraten", sagt Hans Bühl. Und die Hütte erhielt ein neues Dach aus Wellblech. Inzwischen hatte sich die Zahl der Arbeitsstunden auf 250 erhöht.
Sicher ist sicher: Das Floß braucht eine Absperrung
Soweit so gut. Doch die Erbauer hatten noch eine Sorge: Die Gefahr, dass ein Kind versehentlich herunterfallen könnte. Eine Absperrung musste her, und zwar noch vor dem Fest im August. Wieder ging es an die Arbeitsvorbereitung, Seile und Ständer wurden besorgt, Arbeitsgeräte ins Auto gelegt.
Am 15. Juli dann, gut drei Wochen vor dem Fest, zufriedene Gesichter. Die "Generalprobe" ist für die laufende Woche geplant: Sobald die ortsansässige Kinderschar grünes Licht gibt, gilt das Bauwerk als vollendet. Und die Kinder sind froh, dass es ein Wassergefährt ist, welches seinen festen Standort hat und niemals den Main hinunterschippern wird.