Jochen Hutzel aus Prappach spielt seit gut 40 Jahren Dudelsack
(rv) Ein kleiner Vorgarten in Prappach. Die Vögel zwitschern. Die Sonne scheint. Und plötzlich ertönt das laute, kräftige, leicht quäkige Spiel eines Dudelsacks. Betätigt wird er – so scheint es zumindest – von einem echten Schotten. Doch dieser „Schotte“, der da in voller Montur im Garten steht und Musik macht, ist der Prappacher Jochen Hutzel. Seit mittlerweile gut 40 Jahren beherrscht er die Kunst des Dudelsackspielens.
Der Dudelsack ist das Nationalinstrument der Schotten. „In Schottland lernen die Kinder das Dudelsackspielen in der Schule“, erklärt Jochen Hutzel. Doch wie kommt ein Prappacher aus dem Haßbergkreis zu diesem außergewöhnlichen Instrument? 1970 war Jochen Hutzel für ein Jahr zu Gast an einem Londoner Gymnasium. Viele Lehrer dieser Schule kamen aus dem Norden Englands. Diese hätten ihm Nordengland und besonders Schottland empfohlen, erzählt Jochen Hutzel. „Und daraufhin bin ich hingefahren.“ Mitgebracht hat er von dieser Reise die Begeisterung für die schottischen Highlands ebenso wie die Sympathie für die Schotten, die er „als sehr, sehr nette, freundliche Menschen“ kennengelernt hat, und eben das Dudelsackspiel.
Der Dudelsack selbst setzt sich aus einem Mundstück, einem Blasebalg, einer Blockflöte sowie drei weiteren Rohren zusammen. Durch das Mundstück (Blowpipe) muss der Spieler den Blasebalg zunächst mit Luft füllen. Die Luft kommt beim Dudelsackspielen also nicht von außen, sondern vom Musiker selbst. Auf der Blockflöte (Chanter) stehe dann bei den großen Dudelsäcken eine Oktave zur Verfügung, wie Jochen Hutzel erklärt. Über die drei Rohre, die sogenannten Drones, strömt dann die Luft nach außen. „Und das gibt eben diesen lauten, ja kriegerischen Klang.“
Das Spielen des Dudelsacks sei nicht bloß schwierig, sondern sehr schwierig, erzählt Jochen Hutzel. „Es kann sehr viel passieren. Es ist kein Klavier, wo ich mich hinsetze und die Tasten drücke. Denn ich muss erst mal vorbereiten und es gibt sehr viele Möglichkeiten, dass der Dudelsack eben nicht funktioniert, weil dieser Luftstrom irgendwo unterbrochen wird und das macht das Spielen sehr, sehr schwer.“ Eigentlich müsse man jeden Tag spielen. Jochen Hutzel sagt: „Ich bin so weit, dass ich den Dudelsack betätigen kann, dass er schottisch wirkt.“ Vor allem die Verzierungsnoten, die grace notes, zu spielen, erfordere „unendlich viel Übung – und da bin ich eben auch immer noch am Lernen“, erklärt er weiter.
Zu einem waschechten Dudelsackspieler gehört neben dem Instrument dann auch noch die entsprechende Kleidung. Der Schottenrock (Kilt) darf da natürlich nicht fehlen. Hinzu kämen desweiteren eine Jacke, ein schönes Hemd und zum Beispiel auch eine Tasche – der sogenannte Sporran, in der man seine Utensilien aufbewahren könne, erklärt Jochen Hutzel. Das besondere Highlight ist aber der Feather Bonnet. Diese stolze Kopfbedeckung ist aus echten Straußenfedern hergestellt. Die Schuhe eines Dudelsackspielers sind nach oben offen, so habe früher bei einem Lauf durch das Moor, das Moorwasser wieder abfließen können, berichtet Jochen Hutzel.
Der Dudelsack wurde ursprünglich auch als Kriegsinstrument eingesetzt, wie Jochen Hutzel zu berichten weiß. Heute sind da die Anlässe friedlicherer Natur. Und so kann es schon mal passieren, dass auf einer Hochzeit oder einer anderen Feierlichkeit in den Haßbergen ein „echter“ Schotte einen Auftritt hat. Der Dudelsack sei hier natürlich ein besonderer Farbtupfer, bestätigt Jochen Hutzel. Und er könne in aller Bescheidenheit sagen, dass die Leute begeistert seien, obwohl er nicht der beste aller Dudelsackspieler sei, wie Jochen Hutzel mit einem Schmunzeln anfügt.
In Schottland ist er auch schon einmal aufgetreten – zumindest fast. Auf der Rückreise aus Schottland habe er einmal auf der Fähre Dudelsack gespielt. „Und da kamen sehr, sehr viele Ausländer. Ich erinnere mich noch. Ungarn, die mit einer Begeisterung, mich fotografiert hatten. ?Da ist ein Schotte, da ist ein Schotte.‘ Und der kam halt aus Deutschland“, berichtet Jochen Hutzel lächelnd.
Sein Dudelsack sei aber „natürlich“ original aus Schottland. „Es ist ein edles schottisches Instrument“, sagt Jochen Hutzel.