Eine kleine Insel im Schlosspark von Tretzendorf sei das begehrte erste Ziel so mancher Jungverliebten, sobald sie ihr Bekenntnis zur Ehe amtlich besiegelt haben. Das Fotomotiv sei faszinierend, der Hintergrund sehr ursprünglich. So war es in der jüngsten Gemeinderatsitzung in Oberaurach zu hören, doch der Weg dorthin ist seit mehreren Jahren unterbrochen, die Brücke zu marode, Ersatz steht an.
Eine neue Brücke aus Holz wäre nie in Betracht gezogen worden, weil deren Verkehrsfähigkeit nur vergleichsweise kurz gewährleistet werden könne, meinte Bürgermeister Thomas Sechser. Daher hielt er bisher eine dezente, filigrane Eisenbrücke im Barockstil für geeignet, lange verfolgte die Gemeinde dieses Ziel mit mehreren Ansätzen, doch die Vorstellung eines filigranen Metallgebildes konnte zuletzt der geballten "Kraft" der Handwerkerzunft in Form von Tretzendorfer Gemeinderäten nicht wirklich standhalten: Deren Vision ist eine Brücke aus Granit.
Ein mächtiger, 26 Tonnen schwerer Monolith läge im Steinbruch Breitbrunn, ein Überbleibsel aus dem geplatzten Traum eines Sandsteinmuseums. Einmalig könnte dies werden, erklärte in einem leidenschaftliche geführten Plädoyer der Zweite Bürgermeister Hans Albert (CSU). Eisenbrücken gäbe es überall, "was wir hier anbieten, findet sich nirgends wieder". Dieser Stein sei eine absolute Rarität, urteilte der Fachmann. Sehr umfangreiche Eigenleistung würden sie nicht scheuen, weder an Fachwissen noch an maschineller Ausrüstung einschließlich Fuhrpark litten sie Mangel, erklärte er vielversprechend. Eine Augenweide werde es. Die Säulen mit Sandstein geblendet, ein gefälliges Holzgeländer, so stelle er es sich vor. Und nochmals auf das Material zurückkommend: Alle Wege rundherum seien mit Granit gepflastert, warum nicht auch die Brücke?
Eine unendliche Geschichte?
Sechser machte deutlich, dass er sich mit diesen Gedanken anfreunden könne, ihm sei aber auch wichtig, dass diese unendliche Geschichte irgendwann doch ein Ende finden solle. Mittlerweile seit 2014 sei der Zugang zur Insel im Rathauspark gesperrt, weil die Brücke marode war und entfernt werden musste. Viele Varianten wären seitdem in gemeindlichen Gremien vorgestellt und besprochen worden. Anfang 2020 hätte der Bau- und Umweltausschuss eine Brücke in Lauter in Augenschein genommen und sich dann für eine solche aus Metall entschieden. Im Februar 2021 wäre dann im Zuge eines Vor-Ort-Termins mit Vertretern der Verwaltung, einiger Gemeinderäte sowie dem derzeitigen Besitzer Herrn Graser im Steinbruch von Breitbrunn der Stein zur Disposition gestellt worden. Graser hätte ihn der Gemeinde zum Kauf angeboten. Seitdem würden beide Varianten, Metall oder Stein, im Rennen stehen.
Daniel Markert (JB) unterstüzte das Vorhaben: "Es kommt alles aus der Heimat, es ist ein Stück Geschichte, das hat sonst keiner." Für Hans Albert gäbe es keinen besseren Standort für diesen Prachtstein, er könne prima vor Ort noch in einen gefälligen Feinschliff gebracht werden, um sich zu einem einzigartigen, wahrscheinlich weltweit einmaligen Blickfang zu entpuppen. Und er ließ keinen Zweifel, daran, dass Tretzendorf das beste Zuhause für dieses Prachtstück sei und verwiese die Steinmetzdichte im Ort.
Ob der Monolith aus seinem Dornröschenschlaf erwacht oder ob er Opfer eines zweiten geplatzten Traumes wird, konnten die gespannten Besucher nicht erfahren. Die Kostenfrage wurde in geschlossener Sitzung behandelt.
