
Paul Beinhofer hat eigene Vorstellungen, wo „geMAINsam“ Schwerpunkte setzen könnte: Auf Verfügbarkeit und Qualität von Wasser – in Zeiten des Klimawandels. Der Main-Post beantwortete der Regierungspräsident von Unterfranken die folgenden Fragen zur der von Knetzgau ausgehenden Initiative.
Frage: Wie stehen Sie persönlich zu der Initiative der Main-Anrainer, sich zu vernetzen und den Main in allen seinen Facetten wieder stärker in das Bewusstsein der Menschen am Fluss und in den Mittelpunkt Nordbayerns zu rücken?
Paul Beinhofer: Netzwerke zu bilden ist für eine nachhaltige regionale Entwicklung elementar. Das zeigen zum Beispiel unsere erfolgreichen Regionalmanagements mit den LEADER-geförderten Projekten wie dem Deutschen Burgenwinkel in den Haßbergen, der Gelben Welle zum Kanuwandern auf dem Main oder den landkreisübergreifenden Kooperationen zur Fastnachtsakademie in Franken.
Insofern begrüße ich alle Initiativen, die sich besonders im ländlichen Raum finden, um gemeinsam regionalspezifische Potenziale in Wert zu setzen und damit zur regionalen Entwicklung beizutragen.
Der Main ist als größter raum- und landschaftsprägender Fluss Unterfrankens mit seinen Auen, den Freizeitmöglichkeiten, aber auch als Bundeswasserstraße im Bewusstsein der hier lebenden Menschen aber auch der Urlauber verankert. Die Main-Radwege werden sehr stark frequentiert, von Einheimischen, von Touristen, aber auch von Tagesgästen aus dem nahen Umland wie dem Nürnberger Raum. Den Main als verbindendes Element und „entlang“ bestimmter Themen noch stärker ins Bewusstsein zu rücken, halte ich für einen guten Ansatz.
Welche Erwartungen und Hoffnungen haben Sie an die Initiative? Das mögliche Spektrum ist ja riesig und reicht von der Gewässerkunde über die Fischerei bis hin zur Freizeitgestaltung am Main. Es geht um Wirtschaft, aber auch um Wissenschaft. Welche Schwerpunkte können Sie sich vorstellen?
Beinhofer: Unterfranken ist ein Wassermangelgebiet. Und die Qualität und die Verfügbarkeit von Wasser beschäftigen die Menschen. Gerade in Unterfranken wird das Thema noch drängender werden, da wir beim Klimawandel ein Hotspot sind. Mit dem Main als zentrale Wasserader ist das Thema gut verknüpfbar. Ich würde es begrüßen, wenn die Initiative hier einen Schwerpunkt legen würde und damit auch erfolgreiche Projekte der Wasserwirtschaft, wie z.B. die Aktion Grundwasserschutz, aufgreifen würde.
Es könnten gut die Ansätze für den nachhaltigen Umgang mit unseren knappen Wasservorkommen dargestellt werden, die bei zunehmender Hitze und Trockenheit immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ich denke hier zum Beispiel an die Wasserversorgungsbilanz, an das Niedrigwassermanagement, den Alarmplan Main Gewässerökologie oder auch an Ergebnisse aus Forschungsprojekten von KLIWA (Zusammenarbeit von Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Deutschen Wetterdienst bei Fragestellungen zu Klimawandel und Wasserwirtschaft).
An eine plakative Darstellung der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die das Ziel verfolgt, bei den Flüssen und Bächen sowie dem Grundwasser den guten Zustand zu erreichen, wäre genauso zu denken wie an den angemessenen Umgang mit Sturzfluten, die durch den Klimawandel verstärkt auftreten und praktisch alle Kommunen betreffen können, oder allgemein das Hochwasserrisikomanagement.
Welchen Beitrag kann und will die Regierung von Unterfranken leisten, um die Vernetzung der Main-Anrainer und die Verwirklichung von Projekten zum Thema Main zu befördern?
BeinhofeR: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regierung haben grundsätzlich einen überörtlichen Blick und werden in verschiedenen Kontexten, zum Beispiel beim Naturschutz oder bei der Tourismusförderung und beim Regionalmanagement, die Vernetzung der Main-Anrainer und Projekte zum Thema Main befördern können.
Als „Förderagentur des Staates“ beraten wir die Gemeinde Knetzgau intensiv in Sachen Main-Informations-Zentrum (MIZ), unter anderem in den Sachgebieten „Städtebau“ und „Wasserwirtschaft“. Das werden wir fortsetzen und – wenn vernünftige, konkrete Anträge vorliegen, hoffe ich natürlich, dass wir das Projekt auch fördern können. Inhaltlich sehe ich die Möglichkeit, dass sich die Regierung fachlich beratend und auch gestaltend einbringt und sich als Kontaktstelle zur Vernetzung verschiedener Fachdisziplinen, auch die anderer Behörden, engagiert.
Im Zuge von „geMAINsam“ soll irgendwann das Main-Informationszentrum (MIZ) entstehen. Die Gemeinde Knetzgau, Initiator der Initiative „geMAINsam“, hofft, dass sie Standortgemeinde wird. Wie stehen Sie zum MIZ und der Standortfrage.
Beinhofer: Für solche Großprojekte, für die Besucherzahlen überlebensentscheidend sind, ist es wichtig, dass sie erreichbar und authentisch in ihrer Lage sind. Als Grundzentrum in zentraler Lage an Main und überregionalem Straßennetz ist Knetzgau nicht nur verkehrlich gut angebunden, sondern bietet noch viele weitere Anknüpfungspunkte, die einem MIZ zuspielen könnten, zum Beispiel Einkaufs-, Gastronomie- und Übernachtungsmöglichkeiten oder weitere Kultur- und Freizeitangebote wie die Kanu-Anlegestelle der Gelben Welle oder das „Dorf am Fluss“. Hinzu kommt, dass das projizierte Gelände ja bereits bebaut bzw. versiegelt ist und damit ressourcenschonend nachgenutzt werden kann. Inwieweit hier wasserwirtschaftliche Belange bezüglich Hochwasser/Überschwemmungsgebiet noch berücksichtigt werden müssen, ist bei der Plankonkretisierung zu klären.